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Vegetarische Produkte

Stiftung Warentest findet Erdöl in vegetarischem Fleischersatz

Die Stiftung Warentest hat vegetarische Wurst- und Fleischalternativen getestet. Sechs von 20 Produkten erhalten das Gesamturteil 'gut'. Doch was taugen die Alternativen zu Fleisch­produkten?

Lesezeit: 5 Minuten

Die Stiftung Warentest beurteilt in ihrem aktuellen Heft vegetarische und pflanzliche Wurst- und Fleischalternativen. Sechs von 20 Produkten erhalten das Gesamturteil 'gut'.

Seitan-Schnitzel, Lupinen-Bratwurst, Soja-Frikadelle – vegetarischer Fleisch­ersatz erzielt Jahr für Jahr hohe Umsatz­zuwächse. Doch was taugt die Alternative zu Fleisch­produkten? Ist sie gesund, was steckt drin? Im Test von 20 Fleisch­ersatz­produkten, darunter Marken wie Rügen­walder Mühle, Taifun und Valess, schneiden sechs gut ab. Doch längst nicht alle Veggie­produkte über­zeugen, so die Stiftung. Fünf Bratwürste und ein Schnitzel seien mit hohen Mengen an Mineral­ölbestand­teilen belastet.

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Umstritten, aber erfolg­reich

Über den Sinn von Fleisch­ersatz lässt sich treff­lich streiten, weiß auch Stiftung Warentest. Das habe eine Kurz-Umfrage auf test.de diesen Sommer gezeigt. Über 3 600 Personen stimmten ab, ob und warum sie Fleisch­ersatz­produkte kaufen und welche Erwartungen sie dabei antreiben. Während die einen gern ein Veggie-Schnitzel essen, weil es ihrer Meinung nach dem echten Schnitzel sehr nahe kommt, lehnen andere solche „Kunst­produkte“ ab.

Die Tester haben sich daher acht Veggie-Bratwürste sowie je sechs Veggie-Schnitzel und -Frikadellen genauer angesehen. Sie fahndeten nach Tier-DNA und Schad­stoffen, prüften wie viel Eiweiß und Fett die Produkte enthalten und ob Zusatz­stoffe eine Rolle spielen.

Durch­wachsene Test-Bilanz

Das Testfazit fällt durch­wachsen aus: In jeder Produkt­gruppe gibt es über­zeugende Kandidaten, die eine gute Alternative zu ihren fleisch­lichen Vorbildern sind und ihnen in Geschmack und Konsistenz sogar ähneln, so die Tester. Viele Produkte könnten aber noch besser werden: Einige Veggie-Varianten schmeckten trocken, waren schwer zu kauen oder sehr salzig. Auch seien sie nicht per se kalorienärmer als die vergleich­baren Fleisch­produkte. Wer Fett sparen will, müsse genau hinschauen, welches Produkt er auswählt. Mit einigen Frikadellen und Bratwürsten gelinge es, so die Stiftung.

Fleisch­geschmack war kein Muss

Der Fleisch­geschmack von Bratwürsten, Frikadellen und Schnitzeln war in der Verkostung kein Muss ( Vorher-nachher). Wenn das dennoch gelang, gab es Extra­punkte, heißt es weiter. Die Hersteller folgen kulinarisch unterschiedlichen Zielen: Vegetaria etwa spielt im Namen auf das Wiener Schnitzel an („Uns Wienerinnen schmeckts“). Valess sagt hingegen, seine Bratlinge seien „kein Ersatz und auch kein Stell­vertreter“. Zusatz­stoffe enthielten fast alle Produkte: Meist handelt es sich dabei um Verdickungs­mittel – sie sollen helfen, die Masse aus Soja- oder Weizen­eiweiß zusammen­zuhalten.

