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Landwirtschaftszählung verschleiert Bemühungen um mehr Tierwohl und Umweltschutz

Das Bundesstatistikamt hat erste Ergebnisse der Landwirtschaftszählung 2020 veröffentlicht. Die Zahlen sind interessant, verstecken jedoch den Wandel hin zur Erfüllung der gesellschaftlichen Ansprüche.

Lesezeit: 4 Minuten

Nach und nach veröffentlicht das Statistische Bundesamt (Destatis) die Ergebnisse der Landwirtschaftszählung 2020. Vor kurzem wurden die in der Tierhaltung dominierenden Haltungsformen vorgestellt: Demnach wurden zum Stichtag 1. März 2020 83 % der Rinder in Deutschland überwiegend im Laufstall gehalten, 73 % der Schweine werden auf Vollspaltenboden versorgt und zwei Drittel der Legehennen in Bodenhaltung.

„Die Landwirtschaftszählung bringt immer interessante Zahlen mit sich und belegt die Entwicklung der Landwirtschaft der vergangenen zehn Jahre. Aber sie zeigt nicht, welche fortschrittlichen Wege die Landwirtschaft eingeschlagen hat, um den gesellschaftlichen Ansprüchen nach mehr Tierwohl und Naturschutz gerecht zu werden“, erklärt dazu Landvolk-Vizepräsident Ulrich Löhr.

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So zeigen die Zahlen beispielsweise im Zehnjahresvergleich einen Rückgang der Weidehaltung. 2010 hatten noch 37 % der Rinder die Möglichkeit zum Weidegang, zum Stichtag 2020 konnten noch 3,6 Mio. Rinder und damit rund 31 % aller Rinder in Deutschland auf Weiden grasen. „Niedersachsen ist hier als Land mit dem zweitgrößten Rinderbestand mit 34 % nach Schleswig-Holstein auf Platz zwei“, verweist Landvolk-Vizepräsident Manfred Tannen auf die regional großen Unterschiede in der Weidehaltung: In Bayern, wo die meisten Rinder gehalten werden, lag der Anteil der Weidenutzung mit 17 % aufgrund anderer Ausgangsbedingungen deutlich unter dem Bundesdurchschnitt.

Als weiteres Indiz für die Anstrengungen beim Tierwohl sieht Tannen zum einen den Rückgang der Anbindehaltung deutschlandweit um mehr als 11 %, sowie die Zunahme der Laufställe um über 8 %. „Viele Milchviehhalter Niedersachsens ermöglichen ihren Tieren den Weidegang oder investieren in moderne Offen-Ställe. Das bestätigt uns auch eine Studie des Thünen-Instituts. Es sind zumeist die kleineren Betriebe, die aufgrund steigender Kosten und niedriger Milchpreise, notwendige Stallumbauten nicht finanzieren können. Besonders Milchviehbetriebe, die auf Moorstandorten oder in Vogelschutzgebieten wirtschaften, haben mit den neuen Regelungen zur GAP mit deutlichen wirtschaftlichen Nachteilen zu rechnen. Die vom Land geplante Weideprämie ist gut gemeint, hilft aber den vielen Betrieben nicht, deren Grünlandflächen zu weit vom Melkstand auf der Hofstelle entfernt sind“, erklärt Tannen.

„Gerade bei den Schweinehaltern ist die Bereitschaft zum Umbau von Ställen größer, als das aus der aktuellen Landwirtschaftszählung 2020 hervorgeht“, erklärt auch Landvolk-Vizepräsident Jörn Ehlers. Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen haben zusammen fast 17 Mio. Haltungsplätze der insgesamt 28 Mio. Plätze deutschlandweit. Diese sind in den vergangenen zehn Jahre um 3 % zurückgegangen.

„Das Problem ist die Unsicherheit über die Rahmenbedingungen in den nächsten Jahren, die auch über die unverzichtbare Wirtschaftlichkeit von Investitionen in Stallumbauten entscheiden. Unsere Schweinehalter können sich nicht in Schulden stürzen, solange die Politik sich wie in den letzten Jahren als unzuverlässiger Akteur erweist. Alle wollen mehr Tierwohl im Schweinestall, aber keiner will die dafür notwendigen Umbaugenehmigungen erleichtern und die höheren Kosten schultern“, zeigt Ehlers das Dilemma auf.

Die Situation werde sich erst ändern, wenn der Rechtsrahmen Tierwohlumbauten unterstützt und Finanzierungskonzepte, wie von der Borchert-Kommission, praxisgerecht mit Investitions- und laufender Förderung umgesetzt wird, ist Ehlers überzeugt. Seitdem vor gut zehn Jahren die Käfighaltung am 1.1.2010 in Deutschland verboten wurde, sind für die fast 61 Mio. Legehennen die Bodenhaltung mit 65 % und die Freilandhaltung mit 31 % vorherrschend. Letztere konnte in den vergangenen Jahren ihren Anteil von einst 17 % fast verdoppeln.

In Niedersachsen gibt es mit 22,1 Mio. die meisten Haltungsplätze für Legehennen, es folgen Bayern und NRW mit 5,9 bzw. 5,5 Mio. Plätzen. Gerade der neue Trend mit mobilen Hühnerställen wird hier in seinem großen Wachstum noch nicht erfasst sein. „Die Freilandhaltung bei Hühnern mit ihrer Pflichtkennzeichnung ist der Beweis, dass sich die deutsche Landwirtschaft auf den Wandel mit großer Investitionsbereitschaft eingestellt hat. Nun ist es für einen fairen Wettbewerb auf einem europäischen Markt wichtig, dass die Käfighaltung in anderen EU-Ländern ebenfalls verboten wird bzw. zumindest gekennzeichnet werden muss. Das gilt besonders für das Verarbeitungs-Ei in den verschiedensten Lebensmittelprodukten“, erklärt hierzu Vize-Präsident Ulrich Löhr abschließend.

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