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Stimmen zum Panorama-Beitrag

Im Panorama-Beitrag vom 22. September verdächtigen die Journalisten Oda Lambrecht und Christian Baars führende Bauernfunktionäre massiver Tierschutzverletzungen. Sie berufen sich dabei auf Aufnahmen, die ohne Wissen der Landwirte im Jahr 2015 entstanden sein sollen.

Lesezeit: 9 Minuten

Im Panorama-Beitrag vom 22. September verdächtigen die Journalisten Oda Lambrecht und Christian Baars führende Bauernfunktionäre massiver Tierschutzverletzungen. Sie berufen sich dabei auf Aufnahmen, die ohne Wissen der Landwirte im Jahr 2015 entstanden sein sollen. Verschiedene Stellen haben sich nun bereits zu Wort gemeldet.


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Der DBV erklärte, die Kritik sei ernst zu nehmen. Wörtlich heißt es aber in einer Stellungnahme:


  • "Das gesendete ältere Bildmaterial stammt offenbar aus widerrechtlichem Eindringen in Ställe im Jahr 2015. Da es aus unklaren Quellen stammt, unter dubiosen Umständen zustande gekommen zu sein scheint und einem Manipulationsverdacht nachgegangen werden muss, ist eine abschließende Klärung und Bewertung schwierig.
  • Die Tierhalter haben mit ihren Hoftierärzten die Vorwürfe geprüft. Die vorliegenden fachärztlichen Stellungnahmen bestätigen die Vorwürfe nicht und widerlegen sie zum Teil.
  • Unabhängig davon entsprechen einige der auf den Bildern älteren Datums sichtbaren Situationen nicht der guten fachlichen Praxis und sind nicht akzeptabel. Die erkrankten Tiere wurden aber nachweislich ordnungsgemäß behandelt und tiermedizinisch versorgt.
  • Die Betriebe haben Praktiken bereits vor längerer Zeit abgestellt, soweit sie zurecht beanstandet wurden."


Die Verwendung von Bildmaterial aus Stalleinbrüchen oder widerrechtlichem Eindringen in Ställe ist laut dem DBV nicht akzeptabel, ebenso wie die mediale Verwertung, die auch hier offensichtlich Vorrang vor dem unverzüglichen Abstellen der beanstandeten Praktiken hatte.


Paul Hegemann erklärt, warum Tiere so aussahen


„Grundsätzlich bedauern wir das Entstehen solcher Bilder, die es in einer tierwohlgerechten Schweinehaltung zu vermeiden gilt“, erklärte der ZDS-Vorsitzende Paul Hegemann am Freitag. Generell fänden im Rahmen der Eigenkontrolle täglich Stallrundgänge statt, um bspw. das Auftreten von Krankheiten frühzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

 

Das Entstehen dieser Bilder vom März vergangenen Jahres erklärt Hegemann durch akuten Kannibalismus (Schwanzbeißen) und entsprechende Verletzungen, die tierärztlich behandelt worden seien. Ergänzend wurde zusätzliches Beschäftigungsmaterial in den Buchten eingesetzt. Leider habe die Behandlung nicht zu dem erhofften Erfolg geführt, so der Vorsitzende des Schweinezuchtverbandes.

 

Außerdem gab es laut seiner Aussage ein Infektionsgeschehen (PRRS und HPS) mit hieraus resultierenden Augenentzündungen. Auch hier ist eine tierärztliche Behandlung erfolgt, u.a. mit einer speziell entwickelten Stallvakzine gegen die Hämophilus Parasuis (HPS = Glässersche Krankeit). „In dem Betrieb findet monatlich ein vorsorglicher Tierarztbesuch statt. Die auf den Bildern erkennbaren Verschmutzungen resultieren aus der Verfütterung von Nebenprodukten der Backwarenindustrie seit dem Frühjahr 2015. Zwischenzeitlich wurde das Futter in der Zusammensetzung angepasst, um die Verschmutzung zu reduzieren“, so Hegemann weiter. Er bedauere die Vorfälle.


Röring kann top-Zustand nachweisen


Über sein Berliner Abgeordnetenbüro hat sich am Donnerstag auch Johannes Röring zu Wort gemeldet – als Abgeordneter wohlgemerkt, nicht als WLV-Präsident. Darin stellte er klar, dass er nur zu 25 % an der Röring GbR beteiligt sei, 75% gehörten seinem Sohn Christian, der alleiniger Geschäftsführer der GbR ist und die Tiere betreut.



Röring habe sich nach Bekanntwerden des Videodrehs 2015 direkt mit der landwirtschaftlichen Prüfstelle QS (Qualität und Sicherheit GmbH) in Verbindung gesetzt und um ein schnellstmögliches Sonder-Audit (Betriebsprüfung) gebeten. Dieses habe sein Betrieb, wie in den vergangenen Jahren, bestanden. 



