Gegen die pauschale Verurteilung der heimischen Landwirte als Treiber für den immer stärker zu beobachtenden Einkaufstourismus in die umliegenden EU-Staaten hat sich der Schweizerische Bauernverband (SBV) gewehrt. Bei der Suche gewisser Kreise nach dem Schuldigen für die vergleichsweise teuren Lebensmittel auf Schweizer Seite sei mit der Landwirtschaft der Sündenbock schnell gefunden, kritisierte der SBV vergangene Woche in seinem politischen „Standpunkt“. Für den Berufsstand sei diese Feststellung jedoch geradezu absurd, vor allem, wenn man die unbefriedigende Lage der landwirtschaftlichen Einkommen betrachte.
Laut Darstellung des SBV hat das Eidgenössische Volkswirtschaftsdepartement jetzt einen Bericht zum komplexen und wenig transparenten Thema „Preisbildung bei Agrarprodukten und Nahrungsmittel im Zusammenhang mit dem Grenzschutz“ veröffentlicht. Dabei handle es sich um ein zentrales Thema für die Zukunft der Schweizer Landwirtschaft sowie der gesamten Agrar- und Lebensmittelindustrie, denn der weitere Verlauf der Marktöffnung sowie die Weiterentwicklung der Agrarpolitik 2014 bis 2017 und der Swissness seien davon abhängig.
Das Departement kommt laut Bauernverband zu dem Resultat, dass sich für die Landwirte zunehmend die Preisschere öffnet. Seit 1990 sei der Ereugerpreisindex für die Landwirtschaft um mehr als 25 % zurückgegangen, während der Index für den Verbraucher- und Produktionsmittelpreis um mehr als 15 % angestiegen sei. Zudem habe in diesem Zeitraum die allgemeine Teuerung 31 % betragen. Von dieser Entwicklung hätten vor allem die Agrar- und Lebensmittelindustrie sowie die Verbraucher stark profitiert. (AgE)