Lebensmittelhandel erwartet härteren Wettbewerb durch Amazon Fresh
Durch den offiziellen Start des Lebensmittel-Lieferdienstes Amazon Fresh wird sich der Wettbewerb im Lebensmittelhandel weiter verschärfen. Davor warnt der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Stefan Genth.
Durch den offiziellen Start des Lebensmittel-Lieferdienstes Amazon Fresh wird sich der Wettbewerb im Lebensmittelhandel weiter verschärfen. Davor warnt der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Stefan Genth.
Seit Donnerstag können Prime-Mitglieder in Teilen von Berlin und Potsdam den Service nutzen und sich z.T. am Tag der Bestellung ihren Lebensmitteleinkauf inklusive Frische und TK-Artikel nach Hause liefern lassen (wir berichteten).
Der Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV) betonte laut der Zeitschrift "Lebensmittelpraxis", durch den Start von Amazon Fresh könne wieder Bewegung in den hochkonzentrierten deutschen Lebensmittelmarkt kommen, der bislang von Edeka, Rewe, Aldi und der Schwarz-Gruppe mit dem Discounter Lidl dominiert wird. Dies könne Vorteile für Verbraucher bringen. Allerdings müsse darauf geachtet werden, dass auch eine übermäßige Marktmacht von Amazon vermieden werde.
Der Lebensmittelhandel muss Amazon nicht fürchten
Gelassener bewertet dagegen HDE-Präsident Josef Sanktjohanser den Einstieg. "Keine Frage, wenn Amazon demnächst mit dem Verkauf von Lebensmitteln durchstartet, wird das den deutschen Lebensmittelhandel (LEH) kräftig durchrütteln", sagte er bei XING.
Bisher wird nur ein Prozent des Lebensmittelumsatzes online erzielt, es sei also noch reichlich Luft nach oben. "Heute sehen wir zwar ein hohes Interesse bei Verbrauchern, denen Bequemlichkeit und Zeitersparnis besonders wichtig ist, aber noch keinen massiven Druck von Kundenseite. Das kann sich schnell ändern, denn immer mehr Haushalte der digitalen Generation werden die Online-Umsätze mit Lebensmitteln forcieren", so Sanktjohanser auf dem Portal.
Besonders Händler in Ballungsgebieten drohten künftig vom Wachstum abgekoppelt zu werden, wenn sie ihre Kunden nicht stationär und online bedienen können. Die Rentabilität von Standorten werde in Frage gestellt, sie laufen Gefahr, in existenzielle Schieflagen zu geraten.
Der Kunde profitiert vom Wettbewerb
Erst ein Drittel der Konsumenten hat bisher Lebensmittel im Netz bestellt, lediglich sechs Prozent der Kunden gehören zu den regelmäßigen Online-Food-Shoppern. Fragt man Konsumenten heute, warum sie ihre Lebensmittel nur selten online kaufen, geben sie die Zufriedenheit mit dem Lebensmittelgeschäft in der Nähe ihres Wohnorts als wesentlichen Grund an.
"Viele haben Spaß am stationären Lebensmitteleinkauf oder Bedenken bezüglich Qualität und Frische online bestellter Lebensmittel. Nirgendwo ist das Netz an Supermärkten und Discountern so dicht wie hierzulande. Nirgendwo ist der Wettbewerb deshalb härter, als im deutschen Lebensmittelhandel", so der Handelspräsident. Profiteur sei immer der Verbraucher: Das Preis-Leistungs-Verhältnis im deutschen Lebensmittelhandel suche international seinesgleichen. Das ist laut Sanktjohanser ein Pfund, mit dem der Einzelhandel wuchern kann.
"Die Kunden des LEH in Deutschland haben ein anderes Konsumverhalten, als in anderen Ländern. So sind sie anders als etwa in der Schweiz nicht bereit, für Lieferungen und Service extra zu bezahlen. Auch werden hier noch viele Rohprodukte gekauft, die zu Hause frisch verarbeitet werden. In den Niederlanden beispielsweise ist der Anteil an Convenience-Produkten wesentlich höher, was eher den Konsumgewohnheiten von onlineaffinen Verbrauchern entspricht. Amazon steht also vor großen Herausforderungen, zumal der deutsche Markt keine großen Margen verspricht", vermutet Sanktjohanser.
Alle Vertriebskanäle müssen genutzt werden
Sollten sich Prognosen als zutreffend erweisen, die von einer Umschichtung von sechs bis acht Milliarden Euro vom Off- in den Online-Handel ausgehen, würde der stationäre LEH fünf Prozent seines Umsatzes verlieren. Das stellt nach Ansicht des Branchenkenners sein Geschäftsmodell nicht in Frage. Mit Amazon Fresh sei nun aber ein zusätzlicher Player im Spiel, der sich sein Stück von den Lebensmittelumsätzen abschneiden will. "Die Lebensmittelhändler haben in der Vergangenheit immer wieder bewiesen, dass ihre Geschäftsmodelle international wettbewerbsfähig sind. Beim digitalen Wandel wird es darauf ankommen, die stationären Stärken auf alle Vertriebskanäle zu übertragen", zeigt er sich zuversichtlich.
