Was können der Lebensmittelhandel und die Food-Branche zum Schutz der biologischen Vielfalt beitragen? Das war das Leitthema einer Tagung das Global Nature Fund (GNF) und des BioRegio-Instituts in Fulda.
„Wir wissen heute genug, um zu agieren und effektive Maßnahmen zur Förderung der biologischen Vielfalt umzusetzen. Pilotprojekte alleine stoppen jedoch den Verlust der Biologischen Vielfalt nicht. Wir müssen alle zusammen schneller werden und viel breiter in die Fläche kommen, um eine Trendwende in den globalen Anbauregionen wie auch in unseren deutschen Agrarlandschaften zu erreichen“, umriss Marion Hammerl, Präsidentin des Global Nature Fund, die Herausforderung der Zukunft.
Biodiversität als Wettbewerbsvorteil
„Der Schutz der Biodiversität wird inzwischen als Wettbewerbsvorteil gesehen“, so Hammerl. Das sei gut, denn es unterstreiche, dass das Thema an Bedeutung gewinnt. Dies dürfe die Lebensmittelbranche jedoch nicht davon abhalten, dazu intensiver zusammenzuarbeiten. Der Global Nature Fund hat gemeinsam mit Vertretern der Branche Basis-Kriterien erarbeitet, auf deren Grundlage ein unternehmensübergreifendes Monitoringsystem sowie Fortbildungen für Landwirte und Auditoren, Produktmanager und Einkäufer entwickelt werden können. Ein wichtiges Feld seien auch faire und attraktive Anreize zur Beteiligung für die Landwirte.
Dazu gehört auch der Einsatz für eine Veränderung der politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zugunsten der biologischen Vielfalt. Die Verbindung und wechselseitige Abhängigkeit des Klimaschutzes und des Schutzes der biologischen Vielfalt müsse davon wegführen, in sogenannten Silos zu denken und zu handeln, so die GNF-Präsidentin weiter. Es steigere die Unterstützung im eigenen Unternehmen, wenn man Klima und Biodiversität gleichzeitig schützt, was bei vielen Schutzmaßnahmen auf landwirtschaftlichen Flächen fast automatisch der Fall sei.
Forderung von "wahren" Preisen
Die Kommunikation der Lebensmittelunternehmen müsse in Zukunft jedoch kohärent sein, war ein Tenor der Tagung. Eine Botschaft der „heilen Welt“ und ein gleichzeitiges Preisdumping bei Lebensmitteln passten nicht mehr zusammen, so Stimmen in der Abschlussdiskussion. Mittelfristig könne keiner dabei gewinnen, auch nicht die Unternehmen.
Es brauche dringend „wahre Preise“, bei denen soziale und Umweltkosten berücksichtigt werden, für die jetzt die Gesellschaft aufkommt. Damit würde sich diese verkehrte Markt-Welt umdrehen und Nicht-Nachhaltig-Produzieren sich nicht mehr lohnen, so der Konsens. In der Schaffung „wahrer Preise“ und eines „Level Playing Field“ für nachhaltige Lebensmittel - insbesondere durch die Abschaffung aller biodiversitäts- und klimaschädlichen Subventionen sowie Besteuerung und Verteuerung aller Formen der Naturzerstörung und Emission von Treibhausgasen - sehen Global Natur Fund und BioRegio-Institut daher auch den Appell der Tagung an die Politik.