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OVID fordert mehr Dynamik für nachhaltige Sojaimporte

Die Forderung von Entwicklungsminister Gerd Müller für eine großflächige Zertifizierung von Sojaimporten erzeugt Reaktionen. Der Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie (OVID) beklagt, dass das vorhandene Angebot von zertifiziertem Soja nicht genügend nachgefragt wird. Importverbote für Soja sieht OVID kritisch.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Forderung von Entwicklungsminister Gerd Müller für eine großflächige Zertifizierung von Sojaimporten erzeugt Reaktionen. Der Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie (OVID) beklagt, dass das vorhandene Angebot von zertifiziertem Soja nicht genügend nachgefragt wird. Importverbote für Soja sieht OVID kritisch.

 

Der Vorstoß von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU), bei Importen von Agrarrohstoffen auf nachhaltig zertifizierte Ware zu setzen, um so der Entwaldung entgegenzuwirken, hallt nach. Der Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (OVID) begrüßt in einer Mitteilung Müllers Forderung. OVID verweist weiter drauf, dass es bereits Initiativen dazu gibt. Ein 2006 gemeinsam vereinbartes Soja-Moratorium für Brasilien untersagt den Handel, die Finanzierung und den Erwerb von Soja, das von Regenwaldflächen stammt, die nach Juli 2008 gerodet wurden, heißt es bei OVID.

 

Im Laufe der Jahre haben sich eine Reihe von Zertifizierungssystemen für nachhaltigen Sojaanbau etabliert. Dazu gehören der Roundtable for Responsible Soy (RTRS), ProTerra und International Sustainability and Carbon Certification (ISCC Plus). Allen gemein ist die Verpflichtung, Anbau nur auf Flächen zu betreiben, auf denen zuvor keine Landnutzungsänderung stattgefunden haben. Unterschiede gibt es zum Teil im Hinblick auf den Umfang der Nachhaltigkeitskriterien, wie etwa in den Sozialstandards. Das Thünen-Institut für Internationale Waldwirtschaft und Forstökonomie ist in einer Studie vom Mai 2018 bei einem Vergleich der Systeme zu dem Schluss gekommen, dass das ISCC Plus/ISCC EU in verschiedenen Kernbereichen, wie Schutz von Ökosystemen, gute landwirtschaftliche Praxis, soziale Kriterien und Auditierungs- und Rückverfolgungssystemen, am besten abschneidet.

 

Für Bioenergie und Biokraftstoffe in der EU sind Nachhaltigkeitszertifizierungen auf Basis gesetzlicher Vorgaben verpflichtend. Für andere Verwendungen hingegen, zum Beispiel in der Lebens- und Futtermittelwirtschaft sowie in der Chemie, ist dies aus WTO-rechtlichen Gründen nicht möglich. Hier konnte bisher durch Initiativen der Privatwirtschaft und der NGOs eine gewisse Dynamik zu mehr Nachhaltigkeit im Anbau und der gesamten Lieferkette erzeugt werden. So hat der europäische Verband der Mischfutterhersteller (FEFAC) mit den Leitlinien für die nachhaltige globale Sojabeschaffung Mindeststandards festgelegt.

 

„Die OVID-Mitgliedsfirmen bieten ihren Kunden eine Auswahl anerkannter Zertifizierungssysteme und firmenindividueller Nachhaltigkeits-initiativen für die Beschaffung nachhaltiger Agrarrohstoffe an. Wir sehen allerdings, dass am Markt gegenwärtig mehr nachhaltig zertifiziertes Soja angeboten als nachgefragt wird“, sagte Jaana Kleinschmit von Lengefeld, Präsidentin von OVID. Einige brasilianische Bauern überlegten bereits, ob sie aus dem Nachhaltigkeitsprogramm wieder aussteigen, da ihre mit Mehraufwand erzeugte und entsprechend teurere Ware nicht genügend Abnehmer findet, wie auf der letzten RTRS-Konferenz in Lille verkündetet wurde, so Kleinschmit von Lengefeld weiter.

 

Ein Importverbot, wie von einigen Politikern immer wieder gefordert, ist aus Sicht von OVID nicht zielführend im Sinne der Nachhaltigkeit. Es würde den bisher erreichten Erfolg in den Anbauländern im Keim ersticken, argumentiert OVID. Tatsache sei, dass sich alle Bemühungen zu mehr Nachhaltigkeit bisher auf Deutschland und die EU beschränkten und somit, global gesehen, keine Lenkungswirkung erzeugen ließe, denn die größten Sojaimporteure befinden sich im asiatischen Raum, wo die Nachhaltigkeit nicht nachgefragt werde. „Landnutzungsänderungen lassen sich nicht von deutschen, nicht einmal europäischen Schreib- und Esstischen aus verhindern“, sagt Kleinschmit von Lengefeld. In Indonesien hätten die europäischen Forderungen nach Importverboten für Palmöl die Kleinbauern in Jakarta auf die Straße getrieben, da sie um ihren, mit Hilfe der Nachhaltigkeitsprogramme gerade erworbenen, bescheidenen Wohlstand, wie den Schulbesuch ihrer Kinder, fürchteten.

 

„Deutschland und Europa sind aufgrund ihrer geografischen Lage von Sojaimporten abhängig. Es ist kaum möglich, in der aktuellen Selbstversorgung mit Eiweißfuttermitteln von nur 30 bis 35 Prozent mit heimischen Futtermitteln erheblich aufzuschließen“, so Kleinschmit von Lengefeld. Weltweit würde jeweils dort angebaut, wo die besten klimatischen Voraussetzungen für Anbau und Wachstum der Nutzpflanzen und damit auch für die höchste Flächeneffizienz bestehen. Das diene aus Sicht von OVID auch dem Klimaschutz.

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