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Salmonellen-Eier aus Bayern: Haben die Behörden weggeguckt?

Es sind ungeheuerliche Vorwürfe, die - sofern sie stimmen - einen Skandal im Skandal bedeuten: 2014 kam es europaweit zu Salmonelleninfektionen nach dem Verzehr von Eiern. Alle Spuren führen zum bayerischen Unternehmen Bayern-Ei von Stefan Pohlmann. Die Behörden ignorierten das offenbar und glaubten dem Firmeninhaber.

Lesezeit: 4 Minuten

2014 sorgte eine mysteriöse Ausbreitung von Salmonelleninfektionen in sechs europäischen Ländern für Aufregung bei den Gesundheitsbehörden. Die Salmonellen waren alle vom gleichen Typ und stammten offenbar aus Eiern; ihre Herkunft blieb aber ungewiss.

 

Die Süddeutsche Zeitung und das BR-Magazin Kontrovers konnten die Spur der verunreinigten Eier nun auf den Betrieb „Bayern-Ei“ von Stefan Pohlmann zurückverfolgen. An vier Standorten hält er über 1 Mio. Hennen. Und dieses Unternehmen sei kein Unbekannter: Wegen dreifacher Überbelegung von Käfigen sei der von den Medien „Tierquäler der Nation“ getaufte Landwirt schon Mitte der 90er Jahre vor Gericht gewesen. Außerdem soll er alte Eier als frisch deklariert haben. Ein anderes Mal soll der Vater von Stefan Pohlmann alle Tiere in einem Stall mit Kohlendioxid vergast haben. Dann wieder standen Vater und Sohn vor Gericht, weil sie in einem Stall Nikotin versprühen ließen, an dem ein Arbeiter fast gestorben wäre.


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Behörden ignorieren europaweite Krankheitswelle


Umso unverständlicher empfinden es die Reporter, dass die deutschen Behörden beim aktuellen Salmonellen-Fall bis heute nicht gegen den Halter vorgegangen sind. Auch die verdächtigen Eier seien nicht aus dem Verkehr gezogen worden, trotz etlicher Warnungen, heißt es. So hätten Kontrollen des Landratsamtes Dingolfing-Landau schon vor der Krankheitswelle hohe Salmonellenkonzentrationen auf den Eiern nachgewiesen. Im Juli 2014 hätten die Beamten aber keinen Handlungsbedarf gesehen und die Öffentlichkeit nicht informiert, auch als der gesuchte Bakterientyp auf den Eierschalen identifiziert war. Begründung: Die Hühner seien jetzt alle geschlachtet und das Problem damit erledigt.

 

Die Süddeutsche ergänzt dazu, dass zu dieser Zeit im Sommer 2014 jeden Tag hunderte Hennen in den Ställen Pohlmanns verendet sein; mal 366, mal 460, mal 281, wie interne Listen zeigen sollen. Und aufgelistet seien in der Statistik nur die entsorgten Kadaver. Nicht eingerechnet seien diejenigen, die in den Käfigen zu „trockenen verklumpten Gebilden verrottet sind“ erläutert eine anonyme Mitarbeiterin Pohlmanns gegenüber den Reportern. Videos der Tierschützer der "Soku-Tierschutz" sollen das belegen. Das Unternehmen selbst habe die tausenden Kadaver mit der Hitze begründet, was den Behörden offenbar genügte.


2. Krankheitswelle: Spur führt wieder nach Bayern


Zuletzt erreichte die Infektionswelle Österreich. Hier stirbt ein Mann an dem Salmonellenstamm aus Bayern. Das bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit fühlte sich laut den Recherchen der Zeitung aber nicht zuständig. Erst als ein österreichischer Journalist bei der Staatsanwaltschaft Regensburg anfragte und über den Fall berichtete, erfuhr diese davon und leitete Ermittlungen ein. Da war die Krankheitswelle aber schon vorüber.


Als dann jedoch eine neue Welle kam, wieder ausgelöst von einem Pohlmann-Betrieb, wurde es im Landesamt hektisch, heißt es weiter. Der Landwirt sei dann zu Gesprächen geladen worden und hat offenbar mit den Listen seiner Eigenkontrollen belegen können, dass er nie Salmonellen in seinen Ställen hatte. Wieder reichte das wohl den Beamten aus. Unterdessen soll es schon Insiderberichte gegeben haben, dass Pohlmann vor Kontrollen nächtliche Putzaktionen anordnete und auch Eierschalen eigenhändig desinfizierte.

 

Süddeutsche und das Magazin BR sehen es inzwischen als erwiesen an, dass Pohlmann für die europaweiten Salmonelleninfektionen mit mindestens 287 erkrankten Menschen in Großbritannien, 151 Erkrankten in Österreich, dutzenden Fällen in Frankreich, Luxemburg und Deutschland sowie jetzt zwei Toten verantwortlich ist. LGL-Präsident Andreas Zapf sprach dagegen bis vor Kurzem noch von einer „Hypothese“. Er teilte den besorgten Kollegen in den Nachbarländern auch mit, dass Bayern die Lage im Griff habe, es gebe „angemessene Kontroll-Maßnahmen“. Das Thema schien damit für ihn abgeschlossen.


Jetzt erst wird durchsucht


Nach den Presseberichten ist nun aber die Staatsanwaltschaft Regensburg wieder aktiv geworden. Am Dienstag dieser Woche hat sie die Geschäftsräume der Firma "Bayern-Ei" in Ettling und Aiterhofen bei Straubing durchsucht. Die Regensburger Staatsanwaltschaft bestätigte inzwischen, dass sich die Verdachtsmomente erhärtet hätten, weist aber ausdrücklich darauf hin, dass es "bisher keine gesicherten Erkenntnisse" gebe.


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