Die Umstände schlagen aufs Gemüt: Deutschlands Wirtschaft schwächelt, die EU ringt um einen gemeinsamen Kurs bei Migration und Verteidigung, Putin, Trump und andere Machthaber bringen das Weltgefüge ins Wanken. Viele Bundesbürger blicken mit Sorge in die Zukunft. Die neue Regierung kann das mit Amtsantritt nicht alles lösen. Aber sie will direkt einige Probleme anpacken, um die Stimmung im Land noch vor der Sommerpause aufzuhellen – und hofft, dass Menschen neuen Mut schöpfen. Für die Landwirtschaft scheint sie dabei auf ein gutes Fundament aufbauen zu können.
Agrar-Geschäftsklima-Index erreicht Bestwert
Denn die Stimmung unter Landwirten hat sich bereits über den Winter gebessert. Das zeigt das neue Rentenbank-Barometer. Darin ist der „Agrar-Geschäftsklima-Index“ im März so hoch geklettert wie seit fünf Jahren nicht mehr.
Das liegt vor allem an der aktuellen Lage: 83 % der Landwirte beurteilen ihre Situation als sehr gut, gut oder befriedigend. Das sind zwei Prozentpunkte mehr als im Winter 2024. Der Blick auf die kommenden Jahre bleibt aber verhalten: Etwa ein Drittel der Landwirte erwartet, dass sich ihre Situation verschlechtert. Nur 10 % gehen künftig von einer besseren oder viel besseren Situation aus – immerhin ein Plus von einem Prozentpunkt. Als Gründe für die bessere Stimmung stechen die hohen Erzeugerpreise in der Tierhaltung sowie das eigene Betriebsmanagement heraus.
WLV Next Generation für junge Landwirte
Umfragen sind das eine, praktische Realität das andere. Doch mindestens beim Nachwuchs scheint sich auch in der Praxis etwas ins Positive zu drehen, zeigt das Beispiel „WLV Next Generation“. Die Gruppe richtet sich an Landwirtinnen und Landwirte sowie Interessierte unter 35 Jahren. Sie organisiert Betriebsbesuche, Fachveranstaltungen und Diskussionen. Gerade praktische Themen wie Stallbau stoßen aktuell auf große Resonanz – ganz anders als noch vor einigen Jahren. Die jungen Menschen sind dabei offen für andere Haltungsformen oder neue Geschäftsfelder.
Das untermauert die Rentenbank-Umfrage: Knapp ein Drittel der befragten Landwirte will Betriebszweige verändern, zum Beispiel den Ackerbau umstrukturieren oder in Photovoltaik investieren. Und knapp ein Fünftel der Tierhalter plant, auf höhere Haltungsformen umzustellen.
Investitionshemmnisse trotz hoher Erzeugerpreise
Doch in der Umfrage und in den Praxisgesprächen kommt auch klar heraus: Noch gibt es nur punktuelle Investitionen, aber keine generelle Investitionsbereitschaft. Zum einen, weil die Produktionskosten hoch sind und die Erzeugerpreise im Pflanzenbau wenig Anreiz bieten. Gleichzeitig können die vergleichsweise guten Preise in der Tierhaltung blitzschnell durch äußere Schocks wie Tierseuchen oder Handelskonflikte abstürzen. Vor allem aber, weil die Agrarpolitik zuletzt die Auflagen sowie Bürokratie hochschraubte, aber keine Planungssicherheit bot.
Das muss die neue Bundesregierung lösen – und sollte die Aufgabe als Chance sehen. Ihr muss es gelingen, einen verlässlichen Rahmen für Ackerbau, Tierhaltung und Wald zu setzen. Dann festigt sich die positive Stimmung – und es kommt wieder vermehrt zu Investitionen in die Zukunft. Im Idealfall schwappt dieser Aufschwung dann auf andere Wirtschaftszweige über – und besänftigt viele angespannte Gemüter.