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NRW: Jeder fünfte Betrieb schreibt rote Zahlen

Massive Kostensteigerungen bei mäßigen Preisen reißen Löcher in die Konten der NRW-Betriebe. Besonders betroffen sind Sauenhalter sowie Schweinemäster.

Lesezeit: 6 Minuten

Runter um 38 % auf nur noch 44.220 €: So ernüchternd fällt das vorläufige durchschnittliche Unternehmensergebnis der Haupterwerbsbetriebe in NRW für das Wirtschaftsjahr 2020/21 aus. Wohlgemerkt: Davon müssen Familienbetriebe Krankenversicherung, Alterssicherung und Mitversorgung des Hofüber­gebers berappen, zudem private Steuern zahlen, Darlehen tilgen. Neuinvestitionen waren fast ausschließlich mit Fremdkapital möglich, was die Liquidität weiter einschränkte. Und: Auch ihre Lebenshaltungskosten mussten Familien von diesem Unternehmensergebnis bezahlen.

Nach Gewinngrößenklassen zeigen die ausgewerteten 663 iden­tischen Haupterwerbsbetriebe in NRW, dass 43 % der Betriebe 30.000 € und weniger Gewinn erwirtschafteten, etwa 22% lagen zwischen 30.000 bis 60.000 €. 34 % der Unternehmen schafften 60.000 €. Fast jeder fünfte Haupterwerbsbetrieb lag in der Verlustzone. Die Haupterwerbsbetriebe bewirtschafteten im Schnitt 78 ha Nutzfläche mit 1,31 Familienarbeitskräften. Deren Entlohnung sowie die des eingesetzten Bodens und Kapitals drückt sich in der Nettorentabilität aus. Im Schnitt verschlechterte sich diese von 95 % im Wirtschaftsjahr 2019/20 auf jetzt nur noch 56 %.

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Abwärts im Ackerbau

Positiv war, dass die Erträge im Ackerbau der erneuten Wasserknappheit im Erntejahr 2020 ­trotzten. Negativ ist dagegen die Einkommensentwicklung. Bei moderat gesunkenen Ausgaben errechnete sich in den rund 90 ha großen Ackerbaubetrieben ein Gewinn von 60.800€, der im Vergleich zum Vorjahr um 18,6% sank. In Getreidebetrieben sank der Gewinn auf 56.814€. Diese Betriebe nutzten 63 % ihrer Ackerfläche für Getreide ohne Körnermais sowie rund 12% für Raps. Hackfrüchte und Feldgemüse spielten in diesen Betrieben eine unter­geordnete Rolle. Ein Minus beim Unternehmensergebnis um rund 28 % auf 57.020 € gab es in den 84 ha großen Hackfruchtbetrieben. Die Schwerpunkte bildeten auf diesen Höfen Getreide, Kartoffeln und Zuckerrüben.

Seitwärts im Futterbau

Die Gruppe der Futterbaubetriebe umfasst Milchvieh- und Mutterkuhhalter sowie Rindermäster. Deren Unternehmensergebnis von 50.740 € verfehlte den Vorjahresgewinn. Ein kaum verbesserter Milchpreis und etwas gestiegene Schlachtviehpreise bei Rindern brachten nur geringfügig mehr Geld. Bei hohen Kosten verschlechterten sich unterm Strich die Einkommen.

Spezialisierte Milchviehhalter verbuchten gegenüber dem Vorjahr einen Gewinnrückgang auf 58.194 €. Mit rund 82 ha LF erzielten sie bei einem Durchschnitts­bestand von 101 Kühen eine geringfügig verbesserte Milchleistung von 9.172 kg/Kuh. 1 kg Milch erlöste mit 34,82 Cent/kg netto etwas mehr als im Vorjahr. Die wichtigsten variablen und festen Kosten ohne Tier-, Futterzukauf und Pacht brachten Mehrausgaben von fast 5300€ je Unternehmen. Auffallend sind erneut gestiegene Belas­tungen für Futtermittel in Höhe von 2.350 €, Abschreibungen (+1.944 €), Personalaufwand ohne Berufsgenossenschaft (+1.603 €) und Zinsen (+1.140 €). Die Umsatzerlöse aus der Pflanzenproduktion dezimierten sich um ein gesamtbetriebliches Minus von 1.245 €.

