Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

Folgen nicht bedacht

Schweizer sollen über faktisches Pflanzenschutzmittelverbot abstimmen

In der Schweiz stehen zwei Initiativen zur Abstimmung an, die die Landwirtschaft in nicht gekanntem Maße umkrempeln und viele Bereiche unrentabel bzw. nicht mehr finanzierbar machen könnten.

Lesezeit: 4 Minuten

Am 13. Juni soll in der Schweiz über zwei recht extreme Initiativen abgestimmt werden, die die Landwirtschaft dort grundsätzlich verändern würden. Zudem könnte es zu einer Verknappung von Lebensmittel und stark ansteigenden Preisen kommen, schreibt der Agrarblogger Dr. Willi Kremer-Schillings in seinem neuesten Eintrag auf www.bauerwilli.com. Konkret geht es um folgende zwei Vorschläge:

  • Die Trinkwasserinitiative (TWI) will, dass nur noch die Betriebe Direktzahlungen erhalten, welche pestizidfrei produzieren. Zudem darf kein Antibiotika prophylaktisch eingesetzt werden und es dürfen nur so viele Tiere gehalten werden, wie mit auf dem Betrieb produzierten Futter ernährt werden können. Die Betriebe welche dies nicht einhalten können, sollen zukünftig keine Direktzahlungen mehr erhalten.

Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

  • Die Pestizidverbotsinitiative (PVI) verbietet den Einsatz synthetischer Pestizide in der Landwirtschaftlichen Produktion. Die Einfuhr zu gewerblichen Zwecken von Lebensmitteln, die synthetische Pestizide enthalten oder mithilfe solcher hergestellt worden sind, ist ebenfalls verboten.

Kremer-Schillings sprach dazu mit Samuel Guggisberg, dem Präsidenten der IG BauernUnternehmen, einem Zusammenschluss von Landwirten und Agrarunternehmern, die sich für eine rationale, produzierende Landwirtschaft einsetzen.

Laut Guggisberg verfügt die Schweiz momentan über einen Lebensmittel-Selbstversorgungsgrad von ca. 54 %. „Dieser wird sich bei Annahme der Initiativen massiv verschlechtern, weil die Durchschnittserträge sinken werden und es zum Teil auch zu Totalausfällen kommen kann. Wenn der Initiativtext streng umgesetzt wird, gehe ich davon aus, dass die Schweiz nicht genügend Nahrungsmittel in der geforderten Qualität finden kann, sei es im In- oder Ausland“, so der Landwirt.

Ebenfalls betroffen bei der Pestizidinitiative seien nachgelagerte Betriebe der 1. und 2. Verarbeitungsstufe. So würde die vielgepriesene Schweizer Schokoladenbranche nicht genügend Kakaobohnen auf dem Weltmarkt finden, die den Anforderungen genügen.

Das Pestizidverbot würde auch die Biozide beinhalten, erklärte Guggisberg weiter. Ohne Reinigungs- und Desinfektionsmittel sei nicht mehr an eine geeignete Tiergesundheit und Lebensmittelsicherheit zu denken. „Das fängt bei der Stallhygiene und der Reinigung der Rohrmelkanlage an und hört mit der Anlagenhygiene in der 2. Verarbeitungsstufe auf. Hier stehen ca. 160.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel“, mahnt der Präsident. Das alles führe zu massiv höheren Preisen für regional produzierte Lebensmittel. Er vermutet, dass die Initianten all diese Aspekte nicht bis zu Ende bedacht haben.

Rüben und Raps ohne Pflanzenschutzmittel?

Der Anbau von Zuckerrüben oder Raps ohne synthetische Pflanzenschutzmittel ist faktisch nicht möglich, wirft Bauer Willi in dem Gespräch ein. Auf die Frage, ob die in der Fruchtfolge fehlenden Kulturen in Sachen Biodiversität nicht kontraproduktiv sind, bestätigt Guggisberg, dass die Initiativen der Umwelt und der Biodiversität einen Bärendienst erweisen.

„Die Trinkwasserinitiative z.B. verbietet alle Pestizide, genau genommen also auch die biologischen Pflanzenschutzmittel. Wer also noch Direktzahlungen erhalten will, wird nur noch nach den Bio-Demeter Richtlinien produzieren können. Momentan erhalten Biobetriebe mehr Direktzahlungen als ÖLN-Betriebe. Der ökologischer Leistungsnachweis (ÖLN) ist schon heute Pflicht zum Erhalt von Direktzahlungen. Durch die geringeren Erträge entstehen für die Betriebe große Einkommensdefizite. Diese könnten über die BIO-Direktzahlungen kompensiert werden, was aber nahezu eine Verdoppelung des Agrarbudgets zur Folge hätte. Oder es müsste vollumfänglich von massiv höheren Preisen, als der Biolandbau heute schon hat, abgefangen werden. Beides erscheint mir momentan als sehr unwahrscheinlich“, schildert der Unternehmer.

Alle anderen Betriebe würden die Produktion intensivieren, und beispielsweise die ökologischen Ausgleichsflächen wieder in die Lebensmittelproduktion einbinden. Das wäre natürlich nur möglich, wenn die Pestizidinitiative abgelehnt würde und nur die Trinkwasserinitiative angenommen würde.

Umfragen zufolge wird es sehr knapp werden

Weiter fragte Kremer-Schillings, wie die kleinstrukturierte Schweiz Tiere nur mit dem betriebseigenen Futter ernähren will, wie sich dann die Lebensmittelpreise entwickeln und wie wahrscheinlich es ist, dass die Initiativen Erfolg haben. Das, und warum Guggisberg echte Sorgen vor einer Zustimmung hat, lesen Sie hier im vollständigen Interview.

Die Redaktion empfiehlt

top + Top informiert in die Maisaussaat starten

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.