Die vom NDR-Journalisten übersendeten Bilder habe auch sein Hoftierarzt gesehen, der seit über zehn Jahren die Tierbestände betreut. Von ihm wie vom Geschäftsführer Christian Röring lägen eidesstattliche Versicherungen vor, dass auf den übersendeten Aufnahmen keinerlei Tierschutzverstöße zu sehen sind, so der CDU-Politiker. Die ausführliche Stellungnahme zu allen Bildern habe er dem Journalisten am 21.09.2016 übermittelt und darauf hingewiesen, dass eine Veröffentlichung rechtswidrig ist.



„Immer wieder verschaffen sich so genannte „Tierrechtler“ widerrechtlich Zutritt zu landwirtschaftlichen Betrieben. Ziel dieser Personen ist es, die Nutztierhaltung in Gänze zu diskreditieren. Den Schaden haben die Familien, die psychisch mit dieser Verletzung ihrer Privatsphäre klarkommen müssen. Neben dem widerrechtlichen Zutritt zum Stall meines Sohnes kam es bundesweit noch zu weiteren Aktionen gegen andere Funktionsträger der Nutztierhaltung“, sagte Röring. Die Tatsache, dass die Bilder mit angeblichen Tierschutzverstößen erst eineinhalb Jahre später instrumentalisiert werden, zeige, dass es den Aktivisten nicht um Tierschutz, sondern um eine Kampagne geht. Ein angeblicher Tierschutzverstoß hätte sofort zur Anzeige gebracht werden müssen.


Und am Freitag erklärte Röring als WLV-Präsident: "Tiere erkranken – in freier Wildbahn ebenso wie in der Nutztierhaltung. Auch in der höchstrichterlichen Rechtsprechung wird der Umstand anerkannt, dass dies selbst bei Einhaltung höchster Standards regelmäßig vorkommt. Entscheidend ist, dass kranke Tiere rechtzeitig abgesondert und vom Hoftierarzt fachgerecht versorgt werden. Das ist in unserem Familienbetrieb im Interesse unserer Tiere so gehandhabt worden.“


Aufgrund des nach Prüfung durch seinen Rechtsanwälte rechtswidrigen Vorgehens des Norddeutschen Rundfunks habe er eine Einstweilige Verfügung auf Unterlassung der weiteren Verbreitung des Sendematerials beantragt. Er sei tief enttäuscht vom NDR.



Storck lädt TV-Redakteure in seine Ställe ein


Thomas Storck, der Vorsitzender des Verbandes Deutscher Putenerzeuger e. V. (VDP) und Eigentümer der im Bericht gezeigten Puten erklärt Folgendes:


„Wir als Gemeinschaft der deutschen Putenhalter stehen für eine gute, verantwortungsvolle, tiergerechte Geflügelhaltung ein. Es gilt nach wie vor: Wir als deutsche Geflügelwirtschaft haben nichts zu verbergen, wir verstecken uns und unsere Tierhaltung nicht.

 

Gleichwohl war das wiederholte Eindringen der Tierrechtler in meine Ställe eine Straftat, ein Hausfriedensbruch, den ich natürlich verurteile. Die Art und Weise der aktuellen Berichterstattung hat mich sehr getroffen.

 

Es sind aus Sicht eines Putenhalters schlimme Bilder, die in dem Beitrag gezeigt wurden. Einzelne Tiere sind so stark verletzt, dass man sie umgehend der tierschutzfachlichen Praxis folgend hätte nottöten müssen. Dass dies versäumt wurde, liegt in der Verantwortung der zu diesem Zeitpunkt zuständigen (und nachweislich bereits Anfang 2016 von mir entlassenen) Tierbetreuer, die meine konkrete und detaillierte Handlungsanweisung für einen solchen Fall missachtet haben.

 

Zu den Vorfällen habe ich dem Rechercheteam um Christian Baars, Oda Lambrecht und Silvia Liebrich bereits frühzeitig (am vergangenen Samstagnachmittag) eine detaillierte Stellungnahme zukommen lassen, aus welcher in der Sendung nur unzureichend zitiert wurde.

 

Zudem habe ich Herrn Baars bereits am Samstag auf meinen Hof und in meinen Putenstall eingeladen. Dass die ihm zugespielten Bilder nicht dem Alltag in unseren Ställen entsprechen, wollte ich ihm gerne persönlich bei einem Stallbesuch zeigen. Ich habe ihn zusätzlich zum persönlichen Austausch explizit auch eingeladen, in meinem Stall zu drehen – mir war wichtig, dass Herr Baars sich in seinem Bericht nicht allein auf das Material von Tierrechtsorganisationen stützt.

 

Auf diese Einladung und dieses Angebot ist Herr Baars aber nicht mit einem einzigen Wort eingegangen. Das hat mich sehr enttäuscht. Es ändert aber nichts an unserem Kurs der Offenheit und Transparenz: Ich werde meine Einladung an Herrn Baars, Frau Lambrecht und Frau Liebrich nach der gestrigen Ausstrahlung der Sendung erneuern.“



BV SH: Wem nützt diese Jagd?


Der Bauernverband aus Schleswig-Holstein kommentierte auf Facebook, dass Aktivisten illegal gefilmte Tiere in modernen Ställen bewusst krank aussehen lassen.  Manche Bilder zeigten aber eine Wirklichkeit, von der man sich als Tierhalter klar distanziere. Manches geht nicht.


