Die Suche nach einem Nachfolger des gestern ausgeschiedenen Agrarministers Horst Seehofer hat in Berlin heftige Spekulationen ausgelöst. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, will die CSU diese Frage alleine lösen. Da es zahlreiche Möglichkeiten gibt, hat das Blatt dazu verschiedene Spekulationen zusammengestellt:
1. Das Kabinett wird im großen Stil umgebaut, die CDU bekommt das Wirtschaftsministerium, die CSU im Gegenzug das Verteidigungsministerium. Michael Glos (CSU) könnte ins Landwirtschaftsministerium wechseln, Verteidigungsminister könnte der junge Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg werden, der sich außen- und verteidigungspolitisch hervorgetan hat. Das Wirtschaftsministerium könnten Roland Koch oder Norbert Röttgen (beide CDU) übernehmen. Dieses Szenario ist laut Süddeutscher allerdings ziemlich unwahrscheinlich, da Koch erst nach seiner Abwahl Hessen verlassen darf und Seehofer wisse, dass die Wirtschaftspolitik eine offene Flanke der CSU ist. 2. Die CSU behält das Wirtschaftsministerium, Seehofer besetzt es aber mit Ex-CSU-Generalsekretär Markus Söder oder dem Chef der CSU-Gruppe im EU-Parlament, Markus Ferber. Glos könnte auch bei dieser Variante insLandwirtschaftsministerium wechseln \- es sei denn, Seehofer will dort seinen bisherigen Staatssekretär Gerd Müller oder einen Jungen aus der Landesgruppe platzieren. Diese Möglichkeit könnte schon etwas wahrscheinlicher sein, so die Zeitung. 3. In Berlin bleibt alles, wie es ist, nur Seehofer wird ersetzt. Glos gilt zwar als glücklos in seinem Amt, aber viele in der CSU spüren, dass er sich gerade in diesen Tagen besonders ins Zeug legt, um Profil zu gewinnen. Im Gespräch für die Seehofer-Nachfolge ist erneut Guttenberg, der sich aber verbraucher- und agrarpolitisch bisher keinen Namen gemacht hat. Denkbar ist auch, das Amt mit den CSU-Bundestagsabgeordneten Ilse Aigner, Ferber oder Müller zu besetzen. Staatssekretär Müller hätte den Vorteil, dass er sich nicht einarbeiten müsste, für Aigner, Guttenberg oder Ferber spräche, dass sie als neues Gesicht präsentiert werden könnten. Diese Lösung ist die derzeit Wahrscheinlichste. Seehofer weiß, im Ministerium stehen ausgerechnet in den nächsten Monaten Aufgaben an, die Durchsetzungskraft erfordern. In der zweiten Novemberhälfte finden zentrale Verhandlungen mit der EU-Kommission statt, so die Zeitung. Bei dem Gesundheits-Check geht es um die Reform der Direktzahlungen. Außerdem will Deutschland beim Thema Milchfonds nicht locker lassen.
Hintergrund: Seehofer entlassen (27.10.08)