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PCB-Belastung aus Silos der Agravis

Der Spiegel erhebt schwere Vorwürfe gegen Agravis: Schon 2012 habe es in Futterproben Grenzwertüberschreitungen um das 300 Fache bei PCB gegeben. Das Unternehmen habe von den gefährlichen Altanstrichen in den Silos gewusst und nicht gehandelt.

Lesezeit: 5 Minuten

Ursache für die Belastung von Hühner- und Schweinefutter mit nicht-dioxin-ähnlichen Polychlorierten Biphenylen (ndl-PCB) in NRW und Niedersachsen war offenbar abblätternde Farbe in den Silos des Agravis-Mischfutterwerk in Minden. Allein in Nordrhein-Westfalen haben die Behörden nach dem Fund 41 Eier- und Hühnermastbetriebe gesperrt; mehrere Tausend Tonnen Futter sollen betroffen sein.

Nun erhebt das Magazin Spiegel einen schweren Vorwurf: So sollen die Verantwortlichen von Agravis seit sechs Jahren von dem schlechten Zustand der Silos gewusst haben. Schon 2012 hätten Prüfer eine bedenkliche PCB-Belastung in einigen Chargen gemessen, die in Säcke abgefüllt worden waren. Um gut 300 Prozent sei der Grenzwert damals überschritten gewesen, will das Magazin vom zuständigen Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) erfahren haben.

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Agravis selbst teilt auf Anfrage der Zeitschrift mit, dass etwa 35 von 100 baugleichen Betonsilos gesperrt seien. Die in Minden sollen 51 Jahre alt sein. Der Spiegel prangert an, dass der Konzern nach ersten Messungen 2012 nur elf Silos saniert habe.

Das Magazin berichtet weiter unter Berufung auf einen Experten, dass die seit 1989 verbotenen PCB-Farben zu den sogenannten Dreckigen Dutzend gehören, die von der UNO geächtet wurden. Die bei Agravis gefundenen nicht-dioxinähnlichen PCBs seien zwar nicht akut toxisch, aber chronisch giftig, weil der Körper sie nicht abbaut. Sie würden sich anreichern, und je älter man wird, desto höher werde die Belastung.

Der Spiegel wirft dem Unternehmen daher vor, bei der Eigenkontrolle versagt zu haben. In den 35 Werken würden zwar Tag für Tag rund 1000 Proben genommen – in Minden habe man das aber offenbar an den falschen Stellen getan.

Werk Minden aus dem Jahr 1967

Wie Agravis-Pressesprecher Bernd Homann gegenüber top agrar online erklärte, sei das Unternehmen gerade in ständiger Abstimmung mit den untersuchenden Behörden, um die Ursachen für die erhöhten ndl-PCB-Funde weiter einzugrenzen und die Unannehmlichkeiten für die landwirtschaftlichen Betriebe so gering wie möglich zu halten.

Im Werk Minden werden laut Homann rund 250.000 Tonnen Mischfutter produziert und vermarktet - das Werk Minden gehöre zu den großen Werken im Agravis-Verbund. Die Jahrestonnage in den Futtermittelwerken der Agravis und ihrer Beteiligungsgesellschaften lag seinen Informationen nach zuletzt bei rund 4,6 Mio. Tonnen in 35 Werken.



Zusätzlich durchgeführte Qualitätskontrollen bei produzierten Futtermitteln in anderen AGRAVIS-Werken hätten keine Auffälligkeiten gezeigt. „Das Werk in Minden stammt im Ursprung aus dem Jahr 1967 - einfach gesagt gibt es einen Altbau und einen Neubau“, so Homann weiter. „Das Werk selber verfügt über 47 Rohwarenzellen aus Beton mit gesamt 26.700 Kubikmetern - zusätzlich zwei außenstehenden Rundsilos (Baujahr 2001) aus Metall mit rund 10.000 Kubikmetern. Des Weiteren haben wir 151 Dosier- und Kleinkomponentenzellen - teils aus Beton, teils aus Metall.

Im Altbau gibt es 52 Verladezellen überwiegend aus Beton mit rund 5000 Kubikmetern.