Doch was bezweckt die ARD?, fragt der Bauernverband. Was der Sender als öffentliches Interesse deute, gleiche einer Jagd - auf einzelne Menschen, die symbolisch für unsere Tierhaltung stehen sollen! Das Material stammt von der Tierrechtsorganisation Ariwa. Der Bauernverband kritisiert dabei, dass die Reporter schon vor Ort recherchieren müssten, wenn die ARD solche Vorwürfe erhebt. Objektivität müsse oberstes Gebot sein.


„Es geht nicht um eine Verbesserung, sondern um die Abschaffung der Tierhaltung. Ist das der Ansatz für Objektivität? Ist dies jetzt auch das Ziel der ARD? Tierhalter Johannes Röhring vermutet, dass tote Schweine absichtlich in die Bucht gelegt wurden. Wurde das von Panorama recherchiert? Nein, die Reporter waren ja nicht vor Ort. Übrigens: Wer nur kranke Tiere hat, der geht pleite. Wurde das hinterfragt? Nein“, schreibt der Verband auf Facebook.


Video von Ariwa



Ostendorff: „Lasst uns diese Zustände beenden“


Noch am Donnerstag meldete sich Grünen-Agrarsprecher Friedrich Ostendorff zu Wort. Ihn erschütterten die Bilder bis ins Mark. „Sie zeigen die grausame Realität der industriellen Tierhaltung. Tierqual ist der Preis für Billigschnitzel“, sagte der Landwirt.

 

Dem Bundeslandwirtschaftsministerium und dem Bauernverband warf er vor, die Zustände in deutschen Mastställen sehr wohl zu kennen. „Geld verdienen oder Tierqual in Kauf nehmen, diese Entscheidung ist beim Landwirtschaftsminister Schmidt und bei den Bauernverbandsfunktionären gefallen.“ Die Ankündigung von Schmidt, es müsse den Tieren am Ende seiner Amtszeit besser gehen, sei unerreichter denn je. Er solle aufhören, die heutige Tierhaltung mit leeren Floskeln zu verteidigen, so Ostendorff. „In den modernen Ställen geht es den Tieren nicht gut, die Tiere ertragen millionenfaches Leid.“


AbL: In Familienbetrieben kaum denkbar


Ähnlich sieht dies der Landesverband Niedersachsen/Bremen der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL). Auffällig bei den gezeigten Bildern sei, dass die verantwortlichen Tierhalter wohl ihrer Kontrollpflicht nicht nachgekommen seien.



Die Reaktion der Tierhalter, man werde gegenüber Arbeitnehmern arbeitsrechtliche Konsequenzen ziehen, spreche zudem dafür, dass in diesen Großbetrieben längst  Lohnarbeits-Strukturen dominierten, bei denen die Betreiber- bzw. Eigentümerfamilien solcher Tierhaltungs-Großanlagen sich selber kaum noch um das Geschehen in ihren Ställen kümmerten, so AbL-Sprecher Eckehard Niemann. Die Vermutung von WLV-Präsident Johannes Röring, die Ariwa-Aktivisten hätten das tote Schwein in die Bucht gelegt, zeigt seiner Meinung nach, wie „hohl und unglaubwürdig die Beschönigung agrarindustrieller Tierhaltungs-Strukturen durch Spitzenfunktionäre des Bauernverbands“ in Wirklichkeit sei.


Christina Jantz-Herrmann,

Tierschutzbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion:


„Grausame Bilder. Es wird ein Bild einer Landwirtschaft gezeigt, die wir so nicht wollen. Die so nicht sein darf. Werden die in der Reportage beschuldigten Funktionäre die Vorwürfe glaubhaft zerstreuen können? Das sollten sie, wollen sie "ihrer" konventionellen Landwirtschaft nicht noch größeren Schaden zufügen. Derartige Verstöße gegen das Tierschutzgesetz - sollten sie zutreffen - dürfen wir keinesfalls tolerieren. Die gesellschaftliche Akzeptanz der Nutztierhaltung wird sich sonst noch weiter verschlechtern.“


Karsten Jennerjahn, Präsident des Bauernbundes:


„Wenn Journalisten kriminell beschafftes, aus dem Zusammenhang gerissenes Filmmaterial verwenden, um einzelne Personen zu diskreditieren, verspricht das zwar öffentliche Aufmerksamkeit, schadet aber der Sache. Dass der Bauernverband Politik für die Agrarindustrie macht, ist kritikwürdig genug. Das ist offensichtlich, dafür muss man nicht unter die Gürtellinie schlagen.“


Es sei zu einer medialen Unsitte geworden, mit der Zurschaustellung kranker Tiere verallgemeinernd die landwirtschaftliche Tierhaltung zu verunglimpfen, meint Jennerjahn. „Krankheiten und Verletzungen gibt es auch bei Menschen, das sind auch keine schönen Bilder, trotzdem sind sie nicht repräsentativ für den Zustand unserer Gesellschaft.“ Alle im Bauernbund organisierten Tierhalter würden gerne ihre Ställe zeigen, aber nicht ohne vorherige Anmeldung.

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