Ein Landwirt hat beim Grasmähen am Pfingswochenende zwischen Vollersode und Ostersode zwei Rehkitze ausgemäht und die schwer verletzten Tiere anschließend durch erschlagen erlöst. Bürger beobachteten dies. Auch in Grasberg wurde ein Landwirt beim Wegtragen einen Kitzkadavers gesehen und fotografiert. Es folgten Anzeigen und Shitsorms in den Sozialen Netzwerken, nachdem eine Studentin ihre "Beweisfotos" dort veröffentlicht hatte, berichtet der Weser Kurier.
Die Zeitung beobachtet seitdem einen emotionsgeladenen Streit im Internet und der Tagespresse: Die Landwirte fühlen sich bedroht und am Pranger, genauso allerdings die Zeugen, die Sorge hätten, erkannt zu werden, heißt es. Ein Landwirt berichtete, er habe Angst vor Übergriffen, von Gegnern auf seinem Hof und vor zerstochenen Reifen. Es sei ein so heftiger "Shitstorm" über ihn hereingebrochen, dass er seit dem Pfingstwochenende schlecht schlafe.
"Leider habe ich ein Kitz totgefahren", sagt er und betont: "Das macht keiner mit Absicht!" An seinem Fahrzeug sei ein sogenannter Reh-Pieper befestigt gewesen, ein Gerät, das die Tiere warnen soll. Er habe versucht, mit der Zeugin ins Gespräch zu kommen. Doch sie sei emotional so aufgewühlt gewesen, dass kein Gespräch möglich war. "Man ist der Meinung, man hat alles richtig gemacht", sagte er gegenüber dem Weser-Kurier.
Von einem zweiten Rehkitz, das er angefahren haben soll, wisse er nichts. Kim und Holger Pehlke schildern die Situation anders. Zwei Minuten nach dem ersten überfahrenen Kitz soll ein zweites auf die Nachbarwiese geworfen worden sein, sagen die Zeugen. Der Landwirt streitet das ab.
Landwirt antwortet über Landvolk
In dem zweiten bekannt gewordenen Fall einer Rehkitztötung bei Vollersode haben die Zeugen bereits Anzeige erstattet. Der Bauer hat sich daraufhin über das Osterholzer Landvolk zu Wort gemeldet. Ein Aushilfs-Treckerfahrer habe während der Mahd die beiden Tiere mit dem Mähwerk versehentlich schwer verletzt. Anschließend habe er die Tiere mit einem gezielten Schlag getötet, um sie von ihren Schmerzen zu erlösen. Danach habe der Fahrer die Rehkitze am Rand der Wiese abgelegt.
"Der Landwirt betont, dass er und seine Fahrer immer so umsichtig wie möglich den Mähtod der Tiere vermeiden wollen", schreibt das Osterholzer Landvolk und zitiert den Landwirt mit den Worten: "Wir informieren auch immer vor der Mahd den Jagdpächter, sodass dieser die Flächen am Abend vorher noch einmal nach Kitzen absucht. Das habe ich auch an diesem Mähtermin in Ostersode getan." Dass es nun leider trotzdem zum Tod der beiden Tiere gekommen sei, tue ihm sehr leid.
Rechtliches
Das unnötige Töten von Tieren steht in Deutschland unter Strafe. Das regele das Bundesnaturschutzgesetz, bestätigt die Sprecherin des Naturschutzbund Lilienthal. Landwirte seien verpflichtet, im Falle eines Wildunfalls die jeweiligen Jagdpächter ihrer Flächen zu unterrichten. Nur sie dürften das Wild ordnungsgemäß von den Wiesen entfernen. Dem Landwirt aus Grasberg ist diese Regelung nicht bekannt, wie er sagt.