Wieder hohe Mengen Mineralöl gefunden

Kritischster Fund: Fünf Bratwürste und ein Schnitzel waren laut den Prüfern mit hohen Mengen an Mineral­ölbestand­teilen belastet – das Schnitzel bekam deshalb die Gesamt­note mangelhaft. Die problematischen Substanzen stammen aus zwei Stoff­gruppen, die sich chemisch sehr ähneln: Über­wiegend handelt es sich nach den Analysen um Mosh (Mineral oil saturated hydro­carbons), zu geringen Teilen um Posh (Polymer oligomeric saturated hydro­carbons).

Die Europäische Lebens­mittel­behörde Efsa stuft Mosh als „potenziell besorgnis­erregend“ ein. Einige Verbindungen können sich in menschlichen Organen ansammeln. Für Mosh gibt es bislang keinen Grenz­wert. Ursache kann Weißöl sein, das als Hilfs­stoff in der Produktion zugelassen ist. Es sei aber auch möglich, die Belastung zu minimieren, wie der Test beweist: Gut die Hälfte der Produkte schneide im Prüf­punkt Schad­stoffe mit der Note gut ab.

Mit kritischen Zutaten

Viele Leser wollten nach Angaben der Stiftung Warentest auch wissen, woher die Zutaten kommen. Im Test enthielten zehn Produkte Bestand­teile aus Ei. Die Prüfer fragten bei allen Anbietern nach, woher die Eier kommen: von Boden- bis Biohaltung war demnach alles vertreten. Ebenso fragten sie nach der Herkunft von Soja. Die Hülsen­frucht kann ebenso eine kritische Zutat sein: Im Haupt­anbau­land Brasilien wird für Anbauflächen Regen­wald gerodet, zudem gibt es gentech­nisch veränderte Pflanzen. Alle Produkte im Test wurden darum auch auf gentech­nisch verändertes Soja geprüft.

Vegetarierbund: "Veggie-Wurst schützt das Klima"

Der VEBU (Vegetarierbund Deutschland) nutzt den Test unterdessen dazu, um die Landwirtschaft schlecht zu reden. So schütze nur die Veggie-Wurst das Klima schützt und sei immer die bessere Alternative zu Rindersalami und Schweinehack.

Die Erzeugung von einem Kilogramm Rindfleisch könne bis zu 15.500 Liter Wasser verbrauchen. Das sei so viel, wie ein in Deutschland lebender Mensch im Durchschnitt in einem Jahr beim Duschen benötigt. Die Erzeugung pflanzlicher Fleisch- und Wurstalternativen benötige dagegen sehr viel weniger Wasser. Der Wettbewerb zwischen 'Trog und Teller' wird nach Ansicht des VEBU zulasten vieler Menschen in ärmeren Regionen ausgetragen. Die Tier- und Futtermittelproduktion begünstige die ungerechte Verteilung von Nahrungsmitteln und verschärfe so den Welthunger.

Die allermeisten Nutztiere würden mit großen Mengen an Kraftfutter aus Getreide und Ölfrüchten wie Soja und Raps gefüttert. Nur 43 Prozent der weltweiten Getreideernte dienten direkt als Lebensmittel. In der EU sei es sogar nur ein Viertel. In vielen Fällen könnten Weizen und andere Getreidesorten unmittelbar für die menschliche Ernährung genutzt werden, auch für die Herstellung von pflanzlichen Fleisch- und Wurstalternativen.



Die Tierhaltung ist nach Ansicht des vegetarierbundes auch Hauptverursacher klimarelevanter Emissionen im landwirtschaftlichen Bereich. Global gesehen sei sie laut FAO für 14,5 Prozent der von Menschen verursachten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Damit emittiere die Tierhaltung mehr als der gesamte Transportsektor. Eine vom VEBU und Greenpeace Österreich gemeinsam in Auftrag gegebene Studie belegt, dass die durch den Fleischkonsum ausgestoßenen Treibhausgase um 95 Prozent reduziert würden, wenn stattdessen auf Fleischalternativen gesetzt wird.

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