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Schwere Hochwasser- und Nässeschäden in der Landwirtschaft

Die Überflutungen und Extremniederschläge der zurückliegenden Wochen haben in der deutschen Landwirtschaft bislang Schäden in Höhe von 173 Mio. Euro verursacht. Das ist das Ergebnis einer ersten Umfrage von Bund und Ländern, deren Ergebnisse Bundesagrarministerin Ilse Aigner am Donnerstag in Berlin vorgestellt hat.

Lesezeit: 7 Minuten

Die Überflutungen und Extremniederschläge der zurückliegenden Wochen haben in der deutschen Landwirtschaft bislang Schäden in Höhe von 173 Mio. Euro verursacht. Das ist das Ergebnis einer ersten Umfrage von Bund und Ländern, deren Ergebnisse Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner am vergangenen Donnerstag in Berlin vorgestellt hat.


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Aigner machte gleichzeitig deutlich, dass es sich bei der aktuellen Erhebung nur um eine Zwischenbilanz handeln könne und noch mit deutlich steigenden Schadenssummen gerechnet werden müsse. Wie die Ministerin berichtete, sind bisher etwa 335 000 ha Acker- und Grünland sowie Gartenkulturen bzw. 2 % der gesamten deutschen landwirtschaftlichen Nutzfläche unmittelbar betroffen.


Dabei sollen neben Spargel- und Erdbeerpflanzungen insbesondere Mais und Kartoffelschläge in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Baden-Württemberg spricht beim Mais schon von Totalverlusten auf 10 % bis 15 % der ausgesäten Flächen.


Die größten finanziellen Ausfälle wurden nach Angaben des Ministeriums bisher mit 75 Mio. Euro aus Bayern gemeldet, gefolgt von Sachsen mit knapp 29 Mio. Euro sowie Thüringen und Sachsen-Anhalt mit jeweils rund 20 Mio. Euro. Der Deutsche Bauernverband (DBV) geht davon aus, dass die Schäden durch das Hochwasser in der Landwirtschaft noch erheblich zunehmen werden.


Laut DBV 150 000 Hektar überflutet


Gestützt auf eine Befragung der Landesbauernverbände in den Krisenregionen schätzt der DBV, dass in Thüringen, Sachsen, Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen landwirtschaftliche Nutzflächen im Umfang von mindestens 150 000 ha überflutet sind. Laut DBV-Generalsekretär Dr. Helmut Born könnte der Anteil der überschwemmten Flächen noch auf bis zu 250 000 ha ansteigen.


Die durch die Überflutung ausgelösten finanziellen Schäden der Bauern schätzen die Fachleute des Bauernverbandes bereits jetzt auf 150 Mio. Euro, mit einem weiteren Schadenspotential von bis zu 250 Mio. Euro. Zuzüglich der verzeichneten und erwarteten Gebäudeschäden in der Landwirtschaft und Verluste in der Tierhaltung könnte der Gesamtschaden bis auf 345 Mio. Euro steigen.


Etwa 800 Hofstellen direkt betroffen


Insgesamt sind laut Born bis zu 18 000 landwirtschaftliche Betriebe vom Hochwasser betroffen. Darunter sind nach seinen Angaben auch bis zu 800 Unternehmen, deren Hofstelle unmittelbar überflutet worden ist. Die Schäden auf diesen Höfen schätzt er im Schnitt auf bis zu 150 000 Euro pro Betrieb. Im Extremfall, wenn beispielsweise Melktechnik auf großen Milchviehbetrieben zerstört werde, könnten auch Beträge im Millionenbereich zusammen kommen.


Der DBV-Generalsekretär betonte, die aktuellen Schätzungen beinhalteten nur die durch Hochwasser geschädigten Flächen. Hinzu müsse man noch die Nutzflächen zählen, die in den letzten Wochen durch teilweise extreme Niederschläge in Mitleidenschaft gezogen worden seien. Dies betreffe zahlreiche Kulturen, insbesondere aber den ersten Grünlandschnitt und den Mais, mit entsprechenden Folgen für die Grundfutterversorgung in den geschädigten Regionen.


Deutliche Ernteeinbußen erwartet


Angesichts der bisher registrierten und absehbaren Witterungsschäden hält der Vorsitzende des Fachausschusses für Getreide und andere Qualitätsprodukte des DBV und Präsident vom sächsischen Landesbauernverband (LBV), Wolfgang Vogel, die jüngste Ernteprognose vom Deutschen Raiffeisenverband (DRV), die für 2013 eine bundesweite Getreideernte von mehr als 45 Mio. t in Aussicht stellt, für deutlich zu optimistisch.


Wegen des langen Winters, des späten und kühlen Frühjahrs sowie des aktuellen Extremwetters werde die deutsche Getreideproduktion in diesem Jahr voraussichtlich mindestens 10 % unter der Schätzung des DRV liegen, erklärte Vogel. Demnach dürfte die Ernte nach seiner Prognose bestenfalls 41 Mio. t erreichen, nach 45,4 Mio. t im Vorjahr (einschließlich Körnermais und Corn-Cob-Mix).