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Durch den offiziellen Start des Lebensmittel-Lieferdienstes Amazon Fresh wird sich der Wettbewerb im Lebensmittelhandel weiter verschärfen. Davor warnt der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Stefan Genth.
Seit Donnerstag können Prime-Mitglieder in Teilen von Berlin und Potsdam den Service nutzen und sich z.T. am Tag der Bestellung ihren Lebensmitteleinkauf inklusive Frische und TK-Artikel nach Hause liefern lassen (wir berichteten).
Der Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV) betonte laut der Zeitschrift "Lebensmittelpraxis", durch den Start von Amazon Fresh könne wieder Bewegung in den hochkonzentrierten deutschen Lebensmittelmarkt kommen, der bislang von Edeka, Rewe, Aldi und der Schwarz-Gruppe mit dem Discounter Lidl dominiert wird. Dies könne Vorteile für Verbraucher bringen. Allerdings müsse darauf geachtet werden, dass auch eine übermäßige Marktmacht von Amazon vermieden werde.
Der Lebensmittelhandel muss Amazon nicht fürchten
Gelassener bewertet dagegen HDE-Präsident Josef Sanktjohanser den Einstieg. "Keine Frage, wenn Amazon demnächst mit dem Verkauf von Lebensmitteln durchstartet, wird das den deutschen Lebensmittelhandel (LEH) kräftig durchrütteln", sagte er bei XING.
Bisher wird nur ein Prozent des Lebensmittelumsatzes online erzielt, es sei also noch reichlich Luft nach oben. "Heute sehen wir zwar ein hohes Interesse bei Verbrauchern, denen Bequemlichkeit und Zeitersparnis besonders wichtig ist, aber noch keinen massiven Druck von Kundenseite. Das kann sich schnell ändern, denn immer mehr Haushalte der digitalen Generation werden die Online-Umsätze mit Lebensmitteln forcieren", so Sanktjohanser auf dem Portal.
Besonders Händler in Ballungsgebieten drohten künftig vom Wachstum abgekoppelt zu werden, wenn sie ihre Kunden nicht stationär und online bedienen können. Die Rentabilität von Standorten werde in Frage gestellt, sie laufen Gefahr, in existenzielle Schieflagen zu geraten.
Der Kunde profitiert vom Wettbewerb
Erst ein Drittel der Konsumenten hat bisher Lebensmittel im Netz bestellt, lediglich sechs Prozent der Kunden gehören zu den regelmäßigen Online-Food-Shoppern. Fragt man Konsumenten heute, warum sie ihre Lebensmittel nur selten online kaufen, geben sie die Zufriedenheit mit dem Lebensmittelgeschäft in der Nähe ihres Wohnorts als wesentlichen Grund an.
"Viele haben Spaß am stationären Lebensmitteleinkauf oder Bedenken bezüglich Qualität und Frische online bestellter Lebensmittel. Nirgendwo ist das Netz an Supermärkten und Discountern so dicht wie hierzulande. Nirgendwo ist der Wettbewerb deshalb härter, als im deutschen Lebensmittelhandel", so der Handelspräsident. Profiteur sei immer der Verbraucher: Das Preis-Leistungs-Verhältnis im deutschen Lebensmittelhandel suche international seinesgleichen. Das ist laut Sanktjohanser ein Pfund, mit dem der Einzelhandel wuchern kann.
"Die Kunden des LEH in Deutschland haben ein anderes Konsumverhalten, als in anderen Ländern. So sind sie anders als etwa in der Schweiz nicht bereit, für Lieferungen und Service extra zu bezahlen. Auch werden hier noch viele Rohprodukte gekauft, die zu Hause frisch verarbeitet werden. In den Niederlanden beispielsweise ist der Anteil an Convenience-Produkten wesentlich höher, was eher den Konsumgewohnheiten von onlineaffinen Verbrauchern entspricht. Amazon steht also vor großen Herausforderungen, zumal der deutsche Markt keine großen Margen verspricht", vermutet Sanktjohanser.
Alle Vertriebskanäle müssen genutzt werden
Sollten sich Prognosen als zutreffend erweisen, die von einer Umschichtung von sechs bis acht Milliarden Euro vom Off- in den Online-Handel ausgehen, würde der stationäre LEH fünf Prozent seines Umsatzes verlieren. Das stellt nach Ansicht des Branchenkenners sein Geschäftsmodell nicht in Frage. Mit Amazon Fresh sei nun aber ein zusätzlicher Player im Spiel, der sich sein Stück von den Lebensmittelumsätzen abschneiden will. "Die Lebensmittelhändler haben in der Vergangenheit immer wieder bewiesen, dass ihre Geschäftsmodelle international wettbewerbsfähig sind. Beim digitalen Wandel wird es darauf ankommen, die stationären Stärken auf alle Vertriebskanäle zu übertragen", zeigt er sich zuversichtlich.