Im Neubau (Baujahr 1984) befinden sich 30 Betonzellen mit ebenfalls rund 5000 Kubikmetern.

Zusätzlich verfügt das Werk über 68 Contrazellen (Vorverladezellen) (Baujahr 1997) ausschl. aus Metall mit 714 Kubikmetern“, erklärt Homann.

Die 2012 festgestellten Belastungen haben nach Aussage des Pressesprechers ausschließlich die Verladezellen für Sackware betroffen. Diese Zellen habe die Firma daraufhin umgehend und vollständig saniert. „Es gab seitdem – bis zur aktuellen Thematik – keinerlei Hinweise auf Belastungen in den Verladezellen für lose Ware. Alle Prüfergebnisse waren negativ. Die regelmäßigen Kontrollen der begleitenden Behörden waren stets negativ, das Schadstoffmonitoring unauffällig ebenso wie auch die freiwilligen Selbstkontrollen der Tierhalter“, stellt Homann weiter klar und weist deshalb die Vorwürfe vom Spiegel zurück, man habe "offenbar nur das Allerallernötigste" getan.

Gegenüber top agrar betonte der Konzernvertreter zudem, dass Agravis von sich aus und damit proaktiv die laufenden Untersuchungen ausgedehnt und vorsorglich Zellen aus der Produktion genommen habe, um alle potenziellen Fehlerquellen zu identifizieren. Man tue alles, um das Vertrauen der Kunden schnellstmöglich und vollständig wiederherzustellen. Dazu gehöre auch eine umfangreiche Sanierung aller betroffenen Zellen.

Offizielle Pressemitteilung Agravis

Das Unternehmen Agravis teilte zuvor am 23. November in einer Pressemitteilung mit:

"Zu den laufenden Untersuchungen in 32 Fertigwarenzellen im Werk Minden, die die AGRAVIS Mischfutter Ostwestfalen-Lippe GmbH proaktiv vorgenommen hat, liegen inzwischen erste Ergebnisse vor. Demnach sind aus insgesamt fünf Fertigwarenzellen belastete Futtermittel verschiedener Nutztierarten in Verkehr gelangt.

Die AGRAVIS hat deshalb hier die Lieferschein- und Artikel-Nummern der betroffenen Betriebe ergänzt, die in den vergangenen Wochen Ware aus den zwei weiteren nun ebenfalls als risikobehaftet identifizierten Fertigwarenzellen erhalten haben. Bei Übereinstimmung stehen dann die Behörden und die AGRAVIS Mischfutter Ostwestfalen-Lippe GmbH (Tel. Nr. 0571 39 91-0) als Ansprechpartner zur Verfügung.

Weitere Ergebnisse zu den untersuchten Fertigwarenzellen liegen bislang nicht vor. Sobald dies der Fall ist, wird die AGRAVIS dazu umgehend informieren. Alle fünf Fertigwarenzellen mit bislang auffälligen ndl-PCB-Werten bleiben selbstverständlich gesperrt. Eine schnellstmögliche Sanierung wird vorbereitet. Vorsorglich hat die AGRAVIS acht Produktionszellen in diesem Gebäudeteil des Mischfutterwerks Minden gesperrt, um die vorhandenen Innenanstriche zu beproben. Die Ergebnisse der dort entnommenen Futterproben waren sowohl in den vergangenen Jahren als auch aktuell unter den zulässigen Grenzwerten. Grundsätzlich legt die AGRAVIS in Abstimmung mit den Behörden die Lieferwege offen.

Die neuen Untersuchungen können jetzt zu einer weiter ansteigenden Zahl an Sperrungen von landwirtschaftlichen Betrieben führen, bis durch genauere Untersuchungen auf den Betrieben bzw. der Tiere detaillierte Ergebnisse je Betrieb vorliegen. Nach wie vor ist sichergestellt, dass keine Ware aus den gesperrten Fertigwarenzellen und Produktionszellen in den Verkehr gelangt. Die möglicherweise betroffenen Kunden werden von der AGRAVIS informiert, die Versicherung ist involviert.

Die AGRAVIS bedauert die eingetretene Situation und bittet alle Betroffenen um Entschuldigung."

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