Das von mehreren osteuropäischen EU-Ländern verhängte Importverbot für Ukraine-Getreide kam am Wochenende überraschend, hatte aber gewichtige Gründe. Zu groß waren die negativen Auswirkungen der billigen Agrareinfuhren auf den Märkten von Polen, Ungarn und anderen Staaten. Die Ukraine versucht nun, die Wogen zu glätten, um vielleicht doch wieder zu einer allseits akzeptierten Lösung zu kommen.
Der ukrainische Landwirtschaftsminister Mykola Solskyi wird sich noch heute mit seinem polnischen Amtskollegen Robert Telus in Warschau zu Verhandlungen treffen. Dabei soll es darum gehen, zumindest die ursprünglich vereinbarten Transits von ukrainischen Agrarprodukten hin zu den Ostseehäfen wieder aufzunehmen. Über Polen hatte die Ukraine in den Kriegsmonaten rund 10 % seiner Exporte abgewickelt.
Auch Bulgarien und Rumänien wackeln
Unterdessen sieht es aber aktuell eher danach aus, als wenn sich weitere Anrainerstaaten des von Russland angegriffenen Landes aus den Transitabkommen zurückziehen werden. Der bulgarische Agrarminister Javor Gechev kündigte gestern an, man werde ebenfalls ein Importverbot für Ukraine-Ware prüfen, da man befürchten müsse, dass nach dem Ausstieg Polens, Ungarns und der Slowakei umso mehr Ausfuhren über Bulgarien abgewickelt werden. Dies würde dann auch den bulgarischen Markt überlasten.
Ähnliche Sorgen treiben offenbar die Landwirte in Rumänien um, wo der Schwarzmeerhafen Constanta zu einem wichtigen Drehkreuz für Getreide und Ölsaaten aus der Ukraine geworden ist. Medienberichten zufolge kam es in den vergangenen Tagen zu etlichen Protestaktionen, bei denen auch ein rumänisches Importembargo für Ukraine-Lieferungen gefordert wurde.
Solskyi plant daher in dieser Woche weitere Treffen mit slowakischen und rumänischen Regierungsvertretern. Bereits gestern hatte es ein derartiges Gespräch mit Ungarns Landwirtschaftsminister Istvan Nagy gegeben. Dieser soll daraufhin zumindest reinen Transits durchs Land wieder eine Zusage gegeben haben.