Der NABU-Landesverband Baden-Württemberg hat die 80.000-Mitglieder-Marke übersprungen. „Einen solch mitgliederstarken NABU-Landesverband gab es in ganz Deutschland noch nie“, bilanzierte NABU-Landesgeschäftsführer Uwe Prietzel.
Zudem habe der Verein auch wirtschaftlich das Jahr 2014 sehr gut abgeschlossen. Ein Plus vor allem bei den Mitgliedsbeiträgen, den zweckgebundenen Spenden sowie bei Projektzuschüssen habe ein Ergebnis von 709.000 Euro ermöglicht. Insgesamt belief sich der Haushalt 2014 auf rund 4,8 Mio. Euro.
Laut Prietzel stehen die kommenden Monate nun vor allem im Zeichen der europaweiten Diskussion um die wichtigsten europäischen Naturschutzrichtlinien zu Natura 2000 sowie die Landtagswahl im März 2016.
„In den Bereichen Waldbau, Jagd und Landwirtschaft konnten wir 2014 die Früchte unserer langjährigen Überzeugungsarbeit ernten. An vielen Stellen haben wir unser Land wieder ein Stückchen naturfreundlicher gemacht“, sagte der NABU-Landesvorsitzende Andre Baumann in Stuttgart. So sehe das neue Jagdgesetz etwa eine Jagdruhe im Winter vor und schränke Wildfütterung deutlich ein. „Auch wenn diese Regelungen aus NABU-Sicht nicht weit genug gehen und etwa die Jagd auf Vögel der Roten Liste nicht komplett verboten wurde – insgesamt haben wir hier mit dem neuen Landesjagd- und Wildtiermanagementgesetz das bundesweit beste Jagdrecht“, sagte Baumann.
Mehr Förderung
Große Schritte habe man auch in der Land- und Forstwirtschaft gemacht. Das neue Agrarumweltprogramm FAKT setze die richtigen Anreize, für die der NABU lange gestritten habe: Der Ökolandbau und die Pflege von Streuobstwiesen werden besser gefördert, ebenso wie die Bewirtschaftung von artenreichem Grünland. „Wer vielfältige Wiesen erhalten will, muss mehr Geld auf diese Flächen bringen.
Mit FAKT geht das Land einen großen Schritt in diese Richtung und setzt öffentliche Gelder für öffentliche Leistungen ein, nämlich für den Erhalt der biologischen Vielfalt, die unser aller Lebensgrundlage darstellt“, sagte NABU-Landeschef Baumann. In der Forstwirtschaft sei etwa mit der FSC-Zertifizierung des Staatswaldes eine wichtige NABU-Forderung umgesetzt worden.
Auch in Projekten vor Ort hat der NABU Baden-Württemberg erfolgreichen Naturschutz umgesetzt. So sei das Hinterzartener Moor inzwischen durch das Projekt „Moore mit Stern“ auf dem besten Weg, wieder ein intaktes Hochmoor zu werden. Nach umfangreichen Planungen baut der NABU dort zahlreiche Sperren in Entwässerungsgräben, um das Wasser im austrocknenden Moor zu halten. Am Oberrhein hat der NABU etwa im Schwetzinger Hardtwald mit großem Aufwand naturschutzfachlich besonders wertvolle Sand-Lebensräume wiederhergestellt. Diese Aufwertungen sind Teil des Projektes „Lebensader Oberrhein“.
Großbaustelle: Natura 2000 im Fitness-Check
Aktuell setzt sich der NABU vor allem dafür ein, die für den Naturschutz in Baden-Württemberg und ganz Europa unverzichtbaren EU-Richtlinien zu Natura 2000 vor Angriffen und Aufweichungen im Rahmen des so genannten „Fitness-Checks“ der EU zu schützen. „Wer die FFH- oder die Vogelschutzrichtlinie aufweichen möchte, setzt die Axt an am Rückgrat des europäischen Naturschutzes. Wir haben EU-weit über 520.000 Stimmen für den Erhalt der Richtlinien gesammelt und wir werden in unserem Einsatz für Natura 2000 nicht nachlassen“, sagte Baumann.
Bei der Landtagswahl soll der Naturschutz auf die Agenda aller Parteien
Im Vorfeld der Landtagswahl 2016 arbeitet der NABU daran, den Naturschutz auf die Agenda zu setzen. „Wir setzen uns dafür ein, dass alle Parteien den Naturschutz in ihren Wahl- und Regierungsprogrammen berücksichtigen, dass der über Jahrzehnte vernachlässigte Naturschutzhaushalt weiter wächst und es keine ‚Rolle rückwärts‘ im Umwelt- und Naturschutz gibt – egal wie die Wahl ausgeht. Baden-Württemberg braucht mehr Naturschutz und nicht weniger!“, forderte Baumann. Seine Kernforderungen und Arbeitsschwerpunkte hat der NABU bereits in den „NABU-Naturschutzzielen 2020“ niedergelegt.