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Ratlosigkeit nach Milchpreissenkungen

Die großen Handelskonzerne haben die Preiserhöhungen bei Milch und Butter zum Ärger der Bauern nach kurzer Zeit bereits wieder teilweise zurückgenommen.

Lesezeit: 4 Minuten

Wie top agrar-Online bereits am Mittwoch berichtete, wollen Rewe und Lidl die Verkaufspreise für Milch zum kommenden Montag um 3 Cent je Liter wieder senken. Damit sind die drei führenden deutschen Discounter Aldi, Lidl und Plus bei Milch wieder auf einem Preisniveau. Die Erhöhung von 20 Cent pro Päckchen Butter strich Lidl ganz. Auch Rewe ruderte bei der Butter zurück. "Bei Butter haben wir die Preiserhöhung rückgängig gemacht", sagte ein Sprecher der Presseagentur dpa. Rewe hatte erst vor zwei Tagen Preiserhöhungen bei Milch um 10 Cent je Liter und bei Butter um 20 Cent je Stück für seine Filialmärkte angekündigt.


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Nach Experteneinschätzung hat Aldi bei der Milchpreisrunde seine mächtigsten Konkurrenten vorgeführt, so die dpa heute weiter. "Aldi hat damit wieder gezeigt, dass sie sich von der Konkurrenz nicht die Butter vom Brot nehmen lassen", sagte der Discounthandels-Analyst Matthias Queck vom Marktforschungsunternehmen Planet Retail. Das Vorgehen von Aldi bewertete der Handelsexperte auch als ein Signal an die Molkereien und Landwirte. "Dass nur der Preis bei Milch und nicht auch der Preis bei Butter erhöht wurde, ist ein klares Signal, dass die ungewöhnlich durchgesetzten Forderungen irgendwo ihre Grenze haben." Aldi hat nach Einschätzung von Queck "gewisse Zugeständnisse" an die Milchbauern gemacht, ohne völlig auf deren Linie einzuschwenken. Der führende Discounter hatte die Preise für Milch um 7 Cent je Liter angehoben, zahlt aber nach eigenen Angaben 10 Cent je Liter mehr an Molkereien. "Die Tatsache, dass Aldi selbst einen Teil der höheren Milch-Einkaufspreise schultert, könnte man als Entschuldigung gegenüber den Kunden für die Preiserhöhung ansehen." Der Geschäftsführer der größten baden-württembergischen Molkerei Omira, Wolfgang Nuber, sagte, wie die meisten Discounter zahlten aber Aldi und Lidl für den Liter Milch trotzdem 10 Cent mehr an die Molkereien. "Aus Sicht der Bauern und der Molkereien können die 10 Cent mehr für Konsummilch aber nur ein erster Schritt sein", sagte Nuber. Es komme jetzt drauf an, dass die Molkereien und die Bauern den Handel überzeugen, dass eine weitere Erhöhung notwendig sei. Die Omira werde die Preiserhöhung komplett an die Landwirte weitergeben. "Da aber nur für einen Teil der Molkereiproduktion - nämlich für Milch und nicht für Käse, Butter und andere Produkte - eine Preiserhöhung gezahlt wird, kommen beim Bauern wesentlich weniger als die 10 Cent an", sagte Nuber. Branchenkenner sprechen davon, dass die Bauern nach dem Boykott pro Liter Milch nur etwas über 1 Cent mehr bekommen.


Exportsubventionen contra Milchmengensteuerung


Nach Angaben des Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) ist derzeit noch nicht absehbar, wie viel von den Preiserhöhungen des Lebensmitteleinzelhandels bei den Bauern tatsächlich ankommt. "Wir liefern einen Monat lang und bekommen das Geld dafür erst Mitte des Folgemonats", sagte BDM-Sprecher Thorsten Sehm.


MIV-Geschäftsführer Michael Brandl rechnet dagegen in Zukunft eher mit stark schwankenden Milchpreisen. Derzeit herrsche ein Überangebot. "Wir haben entweder zu viel Milch auf dem Markt oder zu wenig Absatz", sagte er. Angesichts des starken Euro und niedriger Weltmarktpreise wären deshalb "vorübergehende Subventionen für den Export sinnvoll", um die Milch günstiger ins Ausland verkaufen zu können. Seinen Berechnungen zufolge sind Subventionen von 1,50 Euro je Kilogramm Butter und zwei Euro je Kilo Magermilchpulver nötig, um die Preisforderungen der Bauern zu erfüllen. Von Exportbeihilfen, die letztlich der Steuerzahler trägt, hält der BDM dagegen wenig: "Das kann höchstens für punktuelle Entlastungen sorgen", sagte Verbands-Chef Romulad Schaber. Entscheidend sei der Markt und hier helfe nur, auf Dauer weniger zu produzieren. "Es müssen alle nationalen Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um flexible Quotenregelungen zu erreichen." Dabei denkt der Verband offenbar daran, die Kühe unterschiedlich viel Milch geben zu lassen. "Abhängig von der Nachfrage am Milchmarkt können wir etwa durch Kraftfutterzugabe die Produktion steuern", so Thorsten Sehm gestern. Zudem müssten sich Milchbauern und Molkereien alle zwei Monate zusammensetzen, um zum Beispiel die aktuelle Nachfrage zu klären. Einen solchen Austausch gebe es derzeit nicht.


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