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topplus Farm to Fork-Strategie

Pflanzen bald ohne Schutz?

50% weniger Pflanzenschutz, 20% weniger Düngemittel – die EU-Kommission setzt ambitionierte Ziele bis 2030. Die Perspektiven der Farm to Fork-Strategie waren Thema bei einem Wirtschaftsdialog der FDP.

Lesezeit: 3 Minuten

Mit der „Farm-to-Fork“ Strategie kommen große Herausforderungen auf die Ackerbauern zu. Bis 2030 sollen sie 50 % ihrer jetzigen Pflanzenschutzmittelmengen und 20 % ihrer Düngemittel einsparen. Welche Konsequenzen der Landwirtschaft vor dem Hintergrund der geplanten Verschärfungen blühen, war Ausgangspunkt des Wirtschaftsdialogs der FDP-Bundestagsfraktion am 25. August 2020. Vertreter aus Industrie, Politik und Landwirtschaft kamen digital zusammen, um über künftige Maßnahmen zu diskutieren. Moderiert wurde die Runde von top agrar-Chefredakteur Matthias Schulze Steinmann.

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Dass die Vorgaben erhebliche Eingriffe in die landwirtschaftliche Produktion bedeuten, signalisierte Landwirt Christian Lohmeyer. „Die Reduktion chemischer Pflanzenschutzmittel um 50 % ist reiner Populismus. Die Ziele sind gesetzt, ohne vorzugeben, wie die Ertragseinbußen aufgefangen werden können.“

Aus Sicht des Ackerbauers werde der gesamte landwirtschaftliche Berufsstand in seiner Arbeit verurteilt.

Es hapert an der fehlenden Differenzierung, wo in Deutschland wir gezielt etwas ändern können.“ - Christian Lohmeyer

Die Betriebsstrukturen variieren teils stark: großstrukturierte Betrieben im Osten, kleinbäuerlichen Strukturen im Süden.

Ferner kritisierte Lohmeyer die fehlende Akzeptanz für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Als Vergleich führte er die Arzneimittelbranche an: „Eine Reduktion des Medikamenteneinsatzes um 50 % wäre niemals denkbar. Wird der Pflanzenschutz aber um 50 % reduziert, klatscht es Beifall. Es fehlt das allgemeine Bewusstsein, dass Pflanzenschutz für Ertrag und Qualität zwingend notwendig ist.“

Innovative Lösungen für Landwirte

Max Müller, Head of Public Affairs bei Bayer AG, hielt die reine Volumenreduzierung der Pflanzenschutzmittel von 50 % für oberflächlich und wenig realistisch. Ungeachtet der ehrgeizigen Vorgaben der EU-Kommission erkannte Müller in der Farm to Fork-Strategie aber auch positive Ansätze. Möglichkeiten zur Verringerung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln bestehen ihm zufolge in einer stärkeren Förderung der Präzisionslandwirtschaft und in einer Ausweitung von Forschung und Entwicklung. Konkret hielt er eine Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes von 30 % für realistisch und lieferte dazu folgende Maßnahmen:

Beispiel 1: modernes Saatgut. Eine Maissorte, die in ihrer Höhe ungefähr 60 cm niedriger als bisherige Sorten wächst, habe zum einen weniger Wachstumsdruck und könne außerdem dichter gesät werden. Die niedrige Höhe ermögliche eine präzisere Ausbringung von Betriebsmitteln. Gleichzeitig sei eine solche Sorte widerstandsfähig gegen schwierige klimatische Bedingungen und liefere die gleiche Fruchtmenge. Damit benötige der Landwirt weniger Fläche, um denselben oder sogar mehr Ertrag zu generieren. Da die Pflanzen dichter gesät werden, stünde ihm mehr Fläche zur Verfügung, um z.B. Biodiversität zu fördern.

Beispiel 2: CO2-Bindung. Über Satelliten, Drohnen und Bodenmessungen könne das CO2-Bindungspotenzial im Boden konkret angehoben werden. Dies sei ein wirtschaftlicher Ertrag, den der Landwirt in Form vonCO2-Zertifikaten veräußern könne. Diese Maßnahme könne außerdem zur CO2-Senkung und zur Einhaltung des Pariser Abkommens beitragen, so Müller.

Zulassungsverfahren vereinfachen

Carina Konrad, Weinbaupolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, forderte in erster Linie attraktivere Rahmenbedingungen für die Landwirte. Auch Konrad schrieb Innovationen eine wichtige Rolle zu. Vor allem forderte sie bessere Zulassungsmethoden für neue Pflanzenschutzmittel. Das solle aber nicht zu Lasten der Produktsicherheit gehen.

Zulassungsverfahren müssen beschleunigt, modernisiert und entrümpelt werden.“ - Carina Konrad

Die Möglichkeit, neue Sorten mittels moderner Verfahren zu entwickeln und zuzulassen, müsse vereinfacht werden. Im selben Kontext müsse Konrad zufolge auch eine Modernisierung des EU-Gentechnikrechts vorangetrieben werden.

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