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So läuft das bei den Listungsgesprächen
Der Einzelhandel bestimmt die Milchpreise, heißt es. Doch warum lassen sich die Molkereien denn überhaupt auf die Preise ein? Die Süddeutsche Zeitung hat dies jetzt beleuchtet.
Der Einzelhandel bestimmt die Milchpreise, heißt es. Doch warum lassen sich die Molkereien denn überhaupt auf die Preise ein? Die Süddeutsche Zeitung hat dies jetzt beleuchtet.
"Die Molkereien haben erhebliche Mengen an Milch, die sie nur noch mit großen Preissenkungen an den Einzelhandel loswerden", sagt Hubertus Pellengahr, Sprecher des Einzelhandels (HDE). Er wehrt sich aber gegen den Vorwurf, der Einzelhandel nutze seine Marktmacht aus und drücke den Preis. "Bei der Situation brauchen wir gar nicht zu drücken. Die Molkereien gehen von sich aus mit dem Preis runter", sagt Pellengahr. Den Molkereien, sagt Michael Brandl, Geschäftsführer des Milchindustrie-Verbandes, bleibe gar nichts anderes übrig. "Wenn Sie 10 Mio. Liter loswerden müssen, dann hören Sie sich um, was die einzelnen Marktteilnehmer in etwa bereit sind zu zahlen." Da könne man sich an den Käseproduzenten in Russland wenden oder den Milchpulver-Hersteller in Algerien. "Wenn Sie aber feststellen, dass Sie auf dem Weltmarkt zu wenig für die Milch bekommen, dann fragen Sie Aldi, Lidl oder wen auch immer, ob er nicht ein bisschen mehr zahlen will. Dort heißt es dann: In Ordnung, aber ich habe eine Menge billigere Angebote aus ganz Europa." Und am Ende würde man sich irgendwo in der Mitte treffen.
Michael Brandl vertritt die Molkereiindustrie
"Das ist dann ein marktgerechter Preis", ergänzt Einzelhandels-Sprecher Pellengahr in der Zeitung. Besser könne der Einzelhandel den Bauern gar nicht dienen, als ihre Produkte zu marktgerechten Preisen zu verkaufen. "Denn nur so fördern wir den Absatz, der andernfalls wegbrechen würde." Die Verhandlungen zwischen den Molkereien und den Einzelhändlern finden laut der Süddeutschen Zeitung mittlerweile jedes halbe Jahr statt. Jeder Einzelhändler verhandelt getrennt mit seinen Lieferanten. Dennoch lasse sich nicht leugnen, dass die Discounter die Richtung vorgäben, räumt Pellengahr ein. "Das liegt einfach daran, dass die Hälfte der in Deutschland verkauften Milch über Aldi, Lidl und Co. geht. Die Bauern wären dabei immer mit im Boot, bestätigt Brandl. "Die genossenschaftlichen Molkereien besprechen einmal im Monat mit den Landwirten das Milchgeld. Sie müssen alle zustimmen." Würden sie 40 Cent durchsetzen, wäre die Molkerei in kürzester Zeit pleite, so der Molkereivertreter. Und warum wirbt der Handel immer ausgerechnet bei Butter und Milch mit Dumpingpreisen fragt die Zeitung den Handelssprecher abschließend? Das liege daran, dass diese Produkte sehr häufig gekauft werden und damit gut mit dem letzten Einkauf verglichen werden können, antwortet Pellengahr. "Ihre Preise hat man im Kopf." Andersherum bedeute dies, wer bei Butter und Milch zu teuer ist, verliert sofort Marktanteile, auch bei andren Produkten.