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Nabu zum Wolf: "Ohne Herdenschutz geht es nicht"

Weidewirtschaft, Wolfsmanagement und Herdenschutz müssen eng miteinander verwoben werden. Der mit dem Wolfsschutz verbundene Aufwand kann nur von wirtschaftlich gesunden Betreben geleistet werden.

Lesezeit: 3 Minuten

Ein Gastbeitrag von Ralf Schulte. Er ist Fachbereichsleiter Naturschutz beim NABU-Bundesverband:

Es ist nicht gut bestellt um die extensive Weidewirtschaft in Deutschland. Trotz großem Aufwand und hohem Nutzen für die Allgemeinheit ist eine wachsende Anzahl der Betriebe in finanzieller Not. Die Gründe sind vielfältig. Sie reichen von agrarpolitischen Fehlentwicklungen bis hin zur fehlenden wirtschaftlichen Ertragskraft.

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Mit dem heimischen Tier Wolf, der sich seit den 1990er Jahren wieder in Deutschland ausbreitet, kommt ein Faktor hinzu, der die wirtschaftliche Lage für Weidewirtschaftsbetriebe zusätzlich verschärft. „Isegrim“ taugt dabei hervorragend als Projektionsfläche für den über Jahre hinweg aufgestauten Frust. Er stiehlt Weidetierhaltern zuerst ihre Tiere und dann die Existenz.

Und weil man mit Räubern am besten kurzen Prozess macht, hören sich Abschussquoten, wolfsfreie Zonen oder eine Bejagung im Sinne des Bundesjagdgesetzes nach vermeintlich einfachen und effektiven Lösungen an – sie sind es jedoch nicht!

Auch wenn ein Rudel nach Beschuss nur noch aus sechs statt acht Tieren besteht, bleibt das Risiko für Weidetiere bei Wolfsanwesenheit. Die völlige Ausrottung von Wölfen ist rechtlich keine Option, und sie ist auch gesellschaftlich nicht gewollt.

Wenn Weidetiere und Wölfe in konfliktarmer Koexistenz leben sollen, sind dafür Schutzmaßnahmen durch Zaunbau oder Herdenschutzhunde notwendig. Damit geht ein Mehr an Arbeit, Kosten und bürokratischem Aufwand einher.

Gleichzeitig ist flächendeckender und funktionierender Herdenschutz die Voraussetzung dafür, dass Wölfe „nicht auf den Geschmack“ kommen und ungeschützte Weidetiere als leichte Beute kennenlernen.

Für eine Weidetierhaltung unter zumutbaren Bedingungen braucht es deshalb neben einer ausgeprägten Herdenschutz-Förderung – auch der laufenden Kosten – einen Umgang mit Wölfen, die ordnungsgemäß eingesetzte Herdenschutzmaßnahmen wiederholt überwinden. Solche Tiere sind über Ausnahmegenehmigungen konsequent und schnell zu entnehmen.

Weidewirtschaft, Wolfsmanagement und Herdenschutz müssen eng miteinander verwoben werden. Der mit dem Wolfsschutz verbundene Aufwand kann nur von Weidewirtschaftsbetrieben geleistet werden, die auf gesunden Füßen stehen. Das setzt voraus, dass die Betriebe von den erzeugten Produkten und den erbrachten Gemeinwohlleistungen gut leben können. Neben den etablierten Maßnahmen müssen auch gezielt Innovationen gefördert werden.

Es gibt sicher noch Innovationspotenzial für einfachere und praktikablere Herdenschutz-Systeme. Diese müssen am besten von Weidetierhaltung und Naturschutz gemeinsam entwickelt werden. Außerdem sollten Förderung und Beratung von Weidetierhaltern ausgebaut und als öffentliche Leistung angeboten werden.

Hinweis: Gastkommentare geben nicht in allen Bereichen die Meinung der Redaktion wieder. Wir veröffentlichen sie dann, wenn wir sie für einen interessanten Diskussionsbeitrag zur Weiterentwicklung der Landwirtschaft halten. Wie stehen Sie dazu? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar unten.

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