Landwirte in Sachsen und Thüringen kritisieren das Verbot von Wochenmärkten in Sachsen. Wochenmärkte für Lebensmittel seien systemrelevant und müssten geöffnet bleiben, heißt es in einer Stellungnahme der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Mitteldeutschland (AbL). „Die gestern verfügte Schließung aller Wochenmärkte in Sachsen ist ein Schritt in die falsche Richtung“, sagte Claudia Gerster, stellvertretende Landesvorsitzende der AbL Mitteldeutschland. Die Wochenmärkte leisteten einen überaus wichtigen Beitrag zur Nahversorgung der Bevölkerung mit gesunden, regionalen Lebensmitteln und böten einen weitaus höheren Schutz vor Infektionen, als die üblichen Supermärkte, wenn alle Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden, argumentierte Gerster weiter.
Sachsens Agrarminister soll Ausnahmen für Lebensmittelmärkte erwirken
„Deshalb ist die Schließung aller Wochenmärkte in Sachsen auch fachlicher Unsinn und muss sofort wieder rückgängig gemacht werden,“, forderte Gerster, die seit vielen Jahren ihre Produkte auf dem Erfurter Wochenmarkt auf dem Domplatz vermarktet. Sie bezeichnete es als „sarkastisch“, nun vielen bäuerlichen Betrieben unter dem „Vorwand des Infektionsschutzes“ ihre Vertriebsmöglichkeit zu schließen und sie damit in extreme wirtschaftliche Schwierigkeiten zu bringen. „Wir fordern den Sächsischen Landwirtschaftsminister in aller Dringlichkeit auf, diesem Unsinn ein Ende zu bereiten“, so Gerster abschließend.
Sachsen hatte anders als andere Bundesländer am Sonntag, den 22. März besonders strenge Ausgangsbeschränkungen, die jenen in Spanien und Frankreich ähneln, verhängt. Gelten soll sie mindestens zwei Wochen. Das Innenministerium von Sachsen hatte am Dienstag bestätigt, dass auch eine Ausnahmeregelung für Wochenmärkte von den Ausgangsbeschränkungen entfalle. Ab sofort finden dort daher keine Wochenmärkte mehr statt. Der Wochenmarkt in der Leipziger Innenstadt musste am Dienstag um 14 Uhr schließen, teilte die Stadtverwaltung mit.
Großer Zulauf auf Wochenmärkten in Norddeutschland
In Norddeutschland hatten die dortigen Marktbeschicker am Wochenende gemeldet, dass in der Coronakrise die Nachfrage auf Wochenmärkten boome. Aktuell kämen mehr Menschen zum Einkaufen auf den Wochenmarkt, berichtet der Vorsitzende des Landesverbandes der Marktbeschicker in Schleswig-Holstein, Stefan Wegener. Die Steigerungsraten befänden sich zum Teil im zweistelligen Bereich.
Meldungen über mehr Zulauf gab es auch von den Wochenmärkten in Mecklenburg-Vorpommern. Sie seien Einkaufsmöglichkeiten unter freiem Himmel und damit mit wenig Ansteckungs- und Verbreitungsgefahr verbunden und hätten einen wichtigen Versorgungsauftrag, sagte die Geschäftsführerin von Großmarkt Rostock, Inga Knospe.
Die Stände auf den Märkten seien vielerorts nun weiter auseinandergezogen, um mehr Abstand für die Kunden zu erhalten. Tische und Stühle wurden entfernt. Selbstbedienung werde soweit es geht vermieden.
Auch Frankreich verbietet Wochenmärkte
Am Dienstag hatte allerdings auch das Nachbarland Frankreich Märkte unter freiem Himmel verboten. Für Lebensmittelmärkte könnten jedoch Ausnahmen erteilt werden, sofern diese in der betreffenden Gemeinde die einzige Möglichkeit darstellen, die Versorgung mit Frischware sicherzustellen und weniger als 100 Personen gleichzeitig aufnehmen, lautet die Vorgabe aus Paris. Vorausgegangen war eine öffentliche Diskussion, die sich an Bildern überfüllter Lebensmittelmärkte in den sozialen Medien entzündet hatte, berichtet Agra-Europe (AgE).