DBV-Situationsbericht
Mehr Fremdkapital, aber weniger Zinsaufwand in der Landwirtschaft
Fremdkapital ist in vielen Betrieben ein wichtiges Finanzierungsinstrument, 36 % der Höfe haben eine Eigenkapitalbildung über 10.000 € und trotz verschlechterter Lage wird investiert.
Der durchschnittliche Fremdkapitalbestand je Haupterwerbsbetrieb betrug im Wirtschaftsjahr 2020/21 225.800 €. Das sind gegenüber dem Stand des Vorjahres rund 5.000 € mehr, schreibt der DBV in seinem Situationsbericht.
Je Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche beträgt der Fremdkapitaleinsatz rund 2.400 €. Vom gesamten betrieblichen Fremdkapital entfallen durchschnittlich 51.400 € (23 %) auf kurzfristige Verbindlichkeiten mit einer Laufzeit von unter einem Jahr. Die Zinsaufwendungen fielen im Wirtschaftsjahr 2020/21 um 7 % auf 4.200 € je Unternehmen.
Geringere Eigenkapitalbildung
Die verschlechterte wirtschaftliche Situation im Durchschnitt aller Haupterwerbsbetriebe führte im Wirtschaftsjahr 2020/21 zu einer Eigenkapitalbildung, die mit 7.200 € gegenüber dem Vorjahresniveau um 4.000 € geringer ausfiel. Zur Sicherung der Existenz eines Haupterwerbsbetriebes werden jährlich pauschal zwischen 10.000 und 20.000 € für erforderlich gehalten.
Trotz verschlechterter Lage leichter Investitionsanstieg
Die Bruttoinvestitionen der landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe lagen im Wirtschaftsjahr 2020/21 trotz verschlechterter wirtschaftlicher Lage mit 60.200 € leicht über dem Vorjahresniveau (+ 1 %). Während die Maschineninvestitionen deutlich zunahmen (+ 4 %), waren die Gebäudeinvestitionen rückläufig (- 2 %).
Unsicherheiten über rechtliche Rahmenbedingungen dürften Grund für die Investitionszurückhaltung bei der Errichtung von neuen Wirtschaftsgebäuden und Ställen gewesen sein. Die Nettoinvestitionen und damit Investitionen, die über die Abschreibungen hinausgehen, stiegen im Wirtschaftsjahr 2020/21 sogar um gut 10 % auf 10.700 €.
Nachhaltige Wirtschaftlichkeit ein wichtiges Kriterium
Wegen der relativ starken Schwankungen der Gewinne in der Landwirtschaft wird die wirtschaftliche Lage in den Betrieben zusätzlich auch anhand mehrjähriger Durchschnitte beurteilt. Im Durchschnitt der Wirtschaftsjahre 2018/19 bis 2020/21 erzielten die Haupterwerbsbetriebe ein durchschnittliches Unternehmensergebnis von 56.000 €.
In 43 % der Betriebe lag das Unternehmensergebnis im Schnitt der drei Wirtschaftsjahre bei mehr als 50.000 €. Das durchschnittliche Unternehmensergebnis dieser Gruppe betrug 103.100 €.
Auch Brutto- und Nettoinvestitionen lagen mit 84.800 € bzw. 19.700 € erheblich über dem Durchschnitt aller Haupterwerbsbetriebe. Ganz anders stellen sich die Verhältnisse in den Betrieben unter 30.000 € nachhaltigem Unternehmensgewinn dar. Hier fanden im Durchschnitt der letzten drei Wirtschaftsjahre mit rund 3.200 € kaum noch Nettoinvestitionen statt. Das Eigenkapital wurde jährlich um rund 3.300 € abgebaut.
36 % der Betriebe mit Eigenkapitalbildung über 10.000 €
Die nachhaltige Eigenkapitalbildung der drei Wirtschaftsjahre 2018/19 bis 2020/21 betrug im Durchschnitt der Haupterwerbsbetriebe 8.300 €. Als pauschale Messgröße zur Sicherung der Existenz eines Haupterwerbsbetriebes gilt eine jährliche Eigenkapitalbildung von mindestens 10.000 bis 20.000 €.
Von der Gesamtheit der Haupterwerbsbetriebe erwirtschafteten im Durchschnitt der letzten drei Wirtschaftsjahre 36 % eine Eigenkapitalbildung von mindestens 10.000 €. Die durchschnittliche Eigenkapitalbildung dieser Betriebe betrug 43.000 €. Die Bruttoinvestitionen dieser Betriebe lagen bei jährlich 93.500 €, die Nettoinvestitionen bei entsprechend 33.500 €.
In den 33 % der Haupterwerbsbetriebe mit nachhaltigen Eigenkapitalverlusten von jährlich mehr als 5.000 € dagegen wurde besonders viel zusätzliches Fremdkapital aufgenommen und nicht über die Abschreibungen hinaus investiert.
Viele Betriebe auf dem Rückzug aus der Landwirtschaft
Etwa 41 % der landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe investierten in den zurückliegenden drei Wirtschaftsjahren netto mehr als 5.000 € im Jahr, im Durchschnitt 50.200 €. Ihr Unternehmensergebnis war mit jährlich 70.500 € ebenso überdurchschnittlich wie die Eigenkapitalbildung mit 24.600 € und die Fremdkapitalzunahme mit 28.000 €.
Anders bei den Betrieben, in denen Vermögen abgebaut wurde: Etwa 41 % der Betriebe hatten in den letzten drei Wirtschaftsjahren negative Nettoinvestitionen von jährlich mehr als 5.000 €. Neben einem relativ schwachen Unternehmensergebnis sind Eigen- und Fremdkapitalabbau und damit Minderung des Unternehmensvermögens kennzeichnend für die Situation dieser Betriebe.
Fremdkapital ist in vielen Betrieben ein wichtiges Finanzierungsinstrument
Etwa 25 % der Betriebe nahmen im Durchschnitt der letzten drei Wirtschaftsjahre jährlich mehr als 10.000 € Fremdkapital auf, im Durchschnitt dieser Betriebe waren es 58.700 €. Kennzeichen dieser Betriebe ist vor allem eine hohe Investitionstätigkeit. Betriebe dagegen, die ihren Fremdkapitaleinsatz in den letzten Jahren nachhaltig reduzierten, investierten auch weniger, zeichnen sich aber durch überdurchschnittliche Unternehmensergebnisse und Eigenkapitalbildung aus.
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