Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

News

NASSER NORDEN - Güllebehälter voll: Täglich bis zu 40 Anrufe beim Landvolk

Landwirte in der Wesermarsch (Niedersachsen) können ihre Felder und Wiesen seit dem Spätsommer kaum noch mit Maschinen befahren. Aufgrund des Gewichts der Fahrzeuge drohen die Räder im aufgeweichten Boden zu versinken. Für die Landwirte hat dies seit Wochen Folgen...

Lesezeit: 4 Minuten

Landwirte in der Wesermarsch (Niedersachsen) können ihre Felder und Wiesen seit dem Spätsommer kaum noch mit Maschinen befahren. Aufgrund des Gewichts der Fahrzeuge drohen die Räder im aufgeweichten Boden zu versinken. Für die Landwirte hat dies seit Wochen Folgen: Zum einen konnten sie ihre Flächen nicht mit ausreichend Nährstoffen versorgen. Zum zweiten drohen ihre Güllelager überzulaufen, berichtet der Weser-Kurier.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Weil das Wetter einfach nicht besser wird, sind die Bauern der Region vor drei Wochen tätig geworden. Laut Manfred Ostendorf, Geschäftsführer der Landvolkverbände Wesermarsch und Ammerland, haben sie Ende November Alarm geschlagen, weil der Lagerraum für Gülle und Gärreste auf vielen Höfen knapp wurde.


Die Landwirte stehen laut der Zeitung vor einer Herkulesaufgabe. Sie müssen neue Lagerkapazitäten finden. „Wir haben eine Umfrage unter den Bauern laufen, wer noch nutzbare Behälter anbieten kann“, berichtet Manfred Ostendorf. Er setzt seine Hoffnung auf rund 200 ehemalige Betriebe, die noch intakte Güllekeller und Silos vorhalten. „Wir haben schon im Herbst gemerkt, dass es in diesem Jahr Probleme geben wird“, berichtet Ostendorf.


Derzeit sieht sich die Landvolk-Geschäftsstelle in Ovelgönne täglich mit 20 bis 40 telefonischen Anfragen zum Thema Gülle konfrontiert. Von den zum Kreislandvolk gehörenden 700 landwirtschaftlichen Betrieben seien circa 500, nämlich die in der Wesermarsch verbreiteten Milchviehbetriebe betroffen, sagt Ostendorf.


„Das ist ein heißes Thema“, untermauert ein Stedinger Landwirt. „Die Nerven liegen blank. Viele Landwirte werden es nicht bis zum Ende der Sperrfrist schaffen“, prophezeit der Praktiker. Was diese Berufskollegen dann machen? Das weiß der Stedinger Landwirt auch nicht.


Noterlass zur Ausbringung in Sperrfrist hat einen Haken


Die Notrufe gehört haben inzwischen Niedersachsens Agrarministerin Barbara ­Otte-Kinast und Umweltminister Olaf Lies. Die beiden Minister haben mit einem Erlass an die Wasserbehörden sowie die Düngebehörde reagiert. Danach ist in einem akuten Notfall das Ausbringen von Gülle auch in der Sperrfrist zu dulden, um größeren Schaden zu verhindern. Zu den größeren Schäden zählt er einen möglichen Eintrag ins Grundwasser, in Oberflächengewässer oder in die Kanalisation.


Der Geschäftsführer des Kreislandvolkverbands Wesermarsch betont aller­dings, dass Bauern die Karte „Ausnahmeregelung“ nur dann ziehen könnten, wenn der Untergrund mitspiele. „Das hängst stark von der Witterung im Januar ab. Wenn wir keine Frostperiode kriegen, dürfen die Bauern nicht fahren. Bei einer dicken Schneedecke ebenso wenig.“


Die Notfall-Maßnahmen dürfen nur nach einzelbetrieblicher Abstimmung mit den Wasserbehörden und der Düngebehörde und unter strengen Auflagen erfolgen. So sind Trinkwassergewinnungs- und Überschwemmungsgebiete ausgenommen. Auch legt der Erlass eine Höchstmenge fest. Es dürfen maximal zehn Kubikmeter Wirtschaftsdünger pro Hektar ausgebracht werden. Während des Ausbringens müssen die Landwirte darauf achten, einen Mindestabstand von zehn Metern zu Gewässern einzuhalten, fasst der Weser-Kurier die Vorschriften zusammen.


Um eine Ausnahmegenehmigung zu erhalten, müssen die Betriebe nachweisen, dass sie alle Alternativen wie die Lagerung der Gülle in Nachbarbetrieben oder die Aufnahme bei einer Güllebörse sowie durch Biogasanlagen geprüft haben, verfügt Ministerin Otte-Kinast. Manfred Ostendorf berichtet sogar von Betrieben, die ihre ­Gülle von Speditionen in andere Bundesländer fahren ließen. Lange werde aber auch ­diese Alternative nicht mehr anwendbar sein, sagt Ostendorf. „Es herrscht überall Not.“


Güllelagunen als letzte Rettung


Einige Höfe besäßen die Voraussetzung, Gülle zu separieren, erzählt der Kreislandvolk-Geschäftsführer. Sollten alle Güllelager der Region gefüllt und der Boden immer noch zu weich sein, stelle der Bau von provisorischen Güllelagunen eine Möglichkeit dar, Havarien zu verhindern, erläuterten Barbara Otte-Kinast und Olaf Lies in ihrer Presse-Erklärung weiter.


Der Landvolkverband Wesermarsch hat mit dem Landkreis bereits vereinbart, dass ­betroffene Betriebe derartige provisorische Erdbecken anlegen dürfen. Die Becken würden mit ­Folie abgedichtet werden. Manfred Ostendorf rechnet mit Kosten in Höhe von 2000 bis 3000 Euro pro Güllelagune, die auf die Landwirte zukommen. „Aber welche Alternative haben die Bauern?“, fragt er sich resigniert.


Die Zukunft jedenfalls soll anders aussehen. „Wir fordern von allen Betrieben, die von dieser Extremsituation betroffen sind, die künftige betriebliche Planung entsprechend anzupassen, indem das Lagerraumkonzept für Wirtschaftsdünger überprüft wird und notfalls entsprechende Maßnahmen wie die Erweiterung des Güllelagerraums ergriffen werden“, stellt Niedersachsens Agrarministerin klar.

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.