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Nabu beschwört Zusammenarbeit mit Bauernverband

Im Nabu sei akzeptiert, dass Naturschutz in der Agrarlandschaft mit den Landwirten betrieben werden muss, die auf den Flächen wirtschaften und denen viele dieser Flächen gehören, sagt Präsident Krüger

Lesezeit: 15 Minuten

Für tragfähig hält der Präsident vom Naturschutzbund Deutschland (NABU), Jörg-Andreas Krüger, die Zusammenarbeit von Umweltverbänden und dem Deutschen Bauernverband (DBV). „Der Austausch lebt, ohne dass es dafür einen festen Rahmen gibt“, sagt Krüger im Interview mit AGRA-EUROPE.

Nachdem die Arbeit in der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) die Grundlage geschaffen habe, werde es künftig gemeinsame Auftritte und Interessenbekundungen geben. Das Signal nach außen werde dabei sein, „wir wollen gemeinsam etwas bewegen“.

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Zuhören will gelernt sein

AgE: Herr Krüger, der NABU verleiht nach Weihnachten traditionell seinen Dinosaurier des Jahres an Persönlichkeiten, die sich aus seiner Sicht durch besonderes Desinteresse an Umweltproblemen hervorgetan haben. Können Sie bestätigen, dass es dieses Mal nicht wie 2017 und 2001 der Präsident des Deutschen Bauernverbandes ist, der mit dem Dinosaurier ausgezeichnet wird?

Krüger: Ja, das kann ich bestätigen.

Und können Sie weiter bestätigen, dass er es nicht einmal in die Vorauswahl geschafft hat?

Krüger: Auch das kann ich bestätigen.

Die „veränderten Tonalität“ zwischen Bauernverband und Umweltverbänden, von der Sie kürzlich gesprochen haben, wie macht sich diese bemerkbar?

Krüger: Wir haben eine Zeit hinter uns, in der beide Seiten in einem sehr harten gesellschaftlichen Diskurs gewesen sind. Der hat jedoch nicht dazu geführt, dass wir vorangekommen sind und Probleme gelöst werden konnten. Im Gegenteil, der Unmut ist in der Landwirtschaft immer größer geworden, wie die Bauerndemonstrationen gezeigt haben. Gleichzeitig ist auch die Unzufriedenheit in den Umweltverbänden ständig gewachsen. Wir haben erkannt, dass wir viele unserer Ziele nur gemeinsam erreichen werden.

Hätte man diese Einsicht nicht schon früher haben können?

Krüger: Manches braucht eben seine Zeit - aber vielleicht haben wir auch zu lange darauf vertraut, dass die Politik aktiv würde. Durch die Arbeit in der Zukunftskommission Landwirtschaft haben wir gelernt, dass wir eine gemeinsame Gesprächs- und Arbeitsebene finden können. Auf dieser Basis ist tatsächlich möglich, Konzepte zu entwickeln, die für beide von Vorteil sind, Landwirtschaft und Umwelt.

Ist das schon der Abschied von den „Brunnenvergiftern“ und „Massentierhaltern“ für die eine sowie von den „Landwirteverächtern“ und „Spendenmaximierern“ für die andere Seite?

Krüger: Es ist zumindest der Weg dahin. Natürlich wird es immer wieder so sein, dass wir Dinge tun, von denen die andere Seite nicht begeistert ist. Darüber kann man dann auch streiten. Aber es wird hoffentlich kein Draufhauen mehr sein, ohne dass nach Lösungen gesucht wird. Mir ist wichtig, dass wir jetzt wirklich Veränderungen erreichen. Uns läuft die Zeit davon, um die großen Probleme in Natur und Landschaft zu lösen. Auch in der Landwirtschaft können wir nicht auf ein Weiter-so setzen. Denken Sie nur an die fehlenden Zukunftsperspektiven für Betriebsnachfolger.

Die Zukunftskommission Landwirtschaft hat für die Annäherung von Landwirtschafts- und Umweltverbänden eine wesentliche Rolle gespielt. Ist es gelungen, dieses Verständnis in die eigenen Reihen zu tragen?

Krüger: Das ist teilweise kritisch gesehen worden. Das gilt für beide Seiten, auch für den Bauernverband. Bei uns gab es von Beginn an viel Wohlwollen, aber auch immer wieder Nachfragen zu den Einzelheiten. Im Grundsatz sind wir uns im NABU aber einig, dass dieser Weg gegangen werden muss. Es ist akzeptiert, dass Naturschutz in der Agrarlandschaft mit den Landwirtinnen und Landwirten betrieben werden muss, die auf den Flächen wirtschaften und denen viele dieser Flächen gehören. Für konkrete gesellschaftliche Leistungen müssen sie von der Gesellschaft auch entsprechend entlohnt werden.

