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Schwetje: "Ein Weiter-so-wie-bisher wird es nicht geben!"

Über den privaten, gesellschaftlichen und ökonomischen Druck, den Bauernfamilien meistern müssen, ging es am Dienstag auf dem Unternehmertag in Oldenburg.

Lesezeit: 5 Minuten

Über den privaten, gesellschaftlichen und ökonomischen Druck, den Bauernfamilien meistern müssen, ging es am Dienstag auf dem Unternehmertag in Oldenburg. Die Landwirte müssten dabei nicht nur die diversen politischen Anforderungen erfüllen, sondern sich auch noch im knallharten globalen Wettbewerb behaupten, verdeutlichte Gerhard Schwetje, Präsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, bei seiner Begrüßung der rund 800 Besucher in der Weser-Ems-Halle.

 

Laut Schwetje werde es „Ein „Weiter-so-wie-bisher“ nicht geben. "Und auf unseren Höfen weiß man das.“

Die Landwirtschaft ist nach Aussage des Kammerpräsidenten zu Veränderungen bereit, wenn folgende Bedingungen gegeben sind: Alle politischen Entscheidungen und alle Rahmenbedingungen, die gesetzt würden, müssten wissenschaftlich fundiert sein und EU-weit gelten. Außerdem hätte die Gesellschaft, die die Veränderungen einfordere, am Ende auch die Kosten dafür in Form angemessener Preise zu übernehmen. „Nur, wenn die Bauernfamilien von ihrem Einkommen leben können, werden sie auf Dauer weitermachen“, sagte der Kammerpräsident, der die Bedeutung einer florierenden Landwirtschaft für den ländlichen Raum hervorhob. 


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Bauer Willi: Haben die Bürger nicht mitgenommen


An dem heutigen Dilemma, das sich aus dem Widerspruch von Erfüllung gesellschaftlicher Forderungen einerseits und dem ökonomischen Überleben andererseits ergibt, ist die Landwirtschaft nicht ganz unbeteiligt. Das jedenfalls meinte Dr. Willi Kremer-Schillings, Ackerbauer, Buchautor und Agrarblogger aus dem Rheinland.


„Wir haben unsere Mitbürger nicht mitgenommen auf dem Weg vom bunten Bauernhof mit vielen Tieren und dem Bauerngarten hinterm Haus zur heutigen Wirtschaftsweise, die zunehmend von der Gesellschaft kritisiert wird“, so der über die Medien als „Bauer Willi“ bekannt gewordene Kremer-Schillings. Um dieses Dilemma zwischen Vorstellung und Realität wieder kleiner werden zu lassen, empfahl er den Landwirtinnen und Landwirten einen „ernsthaften Dialog mit ihren Mitbürgern“.

 

„Wichtig dabei ist, nicht nur die eigene Sicht der Dinge darzulegen, sondern bei den Gesprächspartnern durch Nachfragen deren Problemlage heraushören“, empfahl Kremer-Schillings. Es sei nachhaltiger, beim Gegenüber einen Prozess des Nachdenkens in Gang zu setzen, als eine kurze, aber heftige Auseinandersetzung über fachliche Details zu führen. Auch die Bäuerinnen und Bauern hätten etwas davon: „Sie erfahren die wirklichen Probleme der anderen und können daraus Schlüsse für ihre tägliche Arbeit ziehen.“ Öffentlichkeitsarbeit und Imagepflege müssten nach Auffassung Kremer-Schillings‘ wie ein eigener Betriebszweig gesehen werden, der auch Zeit und Geld kostet.


Freude am Beruf nicht vergessen

 

Besonders in Krisenzeiten sei das schwer, meinte Ruth Beverborg, Unternehmensberaterin bei der Landwirtschaftskammer. Nachdem die Preise auf den Milch- und Fleischmärkten wieder angezogen hätten, könnten die landwirtschaftlichen Familien nach einer zweijährigen Durststrecke erstmals wieder „Luft holen“. Jetzt gelte es, Rückschau zu halten und zu überlegen, wie es künftig weitergehen könnte. „Bei der Bewertung der betrieblichen und familiären Situation sollte auch die Freude am Beruf einen hohen Stellenwert haben“, riet Beverborg.

