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topplus Serie Kooperation

Reportage: Eine gescheiterte Kooperation ist nicht das Ende der Welt

Nach dem Generationenwechsel kam es in unserem anonymisierten Beispiel zu Streit zwischen den Partnern. Das war für die Beteiligten frustrierend und lehrreich zugleich.

Lesezeit: 4 Minuten

Bevor Landwirt Karl Brümmer aus Norddeutschland eine Ackerbau-GbR mit einem Betrieb aus seiner Region gegründet hatte, war er bei diesem bereits oft in der Ernte im Einsatz gewesen (Name von der Redaktion geändert).

Man kannte sich. Er selbst hatte zu dem Zeitpunkt einen 70 ha Betrieb gepachtet, welchen er in die Betriebsgemeinschaft einbrachte. Nach dem Zusammenschluss ackerte die GbR auf 220 ha.

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Es gab eine klare Rollenverteilung. Brümmer war ein ganzes Stück jünger als das Ehepaar vom Partnerbetrieb. Sie waren kurz vor der Rente. Daher übernahm er auch die Arbeiten im Auftrag für seine Kollegen komplett. Die Gewinne teilten sie anhand der Flächen und Bodenpunkte mit einem Verteilungsschlüssel auf. Zusätzlich bekam Brümmer seinen Arbeitsaufwand entschädigt.

Zu Beginn brachte der Zusammenschluss „frischen Wind und Dynamik“, berichtet Brümmer. Zusammen errichteten sie zum Beispiel ein neues Getreidelager. Irgendwann stand beim Partner der Generationswechsel an. Die alte Generation zog sich zurück und der Sohn stieg in die GbR ein. Die Arbeitsaufteilung blieb gleich, da der Sohn nichts mit Landwirtschaft am Hut hatte.

„Der hat von Anfang an alles hinterfragt“, erinnert sich Landwirt Karl Brümmer. Im Prinzip sei es ja nicht schlecht, sich auch mal selbst zu hinterfragen, aber es endete immer in langen Diskussionen. Es herrschte keine gute Vertrauensbasis.

Wer bekommt was

Und dann kam auch schon neuer Ärger. Brümmers gepachteter Betrieb stand zum Verkauf, war für ihn selbst aber nicht erschwinglich. Daher musste er ihn aufgeben. Er brachte von nun an den Betrieb seines Vaters mit in die GbR ein. Diese wuchs dadurch auf 270 ha. Bei der Anpassung des Gewinnverteilungsschlüssels kam es erneut zu Diskussionen. Hier konnte mit dem gemeinsamen Berater zunächst eine Lösung gefunden werden.

Aber selbst das war nicht alles. Als Brümmer mit zwei weiteren Praktikern einen Gewerbebetrieb zum Laden von Biogasrüben anmeldete, wollte sein GbR-Partner einsteigen, um an den Einnahmen beteiligt zu sein. Da aber von ihm keinerlei Arbeitsleistung zu erwarten war, lehnte er ab. „Über die Jahre hat sich einfach etwas aufgebaut, was dem Gesamtbetrieb nicht förderlich war“, resümiert Brümmer. Und das, obwohl die GbR in puncto Kosten und Ertrag sehr gut im Betriebsvergleich dastand.

Letztlich hatte man eine Einigung über die Gewinnverteilung gefunden. Und auch den Streit über die Kompostierung hatten sie beigelegt. Es kamen aber weitere Spannungen hinzu. Als betrieblichen Entwicklungsschritt wollte Brümmer in den Kartoffelanbau einsteigen, um die Wertschöpfung zu erhöhen. Das bedeutete natürlich Investitionen und deutlich mehr Arbeitsaufwand. Letzteren wollte der Partner nicht mittragen. Um des Friedens willen, ließ Brümmer seine Mehrarbeit nicht zusätzlich bezahlen.

„Da merkte man, wir ziehen nicht beide an einem Strang“, erzählt Brümmer etwas frustriert. Er hatte Pläne für den Betrieb, wollte ihn weiterentwickeln und sein Partner gab ihm das Gefühl, dass er nur das Maximum an Geld für sich herausholen wollte. Es gab kein Gemeinschaftsgefühl.

Schlussstrich Gezogen

Irgendwann ging es nicht mehr weiter. Der Partnerbetrieb glaubte über eine Verpachtung seiner Flächen höhere Einnahmen erzielen zu können. Die Flächen gingen an einen Betrieb mit einer Biogasanlage. Die GbR lief aus. Doch seitdem geht es Brümmer besser. Die Konflikte waren schon eine Belastung und rückblickend, meint er, hätte schon viel früher Schluss sein müssen. Er setzt jetzt vermehrt auf Gemüseanbau. Mit der erhöhten Wertschöpfung kann er zumindest mit den steigenden Pachtniveaus mithalten.

Die für ihn wichtigen Maschinen aus der GbR hat er übernommen. Für seine jetzt bewirtschaftete Fläche sind sie eigentlich zu groß. Deshalb hat er mit einem bekannten Landwirt eine Bruchteilsgemeinschaft gebildet. Diese Zusammenarbeit klappt deutlich besser.

Neuer Versuch?

Auf die Frage welche Lehren er aus dem Scheitern der GbR ziehe, fallen Brümmer gleich mehrere Punkte ein. Früher dachte er, ein passiver Partner sei ein „Glücksfall“ gewesen, doch damit würde er nicht noch einmal eine GbR eingehen. „Ich stand ständig unter Rechtfertigungsdruck.“ Wenn beide mitarbeiten, entstehe ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl. Außerdem ist er froh über die gesamte Zeit einen Berater an der Seite gehabt zu haben, der manchmal eher Mediator war. „Das halte ich für sehr sinnvoll.“

Auch der detailliert ausgearbeitete Gesellschaftsvertrag hat die Trennung letztlich relativ einfach gemacht. Deshalb schaut Brümmer auch nicht zaudernd zurück, sondern sagt, er könne sich durchaus noch mal einen Zusammenschluss mit einem anderen Landwirt vorstellen. Aber vielleicht sollte man das zusammenarbeiten erst mal mit loseren Kooperationsformen, wie gemeinsamen Maschinen, erlernen.

Diese Reportage gehört zur Beitragsserie Kooperationen/Konflikte aus top 9-21 - erster Teil zum Thema Möglichkeiten in Zusammenarbeit mit Steuerberater R. Moser, Göttingen.

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