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ASG-Herbsttagung Göttingen

Paetow fordert marktwirtschaftliche Instrumente in der Klimapolitik

Hubertus Paetow ist dafür, die Landwirtschaft in den Emissionshandel miteinzubeziehen, damit die Bauern Geld verdienen für Ihre Leistung. Prof. Hermann Lotze-Campen erwartet höhere Produktionskosten.

Lesezeit: 4 Minuten

Für die Nutzung marktwirtschaftlicher Instrumente in der Klimapolitik hat sich der Präsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), Hubertus Paetow, ausgesprochen. Dies sei ein entscheidender Ansatz, dass die Landwirtschaft ihren Beitrag zur Bekämpfung der globalen Erwärmung optimal leisten könne, sagte Paetow auf der Herbsttagung der Agrarsozialen Gesellschaft (ASG) in Göttingen.

Als eine Möglichkeit nannte der DLG-Präsident die Einbeziehung der Landwirtschaft in den europäischen Emissionshandel. Dadurch könnten sich vielen Betrieben neue ökonomische Optionen bieten, indem Klimaschutzleistungen zur Einkommenserzielung genutzt würden. Häufig hätten diese Maßnahmen auch noch positive Effekte auf die Biodiversität und Nährstoffverluste. Voraussetzung sei eine präzise Bilanzierung auf Betriebsebene, die pauschale Berechnungsvorschriften vermeide und eine Bewertung der Produktionsverfahren in ihrer Treibhausgaseffizienz ermögliche.

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Ein erhebliches Verbesserungspotential bei den Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft sieht Paetow in den Bereichen Lachgas und Methan. Er schränkte zugleich ein, dass die Möglichkeiten des Klimaschutzes über Maßnahmen auf der Produktionsseite begrenzt seien.

Wesentlich größer seien die Effekte, die durch eine möglichst globale Veränderung in den Konsummustern zu erreichen wären. Dies gelte insbesondere für den Verzicht auf Nahrungsmittel mit hohen Treibhausgasemissionen entlang der Produktionskette, wie zum Beispiel Rindfleisch. „Auch darin liegen Chancen für die Landwirtschaft als Produzent von pflanzlichen Proteinen“, betonte der DLG-Präsident.

Umstrukturierungskosten in der Tierhaltung

Nach Angaben Prof. Hermann Lotze-Campen, Wissenschaftler am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und der Humboldt-Universität zu Berlin, wird sich die Landwirtschaft ebenso wie andere Sektoren in Folge der Erderwärmung mit erhöhten Produktionskosten und vielfältigen Anpassungskosten konfrontiert sehen.

Lotze-Campen wies darauf hin, dass die direkten Klimawirkungen und Anpassungskosten innerhalb der Landwirtschaft sehr unterschiedlich verteilt sein könnten, je nachdem, welche Regionen und Produktionszweige besonders betroffen seien. Neben den Kosten der Klimaanpassung werde die Landwirtschaft aber auch von Kosten der Emissionsvermeidung erheblich betroffen sein.

Um die angestrebte Senkung der Netto-Emissionen bis zur Mitte des Jahrhunderts auf nahezu Null zu erreichen und die globale Erwärmung auf maximal 2 Grad zu begrenzen, müsse auch die Agrar- und Ernährungswirtschaft ihren Beitrag leisten, betonte der Agrarökonom. Auch nach seiner Einschätzung werden dazu neben weitreichenden Anstrengungen in der Produktionsumstellung vor allem Schritte für eine Ernährungsumstellung notwendig sein.

Laut Lotze-Campen würde eine Ernährungsumstellung auf einen möglichst hohen Anteil pflanzlicher Produkte zu erheblichen Umstrukturierungskosten in der Tierhaltung führen. Daneben müsse die Agrarproduktion auf Moorstandorten stark reduziert werden. Um diese umfassende Transformation zu vertretbaren gesellschaftlichen Kosten zu bewältigen, sei ein gut abgestimmtes Bündel von Politikmaßnahmen erforderlich.

Wiedervernässung von Mooren notwendig

Prof. Hans Joosten von der Universität Greifswald nannte entwässerte Moorböden als eine der Hauptquellen für Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft in Deutschland. Obwohl sie nur 7 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche ausmachten, entfielen auf die in land- und forstwirtschaftlich genutzten Moore rund 37 % der Emissionen.

Dem Wissenschaftler zufolge ist die Anhebung der Wasserstände nahe Geländeoberfläche die effektivste Methode, Emissionen zu vermeiden und damit das aus dem Pariser Klimaschutzabkommen abgeleitete Kernziel von Netto-Null-CO2-Emissionen bis zum Jahr 2050 zu erreichen.

Der globale Landsektor bleibe bis 2100 eine Netto-Kohlenstoffquelle, wenn nicht alle derzeit intakten Moore erhalten würden und mindestens 60 % der entwässerten Moorböden in den kommenden Jahrzehnten wiedervernässt würden, so Joosten. Dies bedeute, dass bei einer Wiedervernässung von „nur“ 60 % der degradierten Moorböden die Kohlenstoffsenkenkapazität des gesamten verbleibenden Landsektors einschließlich Aufforstung und Wiederaufforstung sowie verbesserter Waldbewirtschaftung und Kohlenstoffbindung in mineralischen Böden lediglich die Kohlenstoffverluste aus den 40 % verbleibenden degradierten Moorböden kompensieren und nicht zu den dringend notwendigen „Netto-Kohlenstoffsenken“ beitragen würde.

Die notwendige Wiedervernässung in Deutschland veranschlagt Joosten auf 50.000 ha organischen Böden pro Jahr. Das impliziere den vollständigen Rückzug aus diesen Gebieten oder die großflächige Entwicklung und Umsetzung von Paludikulturen.

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