Der Ton macht die Musik - das ist das eine, gemeinsames Handeln das andere. Mündet die veränderte Tonalität in einer festen Form der Zusammenarbeit?

Krüger: Da bin ich zurückhaltend, weil eine formale Runde nur dann Sinn macht, wenn am Ende auch wirklich etwas dabei rauskommt. Jetzt ist vor allem die Politik am Zug. Was ich aber sagen kann, ist, dass wir, also die Vertreterinnen und Vertreter von Umwelt- und Landwirtschaftsverbänden - seit der Arbeit in der ZKL regelmäßiger telefonieren, zusammensitzen und überlegen, wie wir gemeinsam an Probleme herangehen können. Der Austausch lebt, ohne dass es dafür einen festen Rahmen gibt.

Umweltverbände und Bauernverband hatten einen gemeinsamen Presseauftritt anlässlich des Beginns der Koalitionsverhandlungen. Sind weitere derartige Auftritte und Interessenbekundungen gegenüber der Politik geplant?

Krüger: Das wird so sein, voraussichtlich gleich Anfang des Jahres und dann in Zukunft anlassbezogen immer mal wieder. Das muss aber nicht heißen, dass wir dabei lediglich einheitliche Positionen vertreten. Das Signal nach außen sollte aber immer sein, wir wollen gemeinsam etwas bewegen.

Der konsensorientierte Kurs ist innerhalb der Nichtregierungsorganisationen nicht unumstritten. Wie groß ist die Gefahr, dass der mühsam erreichte Konsens wieder aufbricht und die Abteilungen Attacke wieder Oberwasser bekommen?

Krüger: Diese Gefahr wird größer, wenn sich die Politik verweigert und gar nichts auf den Weg gebracht wird. Auch darauf weisen wir in unseren Gesprächen mit den Verantwortlichen hin.

Wie überrascht waren Sie, dass im Koalitionsvertrag jeglicher Hinweis auf die ZKL und ihren Abschlussbericht fehlt?

Krüger: Das hat mich für den Moment schon ein bisschen aus den Schuhen gehoben. Der Blickwinkel auf die ZKL ist offenbar sehr unterschiedlich. Für die eine oder andere Partei war es eine Kommission der Vorgängerregierung, obwohl die gar nicht am Tisch saß. Wir betonen in Gesprächen mit Politikern der Ampelparteien deswegen immer wieder, dass die ZKL keine „Merkel Kommission“ oder „Klöckner-Kommission“ gewesen ist, wie manche meinen.

Wie politisch handhabbar sind die Ergebnisse?

Krüger: Der Abschlussbericht ist kein Kochrezept, das man eins zu eins in einen Gesetzestext gießen kann. Er ist eine Basis, auf der man klar erkennen kann, welche Probleme bestehen und welche Wege es gibt, diese zu lösen.

Was sind die Wege?

Krüger: Honorierung statt Subventionierung - dieser Ansatz ist für den Naturschutz zentral. Biodiversität und Landschaftspflege können als klassisches Einnahmemodell für Landwirtinnen und Landwirte dienen. Das abzutun, nur weil es aus der Zeit einer anderen Regierung kommt, wäre ein großer politischer Fehler.

Wenn Minister Özdemir Sie anruft und fragt, mein lieber Herr Krüger, warum soll ich die Ergebnisse der ZKL berücksichtigen, was sagen Sie ihm?

Krüger: Die Zukunftskommission hat ein Fundament für Lösungen gelegt, die eine große gesellschaftliche Zustimmung finden werden und die tatsächlich an die Probleme herankommen. Ich würde ihm sagen, Herr Minister, Sie haben damit die Chance, Dinge zum Besseren zu verändern. Es wäre unklug, wenn Sie diese Chance nicht nutzen würden.

Welches Signal sollte die neue Bundesregierung geben, um zu zeigen, wir haben verstanden?

Krüger: Wir brauchen Maßnahmen, die vor Ort in den Regionen sichtbar werden. Das wäre beispielsweise gegeben, wenn sehr schnell zehn bis 15 Modellprojekte für eine Kooperation von Naturschutz und Landwirtschaft auf regionaler Ebene auf die Beine gestellt werden. Da gibt es bereits viele gute Erfahrungen, auf die man aufbauen könnte. Das wäre ein Beispiel, für das wir uns gemeinsam mit dem Bauernverband einsetzen sollten.

