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topplus Zahlungsbereitschaft

Mehrheit will weiterhin höhere Fleischpreise für mehr Tierwohl akzeptieren

Trotz Energiekrise und Inflation gibt es noch Bereitschaft, Geld für mehr Tierwohl beim Fleischkauf auszugeben. Wie lange das anhält, hängt wohl auch von den Unterstützungsmaßnahmen der Regierung ab.

Lesezeit: 4 Minuten

Eine Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland ist offenbar weiterhin bereit, beim Fleischeinkauf für mehr Tierwohl mehr Geld auszugeben. Bei einer Umfrage des Instituts Yougov von vergangener Woche gaben 59 % der Befragten an, für mehr Tierwohl höhere Preise für Fleisch zahlen zu wollen. Weniger als ein Viertel der Befragten (23 %) sagten, sie seien dazu nicht bereit. Keine Angabe dazu machen wollten 17 % der Befragten. Die Yougov-Umfrage fand am 13. Oktober mit 2.396 Teilnehmern ab 18 Jahren statt.

Umfrageergebnisse stabil zwischen den Personengruppen

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Die angegebene Zahlungsbereitschaft zeigt sich auch bei den verschiedenen abgefragten Personengruppen stabil. So gibt es kaum nennenswerte Unterschiede zwischen den Altersklassen. Die Bereitschaft für mehr Tierwohl mehr Geld beim Fleischeinkauf auszugeben ist bei den 18 bis 24-Jährigen aktuell mit 61 % am höchsten. Danach folgen die über 55-Jährigen mit 60 %. Am geringsten ausgeprägt ist die Bereitschaft aktuell mehr Geld für Fleisch mit mehr Tierwohl auszugeben bei den 35 bis 44-Jährigen mit 56 %.

Auch regional oder zwischen den Geschlechtern sind die Unterschiede gering. Frauen und Männer unterschieden sich in der Frage mit 61 % und 57 % Bereitschaft. Im Westen sagen 60 % der Befragten, dass sie höhere Preise für Tierwohlfleisch akzeptieren, im Osten sind es 57 %. Beim Einkommen fällt die Bereitschaft mehr Geld für Tierwohl auszugeben vor allem bei denjenigen, die weniger als 1.500 € pro Monat verdienen auf 48 % ab.

Tierschutz ist eine tief sitzende Wertevorstellung

Im Lichte der Preiskrise an den Energie- und Lebensmittelmärkten und der hohen Inflation ist die vorhandene Zahlungsbereitschaft für Fleisch aus Haltungen mit mehr Tierwohl bemerkenswert. Agrarmarktforscher sprechen in dem Zusammenhang von tiefer sitzenden Wertvorstellungen der Kundinnen und Kunden.

„Unsere eigenen Studien und die von andern zeigen auf der Werteebene – beim Tierschutzbewusstsein – wenig Änderungen“, sagte der Göttinger Professor für Agrarmarketing, Achim Spiller, gegenüber top agrar. Solche Werte hätten sehr tief sitzende Gründe. „Das ändert sich häufig erst über Generationen, ist sozialisiert und man rückt von solchen Werten in seinem Leben kaum ab“, sagt Spiller.

Schwere Phase für Premiumanbieter

Dennoch wirke sich die aktuelle Verunsicherung der Verbraucherinnen und Verbraucher auch auf die Nachfrage nach Tierwohlfleisch aus. „Diese Ängste und Verunsicherungen überlagern derzeit die langfristig viel stabileren Werthaltungen“, so Spiller. Ein Teil der Bevölkerung könne sich teurere Lebensmittel nicht mehr leisten oder befürchte, dass dies nicht mehr geht und spare deshalb bei Ausgaben des täglichen Bedarfs.

„Wie lange das anhält, können wir alle mangels Erfahrungen nicht sagen“, sagt Spiller. Klarer werde es erst, wenn die Energierechnungen da sind und Unterstützungsmaßnahmen greifen. Deshalb sei es bis dahin „eine schwere Phase für alle Premiumanbieter, auch bei Tierschutz“.

Bundesregierung erwartet langfristige Nachfrage

Die Bundesregierung geht davon aus, dass Verbraucherinnen und Verbraucher auch langfristig bei hohen Ansprüchen an das Tierwohl bei der Produktion von Fleisch bleiben. Vergangene Woche hat das Bundeskabinett einen Gesetzentwurf für eine verpflichtende Tierhaltungskennzeichnung beschlossen.

Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) will die neuen Logos ab Sommer 2023 verpflichtend auf Verpackungen im Supermarkt, im Fachhandel und im online Handel einführen. Sie gelten zunächst nur für Schweinefleisch. Andere Tierarten und die Ausdehnung auf das Fleischangebot in der Gastronomie sollen erst zu einem späteren Zeitpunkt hinzu kommen.

Finanzierungsoptionen weiterhin im Gespräch

Um die Finanzierung von höheren Haltungsstufen in der Landwirtschaft ringt die Ampel Koalition weiterhin und hat eine Arbeitsgemeinschaft einberufen. Bisher hat sich die Ampel auf eine Anschubfinanzierung für den Umbau der Tierhaltung in Höhe von 1 Mrd. € ab 2023 für Investitionen in Ställe sowie für laufende Mehrausgaben geeinigt. Dabei ist klar, dass das Geld weder für den langfristigen Umbau der Schweinehaltung auf höhere Haltungsstufen und schon gar nicht für die Ausweitung auf andere Tierarten reichen wird.

Deshalb sind die Vorschläge der Borchert-Kommission zur Finanzierung weiterhin im Gespräch. Das sind eine Anhebung der Mehrwertsteuer für tierische Produkte auf 19 % oder eine Verbrauchssteuer von 40 Cent pro Kilogramm Fleisch. Möglich wäre die Finanzierung von höheren Haltungsstandards außerdem durch Gelder aus dem Bundeshaushalt.

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