Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und seine Kabinettskollegin Steffi Lemke haben in den vergangenen Monaten keinen Hehl aus ihrer Ablehnung von Biokraftstoffen auf Basis von Anbaubiomasse gemacht. Nun wird es offenbar konkret.
Sie werde in Abstimmung mit dem BMEL „so schnell wie möglich“ eine gesetzliche Grundlage zum Ausstieg aus Agrokraftstoffen ins Bundeskabinett einbringen, kündigte Bundesumweltministerin Steffi Lemke zum Auftakt des Agrarkongresses ihres Ministeriums heute in Berlin an.
„Agrosprit“ laut Lemke keine zukunftsfähige Option
Angesichts der multiplen weltweiten Krisen beim Klima- und Artenschutz, aber auch der Ernährungssicherheit sei „Agrosprit“ keine zukunftsfähige Option, sagte die Ministerin. Verzehrgeeignete Pflanzen gehören nach ihrer Auffassung „auf den Teller, nicht in den Tank“. Weiter ausbauen will sie jedoch den Einsatz von Reststoffen aus der Land- und Ernährungswirtschaft zur Herstellung von Biokraftstoffen.
Wissing aber noch dagegen
Lemke kann dabei auf Özdemirs Unterstützung zählen, hatte dieser schon im vergangenen Jahr den Slogan „Teller first“ herausgegeben. Auch bei der nachhaltigen Nutzung von Ackerflächen müsse die menschliche Ernährung Vorrang haben, stellte der Grünen-Politiker heute nochmals klar. Dem Vernehmen nach hält Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing (FDP) allerdings noch dagegen.
Greenpeace spricht von überfälliger Entscheidung
Bei Umweltschutzorganisationen dürften die beiden ausstiegswilligen Minister aber offene Türen einrennen. Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Matthias Lambrecht begrüßte die Ankündigung der grünen Minister. Nach seiner Auffassung ist es „längst überfällig, dass Lemke und Özdemir jetzt schnell Schluss damit machen wollen, wertvolle Lebensmittel in Verbrennungsmotoren zu verheizen“. Biosprit schützt das Klima nur auf dem Papier und Essen gehört auf den Teller, nicht in den Tank.