Die russische Mühlenwirtschaft schließt Engpässe bei der Rohstoffversorgung nicht aus und hält deshalb höhere Getreideimporte in der laufenden Saison für sehr wahrscheinlich. Die Regierung solle daher günstige Importbedingungen schaffen. Vor allem Weizen aus Kasachstan und Roggen aus Deutschland werde man wohl einführen müssen.
Der Mühlenverband schätzt, dass für die Versorgung der Ernährungs- und Futterwirtschaft in Russland im Monat durchschnittlich weniger als 3,5 Mio. t Getreide zur Verfügung stehen. Dies sei eine sehr knappe Menge, denn in den vergangenen Jahren hätten beide Produktionszweige insgesamt zwischen 4,5 Mio. t und 4,8 Mio. t Getreide monatlich verbraucht.
Kritik übte der Mühlenverband am nach seiner Auffassung zu frühen Start der Verkäufe von Interventionsgetreide. Derzeit bedürfe der Markt eigentlich keines derartigen Eingriffs; zusätzliche Getreidemengen aus Beständen des Interventionsfonds wären aber zum Ende des Frühjahres 2013 angesichts des dann drohenden Defizits an Brotweizen und -roggen sehr hilfreich. Ein Exportverbot hält auch der Mühlenverband für nicht sinnvoll. Angesichts hoher Getreidepreise auf dem heimischen Markt käme die Ausfuhr nun quasi automatisch zum Erliegen.
Wie der Nationale Verband der Produzenten von Getreide derweil bekanntgab, exportierte Russland von Juli bis Oktober 2012 insgesamt 10,3 Mio. t Getreide, davon etwa 2,3 Mio. t im Oktober und 3,2 Mio. t im September. Im Einzelnen wurden gut 8,2 Mio. t Weizen, 1,4 Mio. t Gerste und 514 000 t Mais ausgeführt.
Der relativ rege Export von Mais sei für Russland eher ungewöhnlich, stellte Verbandspräsident Pavel Skurichin gegenüber der Presse fest. Nach seinen Angaben ging das meiste Getreide im Berichtsraum nach Ägypten, in die Türkei, den Iran und nach Saudi-Arabien. Das arabische Königreich war dabei größter Importeur russischer Gerste. (AgE)