Die Bundesregierung steht vor enormen haushaltspolitischen Herausforderungen. Geht damit die Gefahr einher, dass ordnungsrechtliche Vorgaben letztlich den Vorzug erhalten gegenüber kooperativen Ansätzen und einer Honorierung von Naturschutz- und Umweltleistungen?

Krüger: Ich glaube nicht, dass das ein Wettbewerb ist, der zwischen Ordnungsrecht und Honorierung ausgetragen wird. Wie soll ich mit Ordnungsrecht an den richtigen Stellen Brutplätze für Kiebitz oder Feldlerche schaffen? Viele spezifische Naturschutzmaßnahmen müssen lokal angepasst und freiwillig umgesetzt werden. Wir brauchen dafür eine gesellschaftlich ausgehandelte Balance von Standards, die für alle gelten und Leistungen, die darüber hinausgehen und für die der Markt und Steuerzahlende gutes Geld zahlen. Statt über mehr Ordnungsrecht zu reden, müssen wir uns Gedanken machen, woher zusätzliches Geld kommen kann.

Die nationale Umsetzung der GAP beschäftigt derzeit die Gemüter. Zeigt die Auseinandersetzung um die Ausgestaltung der Öko-Regelungen und deren Finanzierung, dass dieses neue Instrument zu kompliziert und langfristig nicht tragfähig ist?

Krüger: Für ein solches Urteil ist es zu früh. Ich gehe fest davon aus, dass wir neben dem klassischen Vertragsnaturschutz in der Zweiten Säule auch in der Ersten Säule konkrete Maßnahmen honorieren, anstelle Subventionen recht breit und unspezifisch zu verteilen. Aus Gründen des Bodenschutzes, des Landschaftswasserhaushaltes und des Klimaschutzes sollten wir den Öko-Regelungen eine Chance geben. Dafür müssen sie aber auch wirksam sein und finanziell attraktiv aufgestellt werden. Das muss sich einspielen. Da können wir nicht einfach die Flinte ins Korn werfen.

Was ist der Kern einer GAP-Reform, die Landwirten und Naturschützern gleichermaßen gerecht würde?

Krüger: Ganz klar der Abschied von den Direktzahlungen in der Ersten Säule und deren Substitution durch eine Honorierung gesellschaftlicher Leistungen. Wir brauchen einen schrittweisen Ausstieg aus den allgemeinen Flächenprämien spätestens bis Ende der übernächsten Förderperiode, also 2034. Dieser Gleitflug muss früh entschieden und kommuniziert werden, damit er sich in den Pachtpreisen niederschlagen kann.

Geht die aktuelle Reform in die richtige Richtung?

Krüger: Wir müssen uns sehr genau anschauen, wie es mit der nationalen Umsetzung der GAP laufen wird. Aktuell befürchten wir, dass viele der Öko-Regelungen betriebswirtschaftlich unattraktiv sind, auch weil sie nicht regionalisiert sind. Wenn sie für viele Landwirtinnen und Landwirte nicht rentabel sind oder ökologisch nicht wirken, dann muss bei der Ausgestaltung und den Prämienhöhen nachgebessert werden. Wir plädieren daher auch dafür, dass ein größerer Anteil der Ersten Säule für Öko-Regelungen eingesetzt wird. Daneben müssen wir versuchen, in den Regionen weiterzukommen. Eine Region, das können Landkreise und Gemeinden sein, das kann aber auch ein Bundesland sein. Die Tonalität zwischen Landwirtschaft und Umweltschutz hat sich ja nicht nur verändert, weil es die ZKL gegeben hat. Ein anderes Beispiel dafür ist der Niedersächsische Weg. Solche Lösungswege gilt es auszubauen, um daraus sinnvolle Vorhaben samt passender Finanzierung zu entwickeln.

Der Koalitionsvertrag ist im Agrarkapitel in vielen Punkten unklar. Warum ist das aus Ihrer Sicht ein Vorteil?

