Wissenschaftler des unabhängigen Öko-Instituts aus Freiburg fordern eine klimafreundliche Gestaltung des aktuellen Mehrwertsteuersystems. Sie wollen den Mehrwertsteuersatz auf tierische Produkte auf 19 Prozent erhöhen und dafür den für alle pflanzlichen Produkte auf 7 Prozent senken.
Anlässlich des 50. Geburtstags der Mehrwertsteuer wurden Anfang August Forderungen nach einer klimafreundlicheren Besteuerung laut. Das Öko-Institut, ein Verein unabhängiger Forscher und Berater für nachhaltige Entwicklung, fordert ein, dass tierische Nahrungsmittel stärker und pflanzliche dagegen weniger besteuert werden. Konsumenten sollen dadurch dazu gebracht werden, ihre Ernährungsgewohnheiten klimafreundlich umzustellen, heißt es in einem sogenannten Brief an die Mehrwertsteuer, den das Öko-Institut aus Freiburg veröffentlicht hat.
Das Institut fordert eine Erhöhung des Steuersatzes für tierische Produkte auf 19 Prozent. Dadurch können Konsumenten diese „klimaunfreundlichen Lebensmittel“ anhand des höheren Preises erkennen und werden gleichzeitig zum Überdenken ihrer „festgefahrenen Ernährungsgewohnheiten“ gebracht, schreiben die Wissenschaftler. Gleichzeitig sollte die Mehrwertsteuer für pflanzliche Produkte gesenkt werden, so das Öko-Institut weiter. Dies sei notwendig, weil es „klimafreundliche und gesunde Ernährung begünstigt und einen Beitrag zur Senkung von Emissionen bei der Produktion von Nahrungsmitteln“ leiste.
Momentan werden tierische Produkte wie Fleisch, Milch, Eier und Käse genauso wie manche pflanzlichen Nahrungsmittel mit dem ermäßigten Satz von 7 Prozent besteuert, während andere Lebensmittel wie Sojadrinks noch mit dem Normalsatz von 19 Prozent besteuert werden. Das Öko-Institut, welches sich für eine nachhaltige Entwicklung einsetzt, findet das nicht mehr zeitgemäß.
Ursprung der Forderungen ist das Hintergrundpapier: „50 Jahre Mehrwertsteuer – Ein Blick durch die Klimaschutzbrille“ des Instituts. Die Wissenschaftler stellen in dem Papier die Rechnung auf, dass die vorgeschlagenen Steuersatzänderungen dem Bund insgesamt rund 4-5 Milliarden Euro zusätzliche Steuereinnahmen generieren könnten. In der Publikation wird außerdem auch eine klimagerechtere Besteuerung des Fernverkehrs erarbeitet.