Bayern: Flächen wohl lange nicht befahrbar


Dauerregen und Hochwasser haben auch in der bayerischen Land- und Forstwirtschaft erhebliche Schäden verursacht. Wie Landwirtschaftsminister Helmut Brunner mitteilte, standen bzw. stehen nach ersten Schätzungen landesweit rund 30 000 ha Ackerfläche komplett unter Wasser. Insgesamt sind mindestens 70 000 ha landwirtschaftliche Nutzfläche betroffen, darunter 40 000 ha Grünland, aber auch 2 500 ha Garten- und Dauerkulturen.


Der vorläufige Schaden für die betroffenen Landwirte wird vom Münchner Landwirtschaftsministerium auf 75 Mio. Euro geschätzt, wobei auch hier deutliche Korrekturen nach oben erwartet werden. „Entscheidend wird sein, wie schnell sich das Wasser in den nächsten Tagen von den landwirtschaftlichen Flächen zurückzieht“, erläuterte der Minister. Aber auch danach seien wohl viele Flächen auf Wochen hinaus nicht befahrbar und könnten damit nicht bewirtschaftet werden.


Erhebliche Schäden erwartet Brunner gerade bei empfindlichen Kulturen wie Kartoffeln oder Rüben. Aber auch Mais und Grünland sowie Sonderkulturen wie Spargel, Erdbeeren, Salat, Gurken und Zwiebeln seien durch die Überflutung stark geschädigt.


Sachsen mit größerem Schadpotential als 2002


Sachsens Landwirtschaftsminister Frank Kupfer geht ungeachtet der bisher noch unvollständigen Schadenserhebung davon aus, dass die Landwirte im Freistaat Schäden hinnehmen müssen, die mindestens mit denen des Augusthochwassers 2002 vergleichbar sind. Laut Dresdner Landwirtschaftsministerium waren damals rund 40 000 ha land- und forstwirtschaftliche Flächen überflutet worden. Die aktuellsten Schätzungen deuteten zum Wochenende aber mit 44 300 ha überschwemmten Flächen sogar ein noch größeres Schadpotential als 2002 an.


Nach ersten Bewertungen des sächsischen Landesbauernverbandes (LBV) haben die Landwirte insbesondere bei Sommergetreide, Mais und Kartoffeln große Probleme. Nicht aufgegangene, verschlämmte oder überflutete Bestände werden nach seiner Einschätzung zu Ertragseinbußen bis hin zu Totalausfällen führen.


Die ausbleibenden Feldarbeiten führten zu hohem Krankheitsdruck und Verunkrautung, Sauerstoffmangel im Wurzelbereich durch Überschwemmung der Kulturen zu gehemmter Pflanzenentwicklung. Ebenso habe der Feldgemüseanbau durch das Hochwasser Schaden genommen.


Der LBV ist außerdem sicher, dass es bei der Futterversorgung der Tiere in den von Hochwasser geschädigten Regionen zu erheblichen Problemen kommen wird. Vielfach hätten die Landwirte die Grünlandflächen schon aufgrund der vorangegangenen Dauerniederschläge nicht für die Heu- und Silagegewinnung nutzen können, so dass der erste Schnitt ausgefallen sei.


Ertragseinbußen beim Mais erwartet


Beim Mais wird der Dauerregen im Mai und in den ersten Juni-Tagen nach Einschätzung des Deutschen Maiskomitees (DMK) in einigen Regionen Deutschlands zu erheblichen Ertragseinbußen führen. Besonders betroffen sei Bayern, wo die Maisschläge in den Hauptanbaugebieten auf übersättigten Böden schon seit Ende Mai im Wasser stünden. Hier sei neben Stickstoffverlusten durch Auswaschung der weitgehend abgeschlossenen Düngung in tiefere Bodenschichten und witterungsbedingt verspäteter Unkrautbekämpfung auch mit Strukturschäden zu rechnen.


Laut DMK sieht es im östlichen Niedersachsen sowie in Teilen Thüringens, Sachsens, Sachsen-Anhalts und im östlichen Raum Baden-Württembergs ähnlich aus. Die Anbauschwerpunkte im Münsterland sollen dagegen von derartigen Schäden verschont geblieben sein. Im Nordosten hat der Mais nach Einschätzung der Fachleute in der letzten Zeit nicht so sehr durch Regen, sondern lokal mehr unter Kälte gelitten. Im Schnitt des Bundesgebietes liege der Entwicklungsstand der Bestände gegenwärtig zwei bis drei Wochen hinter der Normalzeit, so das DMK.


Rinderhaltern fehlt Futter


Der FDP-Abgeordnete Rainer Erdel wies insbesondere auf die gewaltigen landwirtschaftlichen Schäden durch das Hochwasser in den bayerischen Grünlandregionen hin. Nach seiner Einschätzung dürfte bislang weniger als die Hälfte des Grünlands abgemäht worden sein. Die großflächig überschwemmten Wiesen in Gewässernähe seien nun stark verschmutzt und sicher noch lange nicht befahrbar. Damit sei für viele Rinderhalter die Futtergrundlage weggebrochen und es müsse teures Futter zugekauft werden. „Diese erheblichen wirtschaftlichen Einbußen gilt es bei der bevorstehenden Bestandsaufnahme der Hochwasserschäden angemessen zu berücksichtigen“, forderte Erdel. (AgE/ad)


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