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Österreich: Bauernbundzeitung beschimpft Kritiker wüst

Für Wirbel sorgt derzeit ein Artikel in der Mitgliederzeitung des Steirischen Bauernbundes „Neues Land“, in dem der Chefredakteur Josef Kaltenegger verbandskritische Landwirte wüst beschimpft. Ausgangspunkt war die Kritik von einigen Bauern in einer Tageszeitung an dem derzeitigen Vorschlag der österreichischen Agrarspitze zur Agrar-Reform.

Lesezeit: 4 Minuten

Für Wirbel sorgt derzeit ein Artikel in der Mitgliederzeitung des Steirischen Bauernbundes „Neues Land“, in dem der Chefredakteur Josef Kaltenegger verbandskritische Landwirte wüst beschimpft. Ausgangspunkt war die Kritik von einigen Bauern in einer Tageszeitung an dem derzeitigen Vorschlag der österreichischen Agrarspitze zur Agrar-Reform.

 

„Uns wurden zuvor einfach keine Gespräche mit den Agrarspitzen gewährt“, erklärt dazu Landwirt Leonhard Madl. In der Folge gründeten die unzufriedenen Bauern die Interessensgemeinschaft-Plattform „Grüner Agrar- und Umweltclub Steiermark“.

 

Dies dürfte den „Neues Land“-Chefredakteur derart erzürnt haben, dass er zu einem Rundumschlag gegen die kritischen Bauern ausholte. Mit Aussagen wie „solche Rebellen sind zum Kotzen“, er empfinde es als „Sauerei der Bauernrebellen“, „echte Rebellen haben Ehre und fackeln das Land nicht ab“ oder auch „die Gier ist der Taktstock der Akteure“ löste er eine Welle der Empörung aus. Ein Landwirt bringt es gegenüber top agrar-Österreich mit folgenden Worten auf den Punkt: „Da wird versucht, Feuer mit Benzin zu löschen.“

 

Die Mitglieder des Agrarclubs können diese Wortwahl von Kaltenegger überhaupt nicht nachvollziehen. Madl: „Wir wollen nicht spalten, sondern zusammenführen. Wir treten auch nicht aus dem Bauernbund aus. Im Gegenteil: Durch unsere Plattform konnten wir eine massive Austrittswelle, wie zum Beispiel bei den Obstbauern, verhindern.“

 

Chefredakteur Kaltenegger ruderte in der nachfolgenden Ausgabe auch bereits kräftig zurück: „Ich möchte mich aufrichtig entschuldigen“ und er räumte ein, „stärker differenzieren“ zu müssen. Gleichzeitig gestand er den unzufriedenen Bauern auch zu, dass Mitglieder den Bauernbund auch ruhig kritisieren sollten.

 

Unterdessen hat der Agrarclub offenbar regen Zulauf, vor allem aus den Reihen von Rinderhaltern. Schließlich ist es u.a. Ziel der Plattform, die Streichung aller Rinderprämien und die drastische Kürzung von Almzahlungsansprüchen zu verhindern. Mitte Dezember hatten sich laut Sprecher Madl schon fast 1 300 Landwirte dem Agrarclub angeschlossen, zum Teil auch aus Niederösterreich.

 

Lesen Sie dazu folgendes Exklusiv-Interview mit Leonhard Madl, dem Sprecher des Agrar- und Umweltclubs Murtal:


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„Freie Meinungsäußerung muss erlaubt sein“


Was hat Sie zur Gründung des „Agrar- und Umweltclubs“ bewogen?

 

Madl: Um den Konsumenten regionale Produkte zu leistbaren Preisen anbieten zu können und um das Tourismusland Österreich mit seiner landschaftlichen Vielfalt, Rinderhaltung und Almwirtschaft auch weiterhin zu erhalten, müssen die Rahmenbedingungen für unsere Familienbetriebe dementsprechend gestaltet werden. Durch die Summe der Veränderungen (Einheitswert: Anstieg der Kammerumlage und der SVB-Beiträge, Wegfall sämtlicher Rinderprämien, Streichung der Agrardieselrückvergütung, Kürzung der Zahlungsansprüche für Almen um 75 %) sehen wir jedoch genau dies stark gefährdet.

 

Welche Ziele verfolgt diese Interessengemeinschaft? Was können sich Mitglieder erwarten?

 

Madl: Viele bäuerliche Familienbetriebe blicken derzeit besorgt in ihre betriebliche Zukunft. Wir sind keine neue politische Gruppierung, sondern wollen unsere bestehende Interessensvertretung auf den Unmut in der Landwirtschaft hinweisen. In der GAP-Reform ist es unser Ziel, den derzeitigen Vorschlag der Agrarspitzen Österreichs abzuändern und zu adaptieren. Gerade der Wegfall sämtlicher Rinderprämien und die Reduktion der Almzahlungsansprüche um 75 % kann nicht akzeptiert werden. Langfristig gesehen muss ein Erhalt der bäuerlichen Familienbetriebe erreicht werden. Wir wollen nicht, dass es zu Industriebetrieben in der Landwirtschaft kommt.

 

Fürchten Sie nicht, dass durch Zersplitterung der Bauernschaft in einzelne Interessensgruppen deren Verhandlungsposition geschwächt wird?

 

Madl: Wir Landwirte sind die einzige Berufsgruppe, die selbst Einkommenseinbußen kommentarlos hinnimmt. Es ist an der Zeit, dass wir unsere Kräfte bündeln, aber dennoch muss eine freie Meinungsäußerung erlaubt bleiben. Durch die Gründung des Agrar- und Umweltclubs konnte eine massive Austrittswelle aus dem Bauernbund abgewendet werden. Unserer Interessensvertretung und auch den Konsumenten muss wieder die Bedeutung unserer klein strukturierten Betriebe vor Augen geführt werden.

 

Vieles, was die Bauern zukünftig betrifft, ist fast oder bereits entschieden (Einheitswert, Pauschalierung, GAP-Reform). Ist es für Ihren Club nicht etwas zu spät, um jetzt noch eingreifen zu können?

 

Madl: Es ist nie zu spät, wenn es um das Allgemeinwohl geht. Vieles ist bereits entschieden (Einheitswert), aber einiges ist sehr wohl noch verhandelbar (GAP-Reform). (ad)


(Aus der aktuelle top agrar-Österreich 1/2013, S. 5)

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