Günther Felßner hat aufwühlende Wochen hinter sich: Tierrechtsaktivisten machten sich auf seinem Hof breit, verängstigten Felßners Frau und Mitarbeiter so, dass der BBV-Präsident seine Kandidatur zum Bundeslandwirtschaftsminister zurückzog.
Fast zeitgleich wurde der Landwirt von der Tierschutzorganisation Peta wegen Tierschutzmängeln gemeldet und musste sich einer amtlichen Überprüfung unterziehen. Die ergab fast nur geringgradige Mängel, wie zu wenig Einstreu, die zudem binnen kurzer Zeit nachweislich behoben wurden. Dennoch ist das eine zusätzliche Belastung, auf die Felßners Familie in dieser Zeit sicher gern verzichtet hätte.
Das sehen auch sehr viele top agrar-Leser so. In einer nicht repräsentativen Umfrage mit bis dahin rund 800 Teilnehmern sagten 84 %, dass sie die amtliche Maßnahme für völlig übertrieben halten. Gerade einmal 6 % halten den Hofbesuch des Veterinäramtes für berechtigt. Nach ihrer Auffassung müssen Regeln stets eingehalten werden, auch wenn es sich nur um geringgradige Mängel handelt. Die restlichen 10 % der Umfrageteilnehme trauten sich in der Sache kein Urteil zu.
Das sagen die Leser
Auch die direkten Leserzuschriften an top agrar sprechen in der Causa Felßner eine ziemlich klare Sprache. Eine Auswahl haben wir hier zusammengefasst.
Alle Meinungsbeiträge in diesem Artikel stammen von unseren Leserinnen und Lesern. Sie geben nicht unbedingt die Meinung unserer Redaktion wieder.
Wir behalten uns vor, die Einsendungen gekürzt in diesem und ähnlichen Formaten zu veröffentlichen.
An den Haaren herbeigezogen
Wer auf diesen Bildern Mängel sieht, überzeugt nicht durch Sachverstand. Vielmehr wird das Amt missbraucht, um Menschen zu schikanieren. Herr Felßner ist der Minister, den die Bauern mit ihrer Stimme für die Union gewählt haben. Hier wird von Tierrechtlern die Demokratie ausgehebelt. (Martin Schmidt)
Angriff ist die beste Verteidigung! Was hier einem Konventionellen Betrieb unterstellt wird, ist fast schon an den Haaren herbeigezogen! Natürlich gibt es schnell mal kleine Mankos, wer in der Öffentlichkeit auftritt, und eine kritische Meinung zum Mainstream hat, wird schon mal eher überprüft und "Besucht"(…) (Willi Toft)
Wer ohne Schuld ist…
Na wenn die Behörden mal so mit den Lebensmittelunternehmen und den Restaurants umgehen würden und diese auch so offen anprangern, dann würde wahrscheinlich so gut wie keiner mehr zum Essen gehen. Und in die großen Lebensmittelverarbeitungsstätten kommt sowieso keiner mehr unangekündigt rein. Die haben dann Zeit, den eigenen Missstand im Vorfeld so gut es geht abzuarbeiten. Und die Unterlagen sind geduldig.... Bei den Restaurants sei mal auf die Medien verwiesen, die in unzähligen Dokus mal mit dabei waren. Nun ja, Unterschiede müssen schon sein. Und wer jeden Tag 100 % schafft, wie es sein soll, Respekt.
