Für nicht gerechtfertigt halten Agrarökonomen des Thünen-Instituts für Ländliche Räume die Gleichsetzung von Nachfolgeunternehmen der landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) mit „Mehrfamilienunternehmen“.
In einem Beitrag zur diesjährigen Tagung der Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaus (GEWISOLA) schlagen die Wissenschaftler vor, „LPG-Nachfolgeunternehmen“ als „Gruppenunternehmen“ zu betrachten. Ihre Begründung: In vielen Nachfolgeunternehmen fehlten mittlerweile die generationsübergreifenden familiären Bindungen.
Dr. Lutz Laschewski und Andreas Tietz und kommen im empirischen Teil ihrer Studie „Identität und Stabilität von Mehrfamilienunternehmen“ zum Ergebnis, dass sich insbesondere beim Generationswechsel in den Nachfolgeunternehmen entscheidet, ob eine gemeinsame Identität erhalten bleibt.
In vielen Fällen erweise sich der Generationenübergang als „Identitätskrise“. Es mangle an Vorstellungen, wie das Unternehmen an die nächste Generation übergeben werden könne. Bei diesem Übergang werde in den Vorständen darüber entschieden, ob ein Nachfolgeunternehmen verkauft, die „innere Transformation zu Einzelunternehmen“ erfolge oder der Fortbestand als kollektives Unternehmen angegangen werde.
Nach den Erkenntnissen der Thünen-Wissenschaftler entwickelt eine Vielzahl der zweiten Generation der Nachfolgeunternehmen ein anderes Selbstverständnis als das Vorgängerunternehmen.