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Saatkrähen: Bauern fordern Lösungen

Saatkrähen richten auf Maisflächen immer größere Schäden an. Weil die Vergrämungsmaßnahmen nicht wirken, fordern Landwirte in Nordschwaben die Politik zum Handeln auf.

Lesezeit: 4 Minuten

Wir haben heuer den Mais tief gesät, nachts gesät, Greifvogelattrappen und Knallgeräte eingesetzt – nichts hat gegen die Krähen geholfen“, berichtet Herbert Waschulzik aus Mertingen im Landkreis Donau-Ries. Auch Biolandwirt Michael Näßl aus Nordheim ist mit seinem Latein am Ende: „Weder eine sehr späte Saat, noch das Aufstellen von Strohpuppen und Drachen oder das Beizen der Maiskörner mit Chili konnte die Krähen von meinen Flächen fernhalten.“ Näßl hatte 50 % Schäden auf seinen Flächen und musste viele nachsäen.

In einem nahe gelegenen Wäldchen brütet eine Kolonie mit ca. 800 Paaren, die während der Aufzucht der Jungtiere in Scharen über die frisch gesäten Maisäcker herfallen. Die Vögel ziehen die bis zu 15 cm hohen Maispflänzchen aus dem Boden und vertilgen den eiweißreichen Keimling. Einige Äcker waren ganz leer gefressen. Ein Abschuss ist nicht möglich, weil die Saatkrähe – im Gegensatz zur Rabenkrähe – unter Schutz steht.

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Auch an den Fahrsilos treten zunehmen Schäden auf. Die Vögel picken die Maiskörner aus der aufgedeckten Oberfläche des Silos und durchlöchern stellenweise auch die Folien. Herbert Waschulzik, der eine Biogasanlage betreibt, hat dieses Jahr deshalb einen Antrag auf Vergrämungsabschuss bei der Regierung von Schwaben gestellt, der jedoch abgelehnt wurde.

Die betroffenen Landwirte sind tief frustriert, weil sie praktisch tatenlos zusehen müssen, wie ihre Ernte vernichtet wird. Zudem bleiben sie auf dem Schaden sitzen, weil es bisher keine Entschädigungsregelung gibt.

Auch im Allgäu und in Franken

Auch in den Landkreisen Ost- und Unterallgäu haben die Krähen zugeschlagen. „Wir haben 120 ha Mais nachgesät, davon 40 ha Biomais, und einige mehrmals“, berichtet Lohnunternehmer Andreas Epp aus Wiedergeltingen.

Laut Bayerischen Landesamt für Umweltschutz (LfU) gibt es derzeit mehr als 14 000 Brutpaare in Bayern. Schwerpunkte sind neben Schwaben das westliche Oberbayern und Unterfranken.

Um die tatsächlichen Schäden zu erfassen und wirksame Präventionsmaßnahmen zu prüfen, beteiligen sich die Landwirte in Mertingen seit 2020 an einem dreijährigen Monitoringprojekt zu Saatkrähen, das vom LfU und der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) wissenschaftlich begleitet wird. Landwirte melden die Schäden an das Landwirtschaftsamt Nördlingen, das diese an das LfU und die LfL weiterleitet. Parallel ermitteln Sachverständige die Schadenshöhe.

30.000 bis 50.000 € Schaden

„Dieses Jahr summieren sich die Schäden in der Gemeinde Mertingen bisher auf 30.000 bis 50.000 €“, berichtet Jürgen Wörner, der auf Seiten der Landwirte das Projekt koordiniert. Eine wirksame Maßnahme gegen die Krähen wurde bisher aber nicht gefunden.

Angesichts der zunehmenden Schäden sieht Wörner jetzt die Politik am Zug: „Wir brauchen konkrete Maßnahmen, um die Probleme in den Griff zu bekommen.“ Karlheinz Götz, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands im Landkreis Donau-Ries, fordert für die Region Nordschwaben eine Bestandsregulierung der Saatkrähen: „Die Population ist so groß, dass wir lenkend eingreifen müssen.“

Bei Johann Häusler, dem zuständigen Abgeordneten und Fraktionsvize der Freien Wähler im Bayerischen Landtag, stößt er damit auf offene Ohren. Er kämpft für eine Entschädigungsregelung und hat dafür bereits einen parlamentarischen Antrag eingebracht. „Das Ziel ist, die bestehenden Fonds für Biber und Wolf zusammenzulegen und zu erweitern, damit auch Schäden von anderen geschützten Tierarten wie der Saatkrähe oder dem Fischotter auszugleichen“, erläutert Häusler.

Zudem setzt er sich für eine Relativierung des Schutzstatus der Saatkrähe ein, um den Bestand regulieren zu können. „Wie beim Biber sollten die Landratsämter Allgemeinverfügungen erwirken können, mit denen sie in Ausnahmefällen Genehmigungen für Entnahmen von Saatkrähen erteilen.“

Um Unterstützung für seine Forderungen zu gewinnen, hat Häusler Mitte Juli Gesprächstermine zwischen betroffenen Landwirten und Fachleuten des LfU und der LfL organisiert und Umweltminister Thorsten Glauber in das Thema eingebunden.

LfU-Präsident Dr. Christian Mikulla hält einen Bestandseingriff für rechtlich schwierig. Er spricht sich aber dafür aus, neue Beiz- und Abwehrstoffe zu testen und in diesem Zusammenhang vorübergehend finanzielle Ausgleichsmöglichkeiten für Ertragsverluste in Betracht zu ziehen. So soll ein neues Hopfenpräparat gut wirken. Zudem gibt es Beobachtungen, dass bestimme Maissorten von den Krähen weniger angenommen werden. „Wir müssen die Zeit überbrücken, bis wir konkrete Lösungen haben“, so Mikulla.

Dieser Artikel erschien in der Augustausgabe von top agrar-Südplus. Jetzt testen.

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