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Kritilk und Lob an Farm to Fork

Rukwied schlägt Alarm: „Das ist ein Generalangriff auf die europäische Landwirtschaft“

Überwiegend kritisch reagieren die europäischen Landwirtschaftsverbände auf die Farm to Fork-Strategie. Umwelt- und Naturschutzverbände loben Paradigmenwechsel der EU-Agrarpolitik

Lesezeit: 6 Minuten

Der Präsident der europäischen Bauernschaft (Copa), des Deutschen Bauernverbandes (DBV) und des baden-würtembergischen Landesverbandes, Joachim Rukwied, zeigt sich in einer Presseerklärung am Mittwoch entsetzt über die Vorgaben der Brüsseler Behörde bei der Vorlage von Farm to Fork und Biodiversitätsstrategie.

Als Präsident des europäischen Bauernverbandes COPA vertritt Joachim Rukwied rund 60 europäische Bauernverbände und damit mehr als 10 Millionen landwirtschaftliche Betriebe in der Europäischen Union.

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"Wir wollen den Weg hin zu einer umweltfreundlichen Landwirtschaft weitergehen und weiterentwickeln. Aber dieser Vorschlag ist der falsche Weg. Er ist ein Generalangriff auf die gesamte europäische Landwirtschaft."

In den vorgelegten Strategiepapieren seien dringend notwendige Anpassungen, ausgelöst durch die Corona-Pandemie, nicht berücksichtigt worden. Die Ernährungs- und Versorgungssicherheit der Menschen in Europa mit heimischen Nahrungsmitteln müssten stärker in den Mittelpunkt dieser Strategie gerückt werden, forderte Rukwied in einer in Berlin verbreiteten Presserklärung. Um eine produktive, wettbewerbsfähige und ressourcenschonende Landwirtschaft zu erreichen, müsse statt auf neue Auflagen verstärkt auf stärker auf Kooperation gesetzt werden.

Die europäische und deutsche Landwirtschaft sei bereit, ihren Teil zu einem verbesserten Umwelt- und Biodiversitätsschutz beizutragen und eine Transformation der Lebensmittelerzeugung hin zu noch mehr Nachhaltigkeit mitzugestalten", erklärte Rukwied

Kritik an Reduktions- und Minderungszielen bei Pflanzenschutz und Düngung

Nur in Kooperation mit dem Sektor und unter Beteiligung der Verbraucher seien die ambitionierten Ziele des Green Deals erreichbar. Allgemeine politische Reduktionsziele für Pflanzenschutzmittel und andere Betriebsmittel seien dabei kontraproduktiv und verlassen die Grundlage der guten fachlichen Praxis, vertrat Rukwied.

WWF: "Landwirtschaft kommt Schlüsselrolle für eine nachhaltiger Ernährung zu"

Der WWF Deutschland begrüßte hingegen die gesteckten Ziele der EU-Kommission für einen Paradigmenwechsel und eine nachhaltigere EU-Agrarpolitik:

"Es bietet sich nun die Chance, in der Agrarpolitik endlich umzusteuern: mehr Arten-, Tier- und Klimaschutz in der Landwirtschaft, mehr Transparenz für den Verbraucher, fairere Bedingungen für Landwirte. Der neue, ganzheitliche Ansatz vom Hof bis auf den Teller ist zu begrüßen".

Der Lackmustest für die Durchschlagskraft der „Farm to Fork“-Strategie stelle die laufende Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) dar. Statt wie bisher nach Betriebsgröße zu subventionieren, müssten in Zukunft Umweltleistungen honoriert werden.

Die Schlüsselrolle der Landwirte bei der Etablierung einer nachhaltigen Ernährung hält der WWF für entscheidend. Um dieser Rolle gerecht werden zu können, müssten die Mittel der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) besser auf die Ziele der „Farm to Fork“-Strategie ausgerichtet werden.

Die Reduktionsziele bei Pflanzenschutzeinsatz und Düngung sowie die Ausweitung des Ökolandbaus auf 25 % der landwirtschaftlichen Fläche in der EU seien ambitionierte Ziele, die vom WWF nachdrückliche UNterstützung finden.

