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Loccumer Agrartagung

„Niedersächsischer Weg“ als Blaupause für den Bund?

Viele Bauern bewerten den Dauerstreit über die zukünftige Ausrichtung der Landwirtschaft als frustrierend. Immer haben sich die Betriebe angepasst und doch nur neue Kritik erfahren, sagt Prof Nieberg.

Lesezeit: 4 Minuten

Ob der „Niedersächsische Weg“ als Blaupause für den Bund taugt, darüber diskutierten Vertreter von Berufsstand, Wissenschaft und aus der Politik bei der Loccumer Agrartagung 2021, die Anfang Februar mit rund 300 Teilnehmern als Digitalformat stattfand.

Nach Beobachtung der Direktorin des Thünen-Instituts für Betriebswirtschaft, Prof. Hiltrud Nieberg, wird der Dauerstreit über den „richtigen Weg“ von vielen Landwirten mittlerweile nur noch als frustrierend empfunden. Angesichts niedriger Erzeugerpreise bei gleichzeitig kostentreibenden Auflagen fürchteten viele Betriebsleiter um ihre berufliche Zukunft, berichtete die Braunschweiger Agrarökonomin.

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Jahrzehntelang hätten Landwirte wirtschaftliche Herausforderungen gemeistert und sich an immer neue rechtliche Rahmenbedingungen angepasst, um jetzt doch wieder nur Kritik zu ernten. Aus diesem Dilemma hat man laut Nieberg gelernt und beim Naturschutz-Rahmenvertrag, bekannt als „Niedersächsischer Weg“, vieles richtig gemacht. So hätten Politik und Berufsstand gemeinsam klare Ziele formuliert. Erste Projekte seien skizziert worden, für die es ein festes Finanzbudget gebe.

„Schwebt Geld im Raum, kriegt man eher ein Miteinander hin“, konstatierte Nieberg. Die 120 Mio. € aus Landesmitteln seien ein guter Startpunkt, reichten für die Herausforderungen in Niedersachsen jedoch bei Weitem nicht aus. Daher müsse schnell geklärt werden, wie anschlussfähig der „Niedersächsische Weg“ gegenüber anderen deutschen und europäischen Finanztöpfen sei.

Feindt: „Totale Politikblockade“

Auch für Prof. Peter Feindt vom Fachgebiet Agrar- und Ernährungspolitik der Berliner Humboldt-Universität weist der „Niedersächsische Weg“ in die richtige Richtung. Mit diesem sei eine gute Grundlage geschaffen worden, um zu einer stärkeren Integration verschiedener Politikbereiche - speziell der Umwelt- und Agrarpolitik - zu kommen.

Der Berliner Agrarökonom konstatierte mit Blick auf Deutschland eine „totale Politikblockade“. Auf der einen Seite gebe es Verteidigungskämpfe um die Direktzahlungen, auf der anderen Seite ganz starken Druck aus dem umwelt- und klimapolitischen Umfeld.

Einen verstärkten Klima- und Umweltschutz habe sich auch die EU-Kommission mit ihrem Green Deal und anderen Strategiedokumenten auf die Fahnen geschrieben, komme damit aber nicht richtig voran.

Seit etwa zwei Jahren beobachtet Feindt eine starke Polarisierung innerhalb des Berufsstandes. „Die notwendige Transformation der Agrarsysteme kriegen wir aber nur hin, wenn wir die Landwirte auf den Weg mitnehmen“, mahnte der Wissenschaftler. Viele Landwirte wollten den Übergang zu zukunftsfähigen Agrarsystemen mitgestalten. Auf der anderen Seite sei aber eine gewisse Skepsis zu spüren, da der neue Weg mit unternehmerischen Risiken verbunden sei, so Feindt, der Mitglied des erst kürzlich von der Bundesregierung berufenen Bioökonomierates ist.

Taube: Ökoeffizienz als Vermarktungsinstrument

Der Direktor des Instituts für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Universität Kiel, Prof. Friedhelm Taube, hält einen Paradigmenwechsel hin zu einer ökologischen Intensivierung für notwendig. Es müsse darum gehen, erreichte Ertragsniveaus zu halten und gleichzeitig die Intensität der Bewirtschaftung zu reduzieren, erklärte Taube.

Ziel muss es dem Kieler Agrarwissenschaftler zufolge sein, die enormen Umweltkosten durch Nährstoffüberschüsse zu senken, die vielfach mit der derzeitigen Bewirtschaftung einhergingen. Diese nicht internalisierten Kosten für die Gesellschaft bezifferte Taube allein für Stickstoff auf fast 1.000 €/ha im Bundesschnitt.

Den Ausweg sieht er in einer Diversifizierung von Anbausystemen: „Wir erreichen mehr Ertragssicherheit bei gleichzeitiger Umweltschonung durch die Kombination von Marktfrucht- und Futterbau“, so der Agrarexperte.

Die Zukunft liege in Gemischtbetrieben mit Tierhaltung statt spezialisierten Ackerbaubetrieben. Eine „Landwirtschaft 4.0“ mit einem hohen Grad an Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz (KI) könne ein taktisches Werkzeug auf diesem Pfad sein - es ist für den Agrarwissenschaftler aber nicht die strategische Lösung.

Statt weiter Geld für Landbesitz zu transferieren, sollte die EU-Agrarpolitik samt nationalem Rahmen für Gemeinwohlprämienansätze genutzt werden, forderte Taube. Ökoeffiziente Erzeugnisse könnten dann künftig als Premiumprodukte auf den Weltmärkten platziert, günstige CO2-Fussabdrücke dokumentiert und vermarktet werden.

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