 

Angesichts großer gesellschaftlicher Erwartungen und politischer Vorgaben änderten sich die Rahmenbedingungen für die landwirtschaftliche Produktion ständig. „Das führt zu Planungsunsicherheit, erheblich höheren Kosten und einem höheren Arbeits- und Bürokratieaufwand“, sagte Beverborg. Um die Betriebe jetzt für die Zukunft zu rüsten, müsse das Controlling verbessert werden. So würden Liquidität des Unternehmens und Kosten der Produktion exakt ermittelt. „Werden dabei Reserven aufgedeckt, sind die als Erstes zu erschließen“, sagte die Beraterin.

 

Beverborg nannte ein Bündel an Maßnahmen, die Betriebsleiter jetzt umsetzen sollten. Dazu gehörten unter anderem der Austausch mit Beratern und Berufskollegen, aber auch die Schaffung mehrerer Standbeine im landwirtschaftlichen und außerlandwirtschaftlichen Bereich. „Um die Betriebe für kommende Krisen zu wappnen, sind Kreativität und Veränderungsbereitschaft die Voraussetzung“, stellte die Kammerberaterin fest.


Offenstall ermöglicht Verzicht auf Schwänzekürzen

 

Dass in Zukunft weniger auch mehr sein kann, zeigte Dr. Jens van Bebber, Schweinehalter aus Samern (Grafschaft Bentheim). Er stellt seine konventionelle Schweinemast auf eine Offenstallhaltung um, die dem Einzeltier mehr Platz zugesteht und den Ansprüchen der Schweine weitgehend gerecht wird. „So können wir jetzt auf das Kupieren der Ringelschwänze verzichten“, hebt der promovierte Agraringenieur die Vorteile beim Tierwohl hervor. Auf dem Betrieb, auf dem bisher 10.000 Tiere standen, werden zukünftig nur noch 3.000 Mastschweine gehalten werden.

 

Trotz des verringerten Bestandes konnte das Betriebsergebnis gegenüber der konventionellen Mast verbessert werden. „Gemeinsam mit Marktpartnern wurde eine geschlossene Vermarktungskette geschaffen, so dass am Ende die Wertschöpfung pro Tier erhöht werden konnte“, erklärte van Bebber. Das sei aber noch nicht der einzige Vorteil: Neben positiver Umwelteffekte sei auch der Zugewinn an persönlicher Zufriedenheit und öffentlicher Zustimmung „nicht zu unterschätzen“.


Abstimmung mit der Familie ist Grundlage jeder Unternehmensentwicklung

 

„Eine solche grundlegende Weiterentwicklung eines Betriebes kann nur in guten Zeiten geplant und umgesetzt werden“, ist die Erfahrung von Marvin Campe, aus Staffhorst im Landkreis Diepholz. Bei der fünf Jahre zurückliegenden Entscheidung des Milchviehhalters, diesen Produktionszweig auszubauen, habe die Leidenschaft zur Milchproduktion, „die unsere Kernkompetenz ist“, eine große Rolle gespielt. Da die zunehmende Volatilität des Milchmarkts für ihn absehbar war, habe die Investition in einen neuen Stall viel Mut gekostet.

 

Die Milchkrise der letzten zwei Jahre, deren Kennzeichen sinkende Preise und steigende Kosten waren, hätten zu angespannten Situationen nicht nur geschäftlich, sondern auch privat geführt. Auch deshalb stimme er sich bei betrieblichen Entscheidungen eng mit der Familie ab. „Unser Zusammenhalt ist die Grundlage für die Unternehmensentwicklung“, erklärte Campe. Dabei werde konsequent auf die Kosten geachtet, Investitionen würden nur in Etappen getätigt. „So erhalten wir in Intervallen die Möglichkeit, Entscheidungen zu reflektieren und eventuell anzupassen.“

 

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