Norbert Lins: „Das Papier der EU-Kommission ist mehr Stückwerk als Strategie"

Der Vorsitzende des Landwirtschaftsausschusses im Europäischen Parlament(EP), Norbert Lins, trug in Brüssel Bedenken vor: „Die Coronakrise zeigt deutlich, wie wichtig die europäische Landwirtschaft für die Versorgungssicherheit ist und welchen Herausforderungen wir gegenüberstehen. Ich hätte mir gewünscht, dass die Kommission sich mehr Zeit nimmt für entscheidende Folgenabschätzungen auf die langfristige Versorgungssicherheit. Das Papier der EU-Kommission ist mehr Stückwerk als Strategie."

Anstatt die ganze Lebensmittelkette zu berücksichtigen, liege der Fokus und die Verantwortung in dem vorgelegten Papier der EU-Kommission hauptsächlich auf dem "Farm"-Teil. "Das ist weder fair noch erfolgsversprechend. Für einen langfristig nachhaltigen Wandel müssten alle Akteure vom Hof über die Verarbeitung bis zum Tisch an einem Strang ziehen", so Lins.

Christine Schneider: "Informationen über Haltungsformen und ökologischen Fußabdruck wichtig"

Die Berichterstatterin der "Farm-to Fork-Strategie im EP-Umweltausschuss, Christine Schneider (CDU), sieht mit der neuen Lebensmittelstrategie die Chance einer besseren Verbraucherpolitik gekommen:

„Ziel der Strategie sollte für uns sein, unseren Verbraucherinnen und Verbrauchern EU-weit einheitliche Informationen an die Hand zu geben, damit sie unsere Lebensmittel tatsächlich mehr wertschätzen können. Lebensmittelkennzeichnung ist mehr als ein Etikett, sagte die rheinland-pfälzische CDU-Europaabgeordnete.

Bei der Frage, was man essen möchte, sollten wir uns nicht allein an einer Zusammensetzung der Inhaltsstoffe orientieren. Unter Transparenz verstehe ich zusätzlich auch Informationen zu Haltungsformen, zu Produktionsart und Herkunft sowie über den ökologischen Fußabdruck.

Die von der EU-Kommission vorgelegte Strategie eröffne die Chance, neue Wege für eine Orientierung in der Lebensmittelkennzeichnung zu gehen. Hierbei sollten vor allem die digitale Lösungen künftig stärker genutzt werde, so Schneider.

Maria Noichl: "Die EU-Kommission stellt die richtigen Weichen"

Zustimmung für den eingeschlagenen Weg der EU-Kommission hin zu einer nachhaltigeren Agrarpolitik und transparenten Lebensmittelstrategie kommt auch aus der SPD-Fraktion im EU-Parlament:

"Die EU-Kommission stellt mit der Farm-to-Fork-Strategie die richtigen Weichen, um die europäische Nahrungsmittelproduktion zur weltweit nachhaltigsten zu formen. Dafür sind auf allen Stufen der Lebensmittelkette Veränderungen nötig, auch bei uns Konsumentinnen und Konsumenten. Lebensmittel müssen so produziert werden, dass ihre Herstellung nicht die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Grundlagen künftiger Generationen gefährdet", erklärte die agrarpolitische Sprecherin der SPD-Europaabgeordneten, Maria Noichl.

Die EU-Kommission müsse bei der Umsetzung der Farm-to-Fork-Strategie auf die Tube drücken. "Einerseits läuft uns angesichts der Folgen des Klimawandels, des Biodiversitätsverlusts und der Bodendegradierung die Zeit davon. Andererseits werden bei der entscheidenden Agrarreform bereits in diesen Tagen die Weichen falsch gestellt. Der Umstieg in eine nachhaltige Landwirtschaft wurde schon viel zu lang aufgeschoben", erklärte Noichl.

Ulrike Müller: “In dieser Form führt Strategie weg von bäuerlicher Landwirtschaft”

Die EU-Abgeordnete der Freien Wähler in der Fraktion Renew Europe, Ulrike Müller, äußerte Bedenken zum Kommissionsansatz und sieht die bäuerliche Landwirtschaft durch die Umsetzug der Strategie bedroht:

"Ich kritisiere die pauschale Ausweitung von Schutzgebieten und die verpflichtende Stilllegung von landwirtschaftlichen Nutzflächen als Biodiversitätsflächen. Wenn der Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln reduziert werden soll, dann lassen sich Erträge nur mithilfe massiver Technologisierung auf demselben Niveau halten, was hohe Kosten verursacht", führte Müller in einer Presseerklärung an.

Müller kritisierte insbesondere, dass die Kommission kein Konzept für das wirtschaftliche Überleben kleiner landwirtschaftlicher Familienbetriebe habe.

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