Der Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, Werner Schwarz, hat die Ergebnisse der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) verteidigt, nimmt bei der Umsetzung der Vorschläge für eine Transformation des Agrarsektors aber die Politik in die Pflicht.
Die Ergebnisse der Kommission hätten niemanden „glücklich gemacht“, stellten jedoch einen Konsens dar, mit dem alle beteiligten Akteure leben könnten, stellte Schwarz bei der 77. Mitgliederversammlung des Bundesverbandes Deutscher Pflanzenzüchter (BDP) am Mittwoch in Kiel klar.
Ohne finanzielle Absicherung ist ganzes Projekt gefährdet
Der Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), der den Verband bei der ZKL vertreten hatte, warnte davor, die Umsetzung der Kommissionsvorschläge auf die lange Bank zu schieben und damit eine „vielleicht einmalige Chance“ für eine gesellschaftlich akzeptierte und resilientere Agrarwirtschaft zu vergeben.
Ein Problem hierbei sei die Finanzierung und Honorierung der zusätzlichen Leistungen, die Bauern künftig für die Umwelt, das Klima und das Tierwohl erbringen sollten, konstatierte der DBV-Vize. Die müsse jedoch sein, denn ohne die Absicherung der ökonomischen Komponente sei das gesamte Konstrukt der ZKL-Umsetzung gefährdet.
„Tierwohl-Milliarde“ nur Tropfen auf den heißen Stein
Er erwarte deshalb von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir umsetzbare Vorschläge zur Finanzierung der Transformation der Landwirtschaft, erklärte Schwarz. Dabei ist es ihm zufolge nicht mit einer „Tierwohl-Milliarde“ abgetan, die bei so einem umfassenden Projekt nur ein „Tropfen auf dem heißen Stein“ sein könne. Allen müsse zudem bewusst sein, dass diese Finanzierungskosten zusätzlich zu den ohnehin schon steigenden Lebensmittelpreisen noch „oben drauf“ kommen würden.
Ausweitung von Naturschutzflächen keine Lösung
Ein einseitiger Fokus auf Ökologisierung und die Vernachlässigung der landwirtschaftlichen Erzeugung und Wirtschaftlichkeit ist nach Überzeugung des schleswig-holsteinischen Bauernpräsidenten jedenfalls der falsche Weg.
Ihn mache es „nervös“, wenn als Lösung auf die heutigen Herausforderungen immer nur die Ausweitung von Naturschutzflächen und die pauschale Reduktion von Dünger oder Pflanzenschutzmitteln genannt würden, so Schwarz. Gerade im Angesicht einer abnehmenden internationalen Ernährungssicherheit müsse es vielmehr darum gehen, eine nachhaltige und gleichzeitig produktive Landwirtschaft zu erhalten.
Korrekturen sinnvoll - Strategiepapier in Arbeit
Schwarz geht davon aus, dass die Ergebnisse der ZKL „nicht der Weisheit letzter Schluss“ sind. Korrekturen werde es geben müssen, auch weil sich die Situation seit dem vergangenen Jahr wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und der wieder zunehmenden Bedeutung der Versorgungssicherheit wesentlich verändert habe.
Daher arbeite man aktuell im Rahmen der Kommission an einem Strategiepapier, das die derzeitigen Krisen berücksichtige. Der eigentliche Auftrag der ZKL sei jedoch beendet, sollte es keine neue Mandatierung geben, betonte der DBV-Vizepräsident. Er setzt aber in jedem Fall darauf, den Dialog mit den Kommissionsmitgliedern fortzusetzen.