Dr. Norbert Rauch führt mit seinem Cousin und seinem Sohn die Geschäfte eines fast 100 Jahre alten Unternehmens. top agrar-Südplus sprach mit dem Firmenchef.
Südplus: Herr Dr. Rauch, Sie führen Ihr Unternehmen mit Ihrem Cousin Herrmann und Ihrem Sohn Martin. Erleichtert die enge Familienbande Entscheidungen?
Rauch: Uns eint das Ziel, das Unternehmen in dieser Generation gut zu führen. Wir sind uns der Verantwortung gegenüber unseren Vorfahren, die sich für die Firma krumm gearbeitet haben, bewusst. Das macht Entscheidungen einfacher. Auch, wenn wir unterschiedlicher Meinung sind. Eine andere Meinung kann nur ein anderer Blickwinkel sein. In der Familie kann man solche Aspekte besser diskutieren.
Südplus: Was bedeutet es Ihnen, dass mit Ihrem Sohn Martin bereits die 4. Generation ins Unternehmen eingestiegen ist?
Rauch: Mein Sohn ist in die Geschäftsführung eingestiegen, meine Tochter ist Leiterin der Public Relations-Abteilung. Das macht mich stolz. Allerdings war immer klar, dass es nicht ausreicht, „Sohn“ oder „Tochter“ zu sein. Die Qualifikation ist entscheidend. Mein Sohn hat Maschinenbau studiert, war in den USA und in China, um Erfahrungen zu sammeln. Es war nie ein Zwang, sondern sein eigener Wille. Nur wer für das Unternehmen brennt, kann dieses erfolgreich führen. Und sowohl mein Sohn als auch meine Tochter, haben dieses Herzblut.
Südplus: Was war Ihre größte berufliche Herausforderung?
Rauch:Ich bin vor 38 Jahren ins Unternehmen eingestiegen. Damals wusste ich nichts, war unbedarft – das war gut so. Die schwerste Zeit waren die letzten zwei Jahre. Mein Bruder zog sich aus der Geschäftsführung zurück, ich habe neben der Verantwortung für die technische Entwicklung auch die Leitung des Vertriebs übernommen. Wir haben eine neue Unternehmenssoftware und ein neues Vertriebssystem eingeführt – gleichzeitig ist der Markt extrem eingebrochen. Das Schlimmste ist, dass man im Alter so viel weiß. Man weiß um die Risiken und welche Folgen falsche Entscheidungen haben. Das hat mich nachts manchmal nicht schlafen lassen.
Südplus: Auf welches Ihrer zahlreichen Patente sind Sie besonders stolz?
Rauch: 1998 haben wir das Patent für EMC (Electronic Massflow Control) angemeldet, mit dem wir auf der Agritechnica 1999 mit der ersten Goldmedaille für Rauch ausgezeichnet
wurden. Diese Auszeichnung bedeutet nicht gleichzeitig wirtschaftlichen Erfolg. Bei EMC war es jedoch so, denn für uns ist es das wirtschaftlich bedeutendste Patent. Es ist unser wesentliches Alleinstellungsmerkmal und beschert uns weltweit gute Umsätze.
Südplus: Wie oft sind Sie selbst draußen in der Praxis und schauen sich Ihre Technik im Einsatz an?
Rauch: Es wird weniger. Aber ich habe gute Kontakte in die Praxis. Das liegt vor allem daran, dass ich oft auf landwirtschaftlichen Tagungen und Veranstaltungen bin. Zum anderen laden wir häufig innovative Landwirte zu uns in die Firma ein, diskutieren mit ihnen neue Ideen und bitten sie, uns in Workshops bei der Weiterentwicklung unserer Maschinen zu begleiten.
Früher habe ich oft am Feldrand angehalten und beim Düngerstreuen zugeschaut. Dabei kamen mir immer gute Ideen.
Südplus: Sie engagieren sich seit Jahrzehnten in verschiedenen Ehrenämtern. Warum ist Ihnen das wichtig?
Rauch: Meine Ehrenämter haben mich bereichert und mir einen breiteren Blick beschert. Bei der DLG habe ich viel über den Pflanzenbau gelernt, konnte ein gutes Netzwerk aufbauen. Beim VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau) knüpfte ich die Kontakte in die Industrie. Die Ehrenämter haben mich in meiner Persönlichkeit weit vorangebracht. Zeitlich bedeuteten sie immer zusätzlichen Aufwand – und nie „anstatt“. Ich bereue nichts, die Ehrenämter haben mir immer Spaß gemacht.