Schweinekrise in Zahlen

Der Schweinestau vor den Schlachthöfen verschärfte im ­ersten Halbjahr die ohnehin schwierige Lage der Schweine­halter. Einer vorübergehenden Preiserholung in der zweiten Hälfte des Wirtschaftsjahres 2020/21 folgte im Herbst ein erneutes Rekordtief.

Das Minus identischer Veredlungs­betriebe, vorwiegend Schweinehalter, betrug zum Vorjahr 78 %. Ihr Unternehmensergebnis von nur 24.500 € lag auf einem historisch niedrigen Niveau. Insbesondere klaffte zwischen dem hervorragenden Schweinejahr 2019/20 und dem letzten Wirtschaftsjahr 2020/21 mit einer Ergebnisdifferenz von 87.220 € eine gewaltige Lücke. Die etwa 61 ha großen Veredlungsbetriebe hielten durchschnittlich 93 Sauen und verkauften im Schnitt 1.700 Mastschweine. Die Ferkelpreise sanken um 22 € auf nur noch 38 €/Ferkel netto, inklusive aller Zuschläge. Der Mastschweineerlös von 131 € netto verfehlte um 44 € den Vorjahreswert.

Den um 27 % schwächeren Umsatz bei Schweinen milderten die leicht verbesserten Einnahmen aus dem Ackerbau nur ansatzweise ab. Kosteneinsparungen, vorwiegend durch weniger Ausgaben für den Ferkelzukauf, verhinderten weitere Einkommenseinbußen. Für Futter mussten die Betriebe 5.387 € mehr aufwenden. Diese Teuerung lässt im aktuellen Wirtschaftsjahr nach der bisherigen Entwicklung ein noch deutlich höheres Ausmaß erwarten. Bei vielen Positionen ­ergab sich eine moderate Kosteneinsparung.

Das völlig unbefriedigende Ergebnis der Veredler bietet aber ein differen­ziertes Bild. Während Schweinehalter insgesamt etwa 24.500 € Gewinn erreichten, verzeichneten Mäster mit 35.000 € im Hinblick einen etwas höheren Gewinn.

Dieses Ergebnis unterschritten spezialisierten Ferkelerzeuger mit rund 19.300 € und Betriebe mit (teil)geschlossenem System mit 6.250 € deutlich. Die fast 49 ha ­großen Ferkelerzeuger hielten 278 Zuchtsauen, die aufgezogenen Ferkel verkauften sie für 35 € das Stück netto inklusive Zuschläge.

Biobetriebe: Ergebnis enttäuscht

Mit 25 ökologisch wirtschaftenden Betrieben ist nur eine Trendmeldung möglich. Der Gewinn der im Schnitt 79 ha großen Betriebe sank um 2,7 % auf 47.170 €. Das sind rund 3.000 € mehr als bei den konventionellen Betrieben. Biobauern verbesserten die Umsätze aus der Tierhaltung durchschnittlich um 9.712 €. Der Kuhbestand sank leicht auf im Schnitt 34,3 Kühe, die Milchleistung stagnierte bei 6.563 kg/Kuh. Der Biomilchpreis betrug 49,41 Cent/kg netto inklusive Zuschläge. Eine untergeordnete Rolle spielte die Schweinehaltung. Aus der Pflanzenproduktion errechnete sich im Schnitt der Biobetriebe eine Mehreinnahme von 7.386 €. Sonstige betriebliche Erträge gingen um 9.475 € zurück. Kostensteigerungen belasteten im Schnitt mit 11.514 €, was durch mehr betriebliche Erträge von 9.523 € nicht in voller Höhe kompensiert wurde.

Kosten gespart

Insgesamt sank der Betriebsaufwand im Schnitt um 18.760 € pro Betrieb. Großen Anteil hatte der günstigere Tierzukauf. In Summe gaben die Betriebe für Saatgut, Düngemittel und Pflanzenschutz 2,5% weniger aus. Zudem sparten sie bei Zinsausgaben (–7,9 %), Treib- und Schmierstoffen (–5,1 %), Lohnarbeit/Maschinenmiete (–3,4 %), den Unterhaltungsaufwendungen (–3,2 %), den Tierarztkosten (–2,5 %) sowie beim sonstigen Betriebsaufwand (–2,6 %). Teuerungen gab es bei den Personalaufwendungen mit +10 %, den Betriebsversicherungen (+6,5 %), Pachten (+2,2 %), den Ausgaben für Zukauffuttermittel (+1,7%) sowie bei den ­Kosten für Energie (+1,4 %). Die Aufwendungen für Abschreibungen legten um 6 % zu.

Nebenerwerb: Weniger Einkommen

In die aktuelle Auswertung flossen auch 116 Betriebe mit einem Umsatz von weniger als 50.000 € oder weniger als einer Vollarbeitskraft ein. Mit einem Minus von ­etwa 11% sank das durchschnittliche Unternehmensergebnis auf 10.540 €. Damit lag eine angemessene Entlohnung in weiter Ferne. Im Durchschnitt waren die Nebenerwerbs- und Kleinbetriebe 40 ha groß. Der Gewinn je nicht entlohnter Familienarbeitskraft betrug 13.953 €, im Haupterwerb war er mit 33.682 € mehr als doppelt so hoch.

Mehr Fremdkapital

Im Schnitt aller Betriebe sank das Eigenkapital mit –2278€. Die Privatentnahmen (bereinigt um Entnahmen zur Bildung von Privatvermögen) reduzierten sich um 14,5%, die bereinigten Einlagen sanken um 6 %. Saldiert, bereinigte Entnahmen minus bereinigter Einlagen, entnahmen die Betriebe 11.000 € weniger als 2019/20. Das verhinderte eine noch weitere Abschmelzung des Eigenkapitals. Mit Ausnahme der Ackerbaubetriebe erreichen die übrigen drei Hauptgruppen der ersten Ebene die Zielschwelle von 10.000 € bereinigter Eigenkapitalbildung nicht.

Die schlechtere Liquidität 2020/21 spiegelte sich in der Entwicklung des Fremdkapitals wider. Es nahm um 6.068 € auf durchschnittlich 260.764 € pro Betrieb zu. Auch die kurzfristigen Verbindlichkeiten erhöhten sich.

Die langfristige Kapitaldienstgrenze ging zurück und betrug lediglich „überschaubare“ 1.760 € pro Betrieb. Mit den bestehenden Zahlungs­verpflichtungen wurde die Kapitaldienstfähigkeit um 30.676 € pro Betrieb überschritten.

Bundesweit miserable Ergebnisse

Die Ergebnisse aus Nordrhein-Westfalen passen ins Bundesbild: Die Gewinne aller landwirtschaft­lichen Haupterwerbsbetriebe in Deutschland sind im Wirtschaftsjahr 2020/21 im Durchschnitt aller Höfe und Regionen im Vorjahresvergleich empfindlich gesunken. Besonders Veredlungsbetriebe verbuchen dramatische Einkom­mens- und Eigenkapitalverluste, berichtete der Verband der Landwirtschaftskammern (VLK) mit Verweis auf eine erste Auswertung von Buchführungsdaten.

Der VLK geht davon aus, dass auch die Ein­kommenssituation im aktuellen Wirtschaftsjahr 2021/22 die landwirtschaftlichen Betriebe bzw. ­bäuerlichen Familien vor ­weitere große Herausforderungen stellt. Der noch nicht absehbare Verlauf der Corona-Pandemie sowie das zeitgleiche Auftreten der Afrikanischen Schweinepest und der Geflügelpest dürften für übergreifend schlechte Rahmenbedingungen bei fehlenden Perspektiven sorgen.

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