Eine niederländische Studie sieht u.a. im Insektizid Imidacloprid einen Grund für den Rückgang der Rauchschwalben im Land.
Laut dem Nimwegener Populationsdynamiker Caspar Hallmann zeigt der systematische Vergleich zwischen der Entwicklung der Schwalbenbestände und dem Einsatz von Imidacloprid seit Mitte der 1990er Jahre eindrücklich, wie das Insektenmittel die Sperlingsvögel dezimiert hat – und zwar allein durch seine Wirkung auf Insekten. Die Vögel fänden einfach nicht mehr genug Futter, zitiert die Süddeutsche Zeitung den Wissenschaftler.
Hallmann kommt mit seinen Kollegen des Sovon-Zentrums für Ornithologie und der Radboud-Universität Nimwegen zu dem Ergebnis, dass die Bestände im Mittel jährlich um 3,5 % sinken, sobald die Konzentration des Neonikotinoids eine Schwelle im Oberflächenwasser überschreitet. Laut den Forschern gebe es damit zum ersten Mal einen bezifferbaren Zusammenhang zwischen dem Schwund einheimischer Ackervögel und einer Klasse moderner Pflanzenschutzmittel.
Nach Angaben der Süddeutschen Zeitung entfiel 2011 in Deutschland ein Drittel des gesamten Absatzes an Pflanzenschutzmitteln auf die Substanzklasse der Neonikotinoide. Seit letztem Jahr gilt der Verwendungsstopp der EU, der im Dezember 2015 ausläuft. Die EU prüft bis dahin, ob es neue Belege für Risiken gibt.
Den Kritikern kommt die Studie daher in ihrer Beweisführung entgegen. Bislang wurde lediglich ein negativer Einfluss auf Honigbienen geprüft. Nun rückt der indirekte Einfluss auf Wirbeltiere in den Vordergrund. Laut der Zeitung können die Neonikotinoide die Fruchtbarkeit stören, ebenso wie das Wachstum, das Nervensystem und die Immunabwehr höherer Arten, darunter Vögel, Fische und Säugetiere. Was das in Zahlen bedeutet, wissen die Forscher allerdings noch nicht.
Die Wissenschaftler mahnen, dass die Wirkstoffe zu etwa 94 % im Boden und Grundwasser verbleiben und dort bis zu drei Jahre lang chemisch intakt seien. Dezimiert würden dadurch auch ungewollt andere Insekten sowie deren Fressfeinde.