Die Ankündigung von Aldi Nord und Süd bis 2030 auch bei gekühlter Fleisch- und Wurstware in Deutschland vollständig auf die beiden höchsten Haltungsformen 3 und 4 umzustellen, begrüßt Agrarminister Cem Özdemir ausdrücklich. „Das ist die Zukunft! Der Markt verändert sich - wer das nicht wahrhaben will und anderes propagiert, ist ein falscher Freund der Landwirte“. Zuvor hatte die Schwarz-Gruppe (Lidl und Kaufland) mitgeteilt, ihr Sortiment umzugestalten und die Anzahl an tierischen Produkten zu reduzieren.
Der Fleischkonsum sinke beständig und gleichzeitig wollen die Verbraucher, dass Tiere besser gehalten werden. „Darauf zu reagieren, ist Marktwirtschaft, nix anderes“, resümiert der Minister. Wer jetzt so tut, als könne alles so bleiben, wie es ist, setzte die Tierhaltung in Deutschland, viele Höfe, an denen Familien hängen, aufs Spiel.
„Der Lebensmitteleinzelhandel sende ein wichtiges Signal an unsere Landwirte, dass die Nachfrage nach Produkten aus tiergerechterer Haltung steigt und sich damit Geld verdienen lässt.“ Das Bekenntnis der Unternehmen gebe den heimischen Höfen eine planungssichere Perspektive.
Özdemir fordert europäische Herkunftskennzeichnung
Das staatliche Tierhaltungskennzeichen mache die Anstrengungen der Landwirte für mehr Platz im Stall verlässlich sichtbar und gebe den Konsumenten damit „eine echte Wahl für mehr Tierschutz“. „Aber das reicht nicht: Wir brauchen eine europäische Herkunftskennzeichnung, damit diese Leistungen auch im Vergleich zu ausländischen Produkten klar erkennbar sind.“ Fleisch aus Deutschland müsse künftig für mehr Tierschutz und mehr Klima- und Umweltschutz stehen.
ISN: Es dürfen keine Hintertüren offen bleiben
Für den Geschäftsführer der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN), Dr. Torsten Staack, ist das Vorgehen von Aldi nur konsequent. „Wir haben immer gefordert, dass u.a. auch die verarbeitete Ware in gleicher Weise wie das Frischfleischsegment in die Kennzeichnung einbezogen werden muss.“ Mit der Ausweitung der höheren Haltungsstufen mache Aldi insbesondere auch auf den Verarbeitungsbereich Druck, so Staack.
„Ganz entscheidend wird aber sein, wie ehrlich das gleichzeitige Aldi-Bekenntnis zum Fleisch aus deutscher Herkunft ist. Es dürfen keine Hintertüren offen bleiben – beispielsweise für Aktionsware. Es würde nämlich den deutschen Schweinehaltern ein Bärendienst erwiesen, wenn die umsatzstarken Aktionen mit auch zukünftig nicht kennzeichnungspflichtigem, ggf. sogar mit geringeren Standards erzeugtem Fleisch aus dem Ausland bestückt werden können.“
DBV: Schritt von Aldi ist folgerichtig
Wer es mit der Umstellung auf die Haltungsformen 3 und 4 ernst meine, müsse die Fleisch- und Wurstwaren einbeziehen. „Der Schritt von Aldi ist daher konsequent, folgerichtig und entspricht unserer Forderung“, so DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken. Jetzt gelte es, gemeinsam zu verhindern, dass die Bundesregierung solche „Initiativen mit einem schlecht gemachten Tierwohlkennzeichen konterkariert“. Bestehende Programme wie die „Initiative Tierwohl“ müssten laut Bauernverband integriert werden. Außerdem müsse der Umbau von Ställen überhaupt möglich gemacht werden, baurechtlich wie fördertechnisch.