Nordkorea steht nach Angaben des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP) vor der schlimmsten Hungerkatastrophe seit den 90er Jahren. Fünf bis sechs Millionen Nordkoreaner bräuchten dringend Lebensmittelhilfen, sagte Jean-Pierre de Margerie, WFP-Direktor für Nordkorea, in Peking. Eine gerade fertiggestellte Untersuchung der Organisation habe ergeben, dass fast die Hälfte der 23 Mio. Einwohner nicht genug zu essen hätten und auf essbare Gräser und Wurzeln zurückgreifen müssten, meldet AFP.
Das WFP plant für kommenden Monat einen internationalen Aufruf, um 320 Mio. Euro an Hilfsgeldern zusammenzubekommen. Bis zur nächsten Ernte im Oktober stünden dem Land kritische Versorgungsengpässe bevor, warnte de Margerie. Insgesamt werde Nordkorea noch bis mindestens Oktober 2009 auf Hilfe aus dem Ausland angewiesen sein. Verheerende Fluten hatten im vergangenen Jahr einen großen Teil der Ernte für dieses Jahr zerstört. Daraufhin vervierfachten sich die Lebensmittelpreise; die staatlichen Essensrationen musste um 70 % gekürzt werden.
Anfang Juni nahm das WFP nach zweijähriger Unterbrechung die Notlieferungen an Nordkorea wieder auf, um der schlechten Versorgungslage Herr zu werden. Das stalinistisch regierte Land war zwischen 1995 und 2005 der weltweit größte Empfänger von WFP-Hilfen. 2006 hatte die Regierung in Pjöngjang die Zusammenarbeit mit dem WFP und anderen Hilfsorganisationen aufgekündigt, da sie diese als zu "aufdringlich" empfand.