Die Neuregelung für hormonwirksame Pflanzenschutzmittel befindet sich weiter in der Schwebe. Die Vertreter der Mitgliedstaaten konnten sich im zuständigen Ständigen Ausschuss für Pflanzen, Tiere, Lebens- und Futtermittel (PAFF) zuletzt nicht auf die Vorschläge der Europäischen Kommission über Kriterien zur Definition sogenannter endokriner Disruptoren einigen.
Kommissionssprecher Enrico Brivio kündigte daraufhin an, die Behörde werde die Diskussion mit den Mitgliedstaaten fortführen und an weiteren Kompromissen arbeiten. Laut dem Vorschlag der Kommission soll bei der Identifizierung von endokrinen Disruptoren ein „solider wissenschaftsgestützter“ Ansatz zugrundegelegt und der Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gefolgt werden, wonach endokrine Disruptoren hormonell wirken und dadurch die menschliche Gesundheit schädigen.
Die neuen Kriterien sind in zwei Verordnungsentwürfen eingebettet, die der Zustimmung der Mitgliedstaaten und des Europaparlaments bedürfen.
Der Industrieverband Agrar (IVA) und der EU-Dachverband der Pflanzenschutzindustrie (ECPA) befürchten, das mit dem neuen Ansatz nicht zwischen schädlichen und unschädlichen Substanzen unterschieden werden, da in die Bewertung Aspekte wie Exposition und Wirkstärke nicht berücksichtigt würden. Der ECPA betonte nochmals, wie unverständlich es sei, dass die EU-Kommission, die über die Bedeutung von Innovation, Handel, Wettbewerbsfähigkeit, Landwirtschaft und eine bessere Rechtsetzung spreche, weiterhin an einem Vorschlag festhalte, der alle diese Elemente ignoriere, ohne einen Nutzen für die Gesundheit der Menschen oder für die Umwelt.
Unterdessen veröffentlichten die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) ein Grundlagenpapier, das die von ihnen zu erarbeitenden Leitlinien für die Identifizierung von Substanzen mit endokrin disruptiven Eigenschaften in Pestiziden und Bioziden umreißt.