Bundesagrarminister Hans-Peter Friedrich hat am Donnerstag auf der Grünen Woche in Berlin eine neue Regionalkennzeichnung für Lebensmittel vorgestellt. „Das Regionalfenster sorgt für mehr Transparenz beim Einkauf. Der Verbraucher erkennt auf einen Blick, woher die Hauptzutat des Produktes stammt, wie die Region definiert ist, wo es verarbeitet wurde und wie hoch der Gesamtanteil aller regionalen Zutaten ist“, sagte Friedrich bei der Vorstellung.
Der Verbraucher könne sich darauf verlassen, dass er ein Produkt kauft, das dieses Etikett auch verdiene. Erste Produkte mit der neuen Kennzeichnung sind seit Januar im Handel, zahlreiche weitere werden in den nächsten Monaten folgen.
Einer aktuellen Umfrage im Auftrag des BMEL zufolge ist Regionalität das wichtigste Merkmal beim Lebensmitteleinkauf. Sechs von zehn Befragten (57 %) gaben an, beim Lebensmitteleinkauf „häufig“, „immer“ oder „fast immer“ auf die Herkunft der gekauften Lebensmittel zu achten. Demgegenüber geben lediglich vier von zehn Verbrauchern an, bewusst besonders preiswerte Lebensmittel einzukaufen. In derselben Umfrage betonten drei Viertel der Befragten, dass Ihnen Angaben zur Herkunft auf der Verpackung von Lebensmitteln wichtig sind.
„Die Verbraucher wollen mehr regionale Produkte kaufen und sicher sein, dass die Produkte das halten, was sie versprechen. Mit dem Regionalfenster bekommt der Verbraucher verlässliche Informationen an die Hand, die unabhängig geprüft werden. Mit dem Regionalfenster werden nur Produkte ausgezeichnet, die dieses Prädikat nachweislich verdienen“, erläuterte Friedrich. Gerade bei der regionalen Vermarktung spiele Vertrauen eine wichtige Rolle.
Von der neuen Transparenz profitierten seiner Meinung nach Verbraucher, Hersteller und Handel gleichermaßen. Hersteller aus der Region könnten ihr Mehr an Regionalität künftig glaubhaft belegen und sich so von anderen Unternehmen unterscheiden. „Das Regionalfenster wird neue Maßstäbe setzen und die Entscheidung der Verbraucher beim Einkauf maßgeblich beeinflussen. Ich bin zuversichtlich, dass sich das Regionalfenster schnell am Markt etablieren wird und in Kürze weitere Hersteller und Händler nachziehen“, sagte Friedrich. Produkte mit ungenauen Werbeaussagen zur Region hätten es damit bald schwer am Markt.
Und das sind die Regeln für das Regionalfenster
Damit ein Produkt mit dem Regionalfenster gekennzeichnet werden kann, muss es zahlreiche Kriterien erfüllen. Dazu zählt, dass die Region eindeutig und nachprüfbar benannt werden muss. Es kann sich dabei zum Beispiel um Landkreise oder Bundesländer handeln, aber auch um Kilometerangaben um einen Ort herum oder gewachsene Regionen wie die Eifel.
Außerdem müssen die Hauptzutat und alle wertgebenden Zutaten, also zum Beispiel die Erdbeeren im Erdbeerjogurt, zu 100 % aus der Region stammen. Macht die Hauptzutat weniger als die Hälfte des Produktes aus, gilt diese Regelung entsprechend für die nächst wichtigen Zutaten. Bei zusammengesetzten Produkten wird im Regionalfenster außerdem die Gesamtsumme aller regionalen Rohstoffe mit einer Prozentzahl angegeben.
Verpflichtend genannt werden müssen außerdem der Verarbeitungsort und die Kontrollstelle, die das Produkt zertifiziert hat und die Angaben weiter überwacht. Darüber hinaus sind freiwillig auch zusätzliche Herkunftsangaben möglich, beispielsweise wo die Futtermittel oder das Saatgut produziert wurden.
Die Verlässlichkeit der Informationen wird durch ein neutrales mehrstufiges Kontroll- und Sicherungssystem gewährleistet. Um gerade kleinere regionale Hersteller nicht zu überlasten und die Kosten gering zu halten, werden hierfür zum Teil bestehende Systeme wie die Ökokontrolle oder die Zertifizierungsverfahren von etablierten Länderzeichen genutzt. Über die Vergabe des Regionalfensters entscheidet der Trägerverein „Regionalfenster e.V.“.