Die Medien sind schuld! Allzu oft habe ich als Journalist diesen Satz gehört – auch und immer wieder, wenn es um die Darstellung der Landwirtschaft in der öffentlichen Wahrnehmung ging. Der Satz ist richtig und falsch zugleich. Denn Medien, sei es nun das Fernsehen, Zeitungen, Zeitschriften, Radio, Online-Seiten oder soziale Netzwerke, funktionieren alle nach dem gleichen Prinzip: Sie versuchen, Interesse zu wecken.
Aufmerksam werden wir immer dann, wenn uns etwas Neues oder Spektakuläres präsentiert wird. Also: Nicht die unzähligen sicher gelandeten Flugzeuge sind eine Nachricht, sondern die eine Maschine mit dem ausgefallenen Triebwerk. Die vielen hunderttausend Landwirte, die jeden Tag ihre Arbeit tun, sind deshalb noch lange keine Nachricht. Ihr Leben ist nur selten „eine echte Story“, auch wenn der Einzelne das persönlich natürlich ganz anders sieht.
Obendrein muss Journalismus aus rein praktischen Gründen verkürzen. Das heißt: Aus langen Gesprächen schaff en es oft nur ein paar Zitate in Artikel oder TV-Beiträge. Und aus komplizierten Sachverhalten werden Schlagworte. Längst nicht jedes Schlagwort – denken wir nur an „Massentierhaltung“, „industrielle Landwirtschaft“ oder „Bio-Bauer“ – passt genau auf ein komplexes Thema. Und schon gar nicht „passt“ es den Betroffenen.
Hinzu kommt, dass die moderne Landwirtschaft kaum den oft romantischen Vorstellungen der Verbraucher vom Leben auf dem Lande entspricht. Das bietet ausreichend Platz für Urteile und Vorurteile. Am Ende steht so statt Verständnis häufig das Missverständnis – auf beiden Seiten. Das fordert alle Beteiligte: Verlage, Redaktionen und Sender wenn es darum geht, ausgewogen und fair zu berichten und vor allem Einzelfälle nicht als pauschalen Zustand zu verkaufen. Nicht immer gleich „Skandal“ in die Schlagzeile schreiben, sondern abgewogen urteilen.
Gefordert ist aber auch die Landwirtschaft, jeder einzelne Bauer genauso wie die Verbandsvertreter. Wer bei Journalisten-Anfragen aus Prinzip den Stall verriegelt, wer wissentlich fragwürdige Zustände ignoriert, schönredet oder gar vertuscht, wer nicht wirklich „guten Gewissens“ seiner Arbeit nachgeht, der muss sich nicht wundern, wenn Reporter hellhörig werden. Wenn wir alle Verantwortung großschreiben, dann muss die Frage „Wer hat Schuld?“ nicht im Vordergrund stehen.
Peter Kloeppel ist laut einer aktuellen Umfrage von Bild am Sonntag der bekannteste Nachrichtenmoderator; 88,6 % kennen den RTL-Mann.
top agrar-Rubrik "Der Blick von außen"
Dieser Text stammt aus der Rubrik "Der Blick von außen", die jeden Monat in der top agrar-Heftausgabe erscheint. Der Streitpunkt zeigt, wie die Landwirtschaft von außen gesehen wird und ist nicht die Meinung der Redaktion. Wie stehen Sie dazu? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar unten.
Zum Streitpunkt der letzten Ausgabe:
Bode: Der Freihandel ist ein Kuhhandel! (19.9.2014)