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Panorama und SZ werfen Verbandsvertretern Tierschutzverletzungen vor - Betroffene weisen Vorwürfe zurück

In den Ställen von Vorständen verschiedener Agrarverbände soll es 2015 zu Tierschutzverletzungen gekommen sein. Das berichteten am Donnerstagabend das ARD-Magazin Panorama und auch die Süddeutsche Zeitung. Die Autoren berufen sich dabei auf heimliche Film-Aufnahmen der Organisation "Animal Rights Watch" (ARIWA).

Lesezeit: 5 Minuten

In den Ställen von Vorständen verschiedener Agrarverbände soll es 2015 zu Tierschutzverletzungen gekommen sein. Das berichteten am Donnerstagabend das ARD-Magazin Panorama und auch die Süddeutsche Zeitung vorab online in ihrer Freitagsausgabe. Die Autoren berufen sich dabei auf heimliche Film-Aufnahmen der Organisation "Animal Rights Watch" (ARIWA). Die Betroffenen selbst wehren sich gegen die Vorwürfe.

 

Die Bilder stammen angeblich aus dem Mastbetrieb des Vorsitzenden des Zentralverbandes der Deutschen Schweineproduktion (ZDS), Paul Hegemann, aus einem Stall des Vorsitzenden des Verbands Deutscher Putenerzeuger, Thomas Storck, aus einer Ferkelzucht der Genossenschaft von Thüringens Bauernpräsident Helmut Gumpert sowie von einem Betrieb des westfälisch-lippischen Bauernpräsidenten Johannes Röring, der zugleich Vorsitzender des Fachausschusses Schweinefleisch im Deutschen Bauernverband ist.

 

Die Betroffenen nahmen gegenüber SZ und Panorama Stellung und machten deutlich, dass die Bilder nicht repräsentativ für den Tierschutz in ihren Betrieben seien.

 

Panorama und SZ legten die Aufnahmen zwei unabhängigen Experten vor, dem Agrarwissenschaftler und Tiermediziner Prof. Dr. Matthias Gauly von der Universität Bozen und der Berliner Fachtierärztin für Tierschutz, Diana Plange. Sie ist vereidigte Sachverständige für Tierschutzfragen, aber auch Vorstandsmitglied Erna-Graff-Stiftung für Tierschutz. Gauly ist zudem Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats Agrarpolitik beim Bundeslandwirtschaftsministerium.

 

Das war im Panorama-Beitrag zu sehen

 

Betrieb Hegemann: Auf dem Betrieb von Paul Hegemann in Saerbeck (NRW) fand ARIWA 2015 angeblich Schweine mit offenen Wunden, blutigen Schwänzen sowie hustende Tiere, Schweine mit geröteten und vereiterten Augen und Verletzungen an den Gliedmaßen. Zudem habe der Ammoniakgehalt mit mehr als 60 ppm deutlich über dem zulässigen Wert von 20 ppm gelegen und die Spalten seien zu breit.

 

Hegemann habe dem Sender dazu schriftlich mitgeteilt, er bedauere das Entstehen solcher Bilder, die es in einer tierwohlgerechten Schweinehaltung zu vermeiden gelte. Ursache für die Verletzungen und Erkrankungen der Tiere seien Kannibalismus bzw. ein Infektionsgeschehen gewesen. Die Schweine seien jedoch tierärztlich behandelt worden. Die erkennbaren Verschmutzungen würden „aus der Verfütterung von Nebenprodukten der Backwarenindustrie seit dem Frühjahr 2015“ resultieren. 

 

Betrieb Röring: Auf den Aufnahmen, die angeblich vom Betrieb von Johannes Röring in Vreden (NRW) stammen, sind ebenfalls mehrere verletzte Tiere zu sehen. Ein verendetes Tier immAbteil werde bereits angefressen und müsse daher schon länger dort liegen, hieß es in dem Beitrag weiter. Der Tierhalter habe also nicht regelmäßig kontrolliert, schlussfolgert Tierärztin Plange. Die Ammoniak-Werte lägen mit mehr als 50 ppm ebenfalls deutlich über den zulässigen Höchstgrenzen. Gauly bewertete Rörings Stall daher als „die schlechteste Form der Schweinehaltung, die man sich vorstellen kann, aus der man auch keinen wirtschaftlichen Nutzen ziehen könne“.

 

Johannes Röring widerspricht dieser Darstellung dagegen massiv. Die Haltungsbedingungen im Stall seien zum Zeitpunkt der Bildaufnahmen „einwandfrei“ gewesen, teilte sein Anwalt den Journalisten mit. Das tote Tier sei erst kurz vor der Aufnahme in das Abteil gelegt worden, um es dort zu fotografieren, vermutet Röring. Die Aktivisten von ARIWA bestreiten das. Der WLV-Präsident kündigte gegenüber top agrar online an, am Freitag zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen.

 

Betrieb Gumpert: Panorama präsentierte darüber hinaus Aufnahmen von ARIWA, die aus einer Ferkelzucht der Agrarprodukte Laskau GmbH in Thüringen stammen sollen. Einer der beiden Geschäftsführer des Unternehmens ist Helmut Gumpert, Präsident des Thüringer Landesbauernverbandes. Auf den Bildern einer versteckt angebrachten Kamera war zu sehen, wie eine Tierbetreuerin neugeborene Ferkel auf den Betonboden schleudert, um sie töten. "Das sei ein grober Verstoß gegen das Tierschutzgesetz und eine Straftat", beurteilt Plange das Video.

 

Der Anwalt der Agrarprodukte Laskau GmbH teilte auf Anfrage der NDR-Journalisten mit, dass es in dem Betrieb „strenge Vorgaben für die Nottötung von Ferkeln“ gebe. Bislang seien der Geschäftsführung keine Verstöße dagegen bekannt. Der Verdacht werde jedoch „sehr ernst“ genommen und „betriebsintern nachgegangen“. Sollte sich tatsächlich herausstellen, dass „Nottötungen weisungswidrig durchgeführt wurden“, werde der Betrieb „arbeitsrechtliche Konsequenzen ziehen“, hieß es.

 

Betrieb Storck: Weitere Missstände will ARIWA im Putenstall der Gut Jäglitz GmbH in Roddahn / Brandenburg gefilmt haben. Inhaber und Geschäftsführer ist der Vorsitzende des Verbandes Deutscher Putenerzeuger (VDP) und Vize-Präsident des Zentralverbands der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG), Thomas Storck. Die Bilder aus der zweiten Jahreshälfte 2015 zeigen einige Tiere mit Erkrankungen und Verletzungen.

 

Thomas Storck räumte auf Anfrage von NDR und Süddeutscher Zeitung ein, dass es im vergangenen Jahr Probleme gegeben habe. Er erklärte, dass es sich um „erschreckende“, „schlimme Bilder“ handele. Er sei darüber „in höchstem Maße betroffen und traurig“. Allerdings seien die Bilder „nicht repräsentativ für den Zustand der gesamten Herde“. Er selbst sei im Herbst vergangenen Jahres auf die Probleme aufmerksam geworden und habe die zuständigen Tierbetreuer bereits Anfang 2016 entlassen. Mittlerweile würden die Anlagen wieder ordnungsgemäß geführt. Er stehe „aus Überzeugung für eine tiergerechte Putenhaltung“, so Storck.

 

Die Betroffenen haben angekündigt, am Freitag ihre Sicht der Dinge darzulegen. top agrar hält sie auf dem Laufenden.

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