Ich denke ich mache auch in manchen Sachen Fehler. Und korrigiere diese. Aber wenn eine Halterung in der Nacht bricht, sind die Tiere halt mal ein paar Stunden evtl. einer Gefahr ausgesetzt. Und wenns Wetter umschlägt und alle Schweine überall ins Stroh sch...sen, dann ist halt mal mehr Dreck dort und muss erst noch eingestreut werden. Die Mängel konnten schnell beseitigt werden. Wer ohne Schuld der werfe mal den ersten Stein...(Karlheinz Gruber)
Ich bin davon überzeugt, dass man in jedem Betrieb irgendwelche Mängel finden wird, weil es keinen überall perfekt geführten Betrieb geben kann. Und das betrifft nicht nur die Landwirtschaft. Wenn man Krankenhäuser, Kindergärten, Altersheime und andere Firmen, auch Behörden, durchfieseln würde, man würde überall etwas finden. Ich erinnere in dem Zusammenhang nur an den riesigen Gefängnisskandal in Augsburg letztes Jahr, wo Häftlinge durch Mitarbeiter gequält wurden. (Erwin Schmidbauer)
Das Veterinärkontrollsystem hat funktioniert, nach dem es von außen (PETA) angestoßen wurde. Gering -bis mittelgradige Mängel können im laufenden Landwirtschaftsbetrieb, gerade während einer Umbauphase, vorkommen. Sie stellen noch keine quälerische Tiermisshandlung dar.(…) (Günther Schanné)
Verkehrte Welt
Verkehrte Welt. Von einem kleinen ganz normal produzierenden Familienbetrieb wird verlangt, dass es den Tieren zu jeder Zeit mindestens so gut geht, wie Hotelgästen in einer 5 Sterne Einrichtung. Wenn kurz vor dem Ausmisten mal das Stroh nicht mehr frisch eingestreut aussieht, wird das schon als Mangel beschrieben und der Betriebsleiter steht als Tierschutzsünder da, statt dass bei Folgebesuchen überprüft wird, dass in aller Regel gut einestreut ist.
Und andererseits werden Hausfriedensbrecher, die in einer unangemeldeten, ungenehmigten Überfallaktion auf dem Stalldach herumtrampeln und laut Berichten sogar Bengalos abfackelten, und den Tieren so Angst machen, von den berichtenden Medien als "Tierschützer" bezeichnet. Das ist doch nicht mehr plausibel erklärbar. (Andreas Gerner)
Ich hatte auch schon Tierschutzmängel vor Jahren. Da lahmt mal eine Kuh und der Tierarzt war bestellt, aber zur Kontrolle noch nicht da. Schon ist das bei manchen "Fachkräften" ein Tierschutzverstoß. Die Kontrollen sind gut und auch gerechtfertigt. Aber wie viele von diesen Kontrollen (und Mängeln) werden öffentlich derart aufgebauscht? Doch nur die, bei denen diese Organisationen Sensationshasche und Spendenprofit erhoffen. Die Gefährdung von Tier und Mensch beim Einsatz von Pyrotechnik im/am Stallbereich ist und bleibt eine vorsätzliche grobfahrlässige Gefährdung. (Stefan Lehr)
Geringe Verstöße
Nun aber mal Butter bei die Fische… Kleine Verstöße könnte das Veterinäramt vermutlich überall finden, wenn man tief genug gräbt! Außer Schikane durch PETA ist das in meinen Augen nichts. Hier ein paar Beispiele für geringe Verstöße:
Leichte Verschmutzungen in Tierhaltungsbereichen
Kleinere Verstöße gegen Hygienevorschriften
Fehlende oder unvollständige Dokumentation (z.B. Impf- oder Gesundheitsnachweise)
Unzureichende Lüftung oder Beleuchtung ohne akute Auswirkungen auf das Tierwohl
Es reicht also, wenn dir an Papieren etwas fehlt oder es gerade mal dreckig ist durch Arbeitsspitzen und Co.. Ich finde das unverhältnismäßig und der Wind darum ist nicht mal warm! (Lydia Pelzer @lylyslandleben, via Instagram)
Spinnweben, Zettel im falschen Ordner, ein verblasstes Zutritt-verboten-Schild, ein nicht vorhandenes Handtuch in der Hygieneschleuse, da ich gerade am Reinigen war, kurz nach der Fütterung war noch etwas Futter im Hauptgang, dass ich gerade verschüttet hatte… Das waren so meine Highlights aus den letzten 25 Jahren (Kontrollen). (Manuela Franka, via Instagram)