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Lieferketten in Krisenzeiten sichern: Was muss sich ändern?

Im Rahmen der von top agrar veranstalteten Diskussionsrunde „Landwirtschaft im Dialog“ tauschten sich Wirtschaftsvertreter, Politiker, Landwirte und Wissenschaftler über Lieferkettenprobleme aus.

Lesezeit: 4 Minuten

Der Saal in der hessischen Landesvertretung war bis zum letzten Platz gefüllt. Denn die Gästeliste der von top agrar ins Leben gerufenen Diskussionsveranstaltung „Landwirtschaft im Dialog" versprach eine hochkarätige und engagierte Diskussion und das Thema "Lieferketten in Krisenzeiten sichern" ist durch die Corona-Pandemie und den Krieg in der Ukraine präsenter denn je.

Umweltministerin Lemke: Nahrungsmittel als Waffe

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Den Auftakt der Veranstaltung machte Bundesumweltministerin Steffi Lemke. In ihrem Impulsvortrag betonte sie: „Nahrungsmittel sind zur Waffe geworden und Lieferketten sind durch die vielen globalen Krisen noch instabiler geworden als sie das zu Zeiten der Corona-Pandemie bereits gewesen sind“, so Lemke.

Auch verwies sie auf die Notwendigkeiten intakter natürlicher Ressourcen für eine langfristige und nachhaltige Landwirtschaft. Gerade das Thema Biodiversität und Bodenschutz seien für sie wichtige Zukunftsthemen. Die Ministerin betonte in diesem Zusammenhang die Wichtigkeit des Montrealer Artenschutzabkommen für die globale Zukunft.

Krise ohne Ende?

In der folgenden Podiumsdiskussion ging es dann um die Details der Lieferkettenproblematiken. Die Eingangsfrage lautete: „Die Welt im Dauerkrisenmodus: Wie wichtig sind anpassungsfähige Lieferketten?“. Hier diskutierten DBV-Vizepräsidentin Susanne Schulze Bockeloh mit Rewe-Vorstand Hans-Jürgen Moog, Oliver Sitar von der EU-Kommission sowie Hubert Heigl, Naturland-Präsident.

Moog machte gleich zu Beginn deutlich, dass die Lieferketten im Handel seit drei Jahren enorm unter Druck stünden. Von den just-in-time bestellten Waren würde Rewe derzeit meist nur 80 % geliefert bekommen. SusanneSchulze Bockeloh mahnte an, dass für eine krisenfeste Versorgung insbesondere ausreichend Grundnahrungsmittel in Deutschland produziert werden müssen. Neben Weizen und anderen Ackerfrüchten zählen für sie auch tierische Produkte wie Fleisch und Milch dazu. Doch gerade in der Schweinehaltung seien die Bestände in Deutschland in den letzten Jahren um gut fünf Millionen Tiere zurückgegangen. Hier müsse man aufpassen, das man sich nicht zu stark von Importen abhängig mache, so Schulze Bockeloh. Zwar könne man in Europa genügend Schweinefleisch aus Spanien oder anderen EU-Ländern importieren, dochfalls die Lieferketten auch hier mal reißen sollten, hätten wir deutschen Verbraucher ein Problem. Daher plädierte sie für eine starke heimische Produktion.

Heigl: Natürliche Ressourcen im Blick behalten

EU-Kommissionsvertreter Oliver Sitar erwiderte darauf, dass wir auf EU-Ebene in vielen Bereichen Netto-Exporteure seien. "Wir produzieren hier mehr Lebensmittel als wir konsumieren", so Sitar. Schulze Bockeloh sah jedoch auch die Gefahr der Versorgungssicherheit bei gestörten Lieferketten innerhalb der EU. Dem stimmte Naturland-Präsident Hubert Heigl zu, machte jedoch auch deutlich, dass für eine stabile nachhaltige Erzeugung auch die natürlichen Ressourcen mit in den Fokus gerückt werden müssten. Ihm sei auch wichtig im Hinblick auf die Stabilisierung der heimischen Produktion, das langfristige Lieferverträge mit planbaren Preisen zwischen den Produzenten und Abnehmern verhandelt werden.

Verändert die Krise langfristige die Ernährungstrends?

Für die zweite Talkrunde bat das top agrar-Moderatorenduo Marcus Arden und Guido Höner Vertreter aus Wissenschaft, Handel und Verbraucherschutz auf die Bühne, um über das geänderte Konsumverhalten von Verbrauchern durch die Krise zu sprechen.

Michaela Schröder vom Verbraucherzentrale Bundesverband ist fest davon überzeugt, dass der derzeitige Schwenk der Konsumenten hin zu preiswerteren Lebensmittel nicht von Dauer sein wird. "Nachhaltigkeit und Regionalität bleiben im Bewusstsein", so Schröder. Sie forderte eine noch klarere Kennzeichnung von Regionalität.

Prof. Dr. Thomas Vogler, Professor für Handelsmanagement an der TH Ingolstadt, betrachtet das Bild ebenfalls differenziert. Bevölkerungsschichten mit hohen Einkommen würden sich bei der Wahl ihrer Lebensmittel auch in der aktuellen Zeit nicht unbedingt einschränken, doch diese Gruppe sei kleiner geworden. "Wir brauchen auch in Zukunft preisgünstige Einstiegs-Lebensmittel und nicht nur die derzeit von vielen Seiten geforderten höherpreisigen Tierwohlprodukte", so Vogler.

Clemens Bauer, Geschäftsleiter Marketing bei Rewe, konnte diese Einschätzungen mit Erfahrungen aus der Praxis bestätigen. So sei Bio angesichts extrem hoher Inflationsraten von einem Wachstumsmarkt zu einem derzeit stagnierenden Segment geworden. Dabei gab er zu bedenken, dass sich im Vergleich zu früher etwas gewandelt habe. Früher seien Nachhaltigkeitsthemen schneller verdrängt worden, heute bleiben sie in den Köpfen: „Der Klimawandel ist nach wie vor unter den Top drei Ängsten, die die Deutschen haben.“

Hier finden Sie nochmal die gesamte Veranstaltung im Stream.

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