Für eine umfassende Gentechnik-Kennzeichnung hat sich der Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV), Franz-Josef Möllers, ausgesprochen. Am Rande des WLV-Erntegesprächs am vergangenen Donnerstag in Münster plädierte Möllers dafür, Erzeugnisse von Tieren, die mit gentechnisch veränderten Futtermitteln gefüttert worden sind, entsprechend zu kennzeichnen. Auch wenn im Produktionsprozess gentechnisch veränderte Hilfsmittel zum Einsatz kämen, sei dies kenntlich zu machen. Alles andere sei "Verbrauchertäuschung" und mit der Forderung nach umfassender Transparenz nicht zu vereinbaren, betonte der WLV-Präsident. Unterdessen lösten die Äußerungen Möllers eine heftige Kontroverse zwischen Union und SPD aus.
Der agrarpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Peter Bleser, warf dem Koalitionspartner ein falsches Spiel vor, nachdem die stellvertretende verbraucherpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Elvira Drobinski-Weiß, die Forderung des WLV-Präsidenten begrüßt hatte. Bleser wies darauf hin, die SPD habe eine Positiv-Kennzeichnung von tierischen Lebensmitteln, in denen gentechnisch veränderte Zutaten eingesetzt wurden, blockiert und stattdessen "aus ideologischen Gründen" auf eine "ohne Gentechnik"-Kennzeichnung gesetzt.
Daraufhin hielt Drobinski-Weiß der Union vor, sie wolle die Verbraucher verwirren, "um ihnen weiterhin Fleisch, Milch und Eier von Tieren unterjubeln zu können, die mit genveränderten Pflanzen gefüttert wurden". Nach Auffassung von Drobinski-Weiß darf eine Kennzeichnungspflicht für tierische Erzeugnisse, die mit Hilfe gentechnisch verändertem Futter produziert wurden, nicht national eingeführt, sondern muss auf EU-Ebene geregelt werden. Drobinski-Weiß kritisierte, die Union vermische die Kennzeichnungspflicht auf EU-Ebene mit der national geltenden und freiwilligen "ohne Gentechnik"-Kennzeichnung.