Krüger: Einige Ziele sind benannt, über die Wege dahin wird zu diskutieren sein. Wir müssen uns damit auseinandersetzen, wie wir bei der Pestizidreduktion deutliche Fortschritte und 30 % Ökolandbau bis 2030 erreichen können, ohne dass der Markt zusammenbricht. Wir müssen aufzeigen, wie großflächiger Moorschutz gemeinsam mit den Landwirtinnen und Landwirten und der Bevölkerung vor Ort funktionieren kann. Ich weiß, wie schwierig das ist, weil ich aus dem Nordwesten von Niedersachsen komme, wo viele Landkreise zu großen Teilen Moorböden haben. Ich finde es richtig, dass der Koalitionsvertrag hier für verschiedene Lösungen offen ist. Die kommende Renaturierungsgesetzgebung der EU und das Aktionsprogramm natürlicher Klimaschutz der Bundesregierung geben mir aber die Hoffnung, dass es nun schneller vorangeht als in den letzten Jahren.

Ihre Beispiele brauchen Konzepte, die über eine Legislaturperiode hinausreichen. Hat Politik diesen langen Atem?

Krüger: Den wird sie haben müssen, wenn sie die selbstgesteckten Ziele erreichen will. Ich bin überzeugt, dass wir über so etwas wie einen Generationenvertrag mit der Landwirtschaft nachdenken müssen. Den wird man nicht kurzfristig aufschreiben können. Wir sollten ihn aber im Hinterkopf haben, wenn wir die ersten Schritte bei der Umsetzung der GAP gehen bei der Überprüfung der jüngsten Reform und der Vorbereitung auf die nächste GAP-Periode ab 2028. Wir müssen bei alldem die richtigen Weichenstellungen vornehmen, wenn wir wollen, dass Landwirtinnen und Landwirte den Weg in die Erbringung von Naturschutzleistungen und das Management von Ökosystemen einschlagen. Dazu muss sich die Bundesregierung auch starke Partner in der EU suchen, denn der Wandel soll ja im gesamten Binnenmarkt stattfinden.

Der von Ihnen skizzierte Weg in die Zukunft, wie stellt er sich für den einzelnen Betrieb dar?

Krüger: Da gibt es keine Schablone. Er kann für jeden Betrieb anders aussehen. Ein Betrieb, der in den Höhen des Nordschwarzwalds wirtschaftet, hat andere Bedingungen als der Betrieb in der Börde mit 1 200 ha Ackerbau.

Die Kosten für Naturschutzmaßnahmen weichen in Ihrem Beispiel stark voneinander ab. Attraktive Prämien werden für einen Betrieb in der Börde ein anderes Niveau haben müssen als im Nordschwarzwald. Gehen Sie da mit?

Krüger: Hier wie da müssen die Ökosystemgrenzen eingehalten werden, um dauerhaft wirtschaften zu können. Dafür stellen wir als Gesellschaft Geld zur Verfügung. Für den Natur- und Artenschutz ist bereits Geld im System vorhanden. Das muss aber noch mehr werden. Ich begrüße, dass die Koalition die Mittel in der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ für den Vertragsnaturschutz erhöhen will. Das wird helfen, den schlechten Zustand vieler Schutzgebiete zu verbessern. Bei der notwendigen Anpassung an den Klimawandel und der Renaturierung könnte ich mir vorstellen, dass in Gebieten von Flussauen und Mooren Mittel aus den CO2-Preisen bereitgestellt werden. Ich denke, dass auch ein geplanter Artenhilfsfonds für windkraftsensible Arten Maßnahmen ermöglichen wird, die mit den Landwirtinnen und Landwirten umgesetzt werden müssen. Zurück zu Ihrer Frage: Bei alldem muss es für die Betriebe attraktiv sein, in solche Programme einzusteigen.

Grünen-Parteichef Dr. Robert Habeck sagt, es gehe darum, „Bauern- und Artensterben“ zugleich zu verhindern. Ist da nicht Enttäuschung vorprogrammiert?

Krüger: Ich halte es für ein gutes und richtiges gesellschaftliches Ziel zu sagen, wir wollen eine regional leistungsfähige Landwirtschaft erhalten. Da muss auch Platz sein für mittelgroße und kleine Betriebe, nicht nur für den weltmarktorientierten Großbetrieb auf einem Gunststandort. Hier wie dort müssen wir etwas tun. Nehmen Sie die von der Europäischen Kommission angekündigte Klage gegen Deutschland wegen Nichteinhaltung der Vorgaben für artenreiches Grünland oder das Vertragsverletzungsverfahren zum Schutz der FFH-Gebiete. Die Defizite sind seit Jahren bekannt. Wir wissen, was zu tun ist und welche Aufgaben die Landwirtschaft dabei übernehmen kann. Aber es geschieht nicht oder nicht ausreichend. Das muss sich ändern.

Braucht Naturschutz eine bestimmte Agrarstruktur?

