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So kommen die Bauerndemos bei Nicht-Landwirten auf Facebook an

Kilometerlange Traktorkolonnen und Menschenmassen am Straßenrand: So sah es bei den Bauerndemos vor der Corona-Pandemie aus. Doch was sagte die Bevölkerung dazu? Eine Bachelorarbeit liefert Antworten.

Lesezeit: 4 Minuten

2019 – Es war das Jahr der Bauerndemonstrationen. Zu Tausenden begaben sich Landwirte mit ihren Traktoren auf lange Reisen, im November 2019 sogar in die deutsche Hauptstadt. Das Spektakel bewegte nicht nur die Medien – auch die Gesellschaft reagierte gespalten. Doch in welchem Ausmaß? In einer Bachelorarbeit an der Fachhochschule Südwestfalen wurden nun die Meinungsbilder der Bevölkerung, in Bezug auf die große Demonstration in Berlin im November 2019, erfasst und inhaltsanalytisch ausgewertet.

Als Datengrundlage des Forschungsvorhabens dienten Kommentare unter Beiträgen auf Facebook, die sich unmittelbar auf die Demonstration in Berlin bezogen haben. Diese Beiträge gehörten zu verschiedenen, bekannten Nachrichtenagenturen, wie der Tagesschau, FAZ und Co.

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Positive Äußerungen dominieren

Insgesamt sind 342 Kommentare unter 24 verschiedenen Beiträgen erhoben worden. Von diesen äußerten die Mehrzahl der Stichprobe direkt oder indirekt eine positive Meinung gegenüber der konventionellen Landwirtschaft und der Demonstration in Berlin. Die negativen Kommentare fielen etwas geringer aus.

Auffällig ist, dass die eher anonym eingeschätzten Profile deutlich negativer kommentierten als die Nutzer, die sich mit ihrem Klarnamen auf Facebook präsentieren. Anonym vorgetragene Kritik wird in den sozialen Medien also deutlich strenger ausgeübt, als wenn diese mit einer realen Person in Verbindung steht.

Politik in Verantwortung genommen

Negative Äußerungen gegenüber der Landwirtschaft oder der Demonstration drückten sich u.a. in einer beleidigenden Wortwahl, einer generellen oder sonstigen negativen Meinung gegenüber der heutigen Landwirtschaft und einer grundsätzlichen Kritik an der Art und Weise der Demonstration aus. Und auch die Art der Berichterstattung und die Politik blieben von diesen Meinungsbildern nicht verschont: Der Name der Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner fiel in diesem negativen Kontext am häufigsten.

Auf Seiten anderer Gruppen gaben die Social-Media-User zusätzlich alternative Anregungen. Einige Verfasser der Kommentare erklärten, dass die Umweltschutzgesetze richtig seien und gegebenenfalls verstärkt werden sollten. Außerdem gab es kritische Äußerungen zum Überangebot und dem Import und Export von Nahrungsmitteln.

Im Vordergrund standen aber vor allem Facebook-Nutzer, die sich positiv gegenüber der Landwirtschaft oder der Demonstration äußerten. Viele befürworteten die Aktion. Ein Großteil wünschte sich eine größere Wertschätzung der Landwirte. Einige Verfasser der Kommentare zollten dem Berufsstand ihren Respekt und Stolz, verkündeten Anerkennung und zeigten sich dankbar.

Sündenbock Landwirtschaft?

In der öffentlichen Diskussion über die Landwirtschaft fällt auf, dass bei Landwirten häufig ein Gefühl der gesellschaftlichen Ablehnung entsteht. In den Ergebnissen der vorgestellten Bachelorarbeit kann diese Annahme jedoch grundsätzlich nicht bestätigt werden. Vielmehr richtete sich der Großteil der Kommentare an die Politik, den Lebensmitteleinzelhandel und an den Verbraucher. Diese Gruppen seien schließlich mitverantwortlich, dass die Landwirtschaft heutzutage so handeln und wirtschaften müsse.

Als Landwirt in sozialen Medien mitkommentieren

An die analysierten Ergebnisse der Bachelorarbeit schließen sich konkrete Handlungsempfehlungen an. So sollten auf der einen Seite zunächst die Landwirte versuchen, ihre Kundschaft direkt anzusprechen und mit ihnen in Kontakt zu treten. Vielen Menschen sind heutige landwirtschaftliche Produktionsabläufe nicht bekannt und verständlich. Hinsichtlich der verschärften Düngeverordnung zeigt sich vor allem Unklarheit darüber, warum beispielsweise Gülle auf Felder ausgebracht wird und warum die neue Gesetzgebung Probleme für Landwirte bringen könnte. Trauen Sie sich als Landwirt daher, Aufklärungsarbeit in den sozialen Medien zu leisten. Und das nicht nur auf ihrer eigenen Facebook-Seite: Die Untersuchungen belegen, dass eine Aufklärung von landwirtschaftlich versierten Personen in den Kommentarzeilen unter relevanten Beiträgen durchaus gut angenommen wurde. Eine größere Reichweite von „Normal-Bürgern“ erreichen Sie dadurch ebenfalls.

Auf Seiten der Politik sollten Problematiken und Gesetzesänderungen in Zukunft öfter mit den Landwirten zusammen angegangen werden. Nur so kann eine nachhaltige, zukunftsorientierte Landwirtschaft entstehen, die ökonomische und ökologische Anforderungen vereinen kann. Letztlich liegt es aber vor allem am Lebensstil der Verbraucher, inwieweit Landwirte wirtschaftlich Umweltschutz betreiben können. Dazu sollten Nahrungsmittel wieder einen höheren Stellenwert erfahren – denn sie sind lebensnotwendig und unabdingbar.

Bachelorarbeit von Justin Brinkmann: „Inhaltsanalytische Auswertung von Kommentaren auf Facebook über die Berichterstattung zu den Demonstrationen der Landwirte in Berlin im November 2019“. Betreuung durch Prof. Dr. Marcus Mergenthaler. Fachhochschule Südwestfalen, Fachbereich Agrarwirtschaft, Standort Soest. Kontakt: justin.brinkmann@f3.de

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