Krüger: Nicht, was die Betriebsgrößen angeht, sehr wohl aber hinsichtlich der Art der Bewirtschaftung. Nehmen Sie das Beispiel der Schlaggrößen. Es ist wissenschaftlich belegt, dass fehlende Säume und einheitliche große Ackerschläge schlecht für die Artenvielfalt sind. Deswegen müssen Innensäume auf großen Schlägen auf den Weg gebracht und finanziert werden. Wir brauchen wieder Hecken und Feldgehölze, wo es sie nicht mehr gibt. Wir haben Landschaften mit einem Strukturanteil von 2 % und solche mit 18 oder 20 %.

Wieviel Planung braucht eine so strukturierte Landschaft?

Krüger: Wir brauchen eine stärkere Regionalisierung in der Agrarumweltpolitik. Wenn wir auf regionaler Ebene betriebsübergreifend Landwirtschaft und Naturschutz zusammenbringen wollen, sollte das nicht dem Zufall überlassen bleiben. In vielen Regionen liegen Landschaftsrahmenpläne, die Hinweise geben können. Wenn das nicht ausreicht oder fehlt, muss man sich dem widmen, gerne auch gemeinsam. Das niederländische Modell sieht so etwas vor. Es gibt aber auch andere Modelle mit guten Ansätzen in dieser Richtung

Der Papiere seien genug geschrieben, haben Sie kürzlich gesagt; jetzt gehe es an die Umsetzung. Geht das auch ohne Politik, die in vielen Bereichen hinterherhinkt?

Krüger: Ohne Politik wird es nicht gehen. Ich glaube, wir können als beteiligte Gruppen schon unglaublich viel auf den Weg bringen, indem wir Zusammenarbeit auch selber organisieren. Dafür braucht man nicht unbedingt die Politik. Aber allein um administrative Hürden zu meistern, Fairness im Binnenmarkt zu schaffen oder die Förderung mit Steuergeldern zu organisieren, ist die Politik gefragt. Und natürlich sind die Parlamente zentraler Ort gesellschaftlicher Willensbildung. Das bedeutet nicht, es der Politik zu überlassen. Wir brauchen eine aktive Beteiligung der gesellschaftlichen Kräfte, der Landwirtschaft und des Naturschutzes.

Sie haben sich dafür ausgesprochen, die Ergebnisse der ZKL zu regionalisieren. Was meinen Sie konkret damit?

Krüger: Zum einen brauchen wir auf Landesebene Runde Tische à la Niedersächsischer Weg. Zum anderen muss die Kooperation auf unteren Ebenen verwirklicht werden, etwa in den Landkreisen. Vieles läuft da bereits. Aber es muss noch mehr werden. Wenn wir bei der Kooperation von Landwirten und Naturschützern dezentral vorgehen, werden wir sehr schnell sichtbare Ergebnisse haben.

Sind die NABU-Mitglieder bereit für den Dialog mit den Landwirten?

Krüger: Grundsätzlich ja! Wir wollen trotzdem noch mehr dazu einladen, mit der Landwirtschaft zusammenzuarbeiten. Wir bieten unseren Mitgliedern dazu entsprechende Informationen an, etwa über Agrarumweltmaßnahmen und wie sie funktionieren. Diese Informationsangebote bereiten wir aktuell vor und werden entsprechende Formate im nächsten Jahr ausprobieren.

Was ist nach Ihren Erfahrungen in der ZKL die wichtigste Voraussetzung für einen Dialog auf Augenhöhe zwischen Naturschützern und Landwirten?

Krüger: Zuhören! Auch das will gelernt sein.

Visionen haben auch in der ZKL eine gewisse Rolle gespielt, etwa die gemeinsame Vision der Jugendvertreterinnen. Welche Vision haben Sie für die Rolle von Landwirten im Naturschutz?

Krüger: Für mich sind Landwirte vor allem Landökosystemmanager. Ökosystemwirte kann man auch sagen. So wie es irgendwann mal den Energiewirt gegeben hat, der Anfang der 2000er Jahre dazukam. Landwirte werden, ähnlich wie Förster im Wald, eine entscheidende Rolle dabei haben, unsere Landschaftsökosysteme fit zu halten. Diese Arbeit muss angemessen honoriert werden, um zu verhindern, dass Betriebe in betriebswirtschaftliche Schieflage geraten. Diese Vision des Ökosystemmanagers muss Wirklichkeit werden. Daran gilt es zu arbeiten.

Sollten Landwirte in Zukunft mit Naturschutz oder im Naturschutz Geld verdienen?

Krüger: Definitiv!

Vielen